„Chorzeit“Dirk van Betteray und zwei Sängerinnen sprechen über neuen Projektchor in Oberberg

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Ein Dirigent sitzt an einem Flügel und gibt einer Sängerin mit erhobenen Zeigefinger den Ton an.

„Eine Familie, die sich neu findet“, ist für Dirk van Betteray der Projektchor, mit dem er derzeit ein großes Programm einstudiert.

„Chorzeit“  ist der Titel eines oberbergischen Projektchors der Musikschule der Homburgischen Gemeinden unter der Leitung von Dirk van Betteray.

Viele klassische Gesangvereine haben große Nachwuchssorgen. Einer wachsenden Beliebtheit erfreuen sich dagegen zeitlich befristete Projektchöre. Warum ist das so? Darüber sprach Katja Pohl mit den Teilnehmerinnen von „Chorzeit“, dem Projektchor der Musikschule der Homburgischen Gemeinden, sowie dessen musikalischem Leiter, Dirk van Betteray.

Frau Jürges und Frau Bommes, warum sind Sie bei der „Chorzeit“ dabei?

Margit Bommes: Ich schätze Dirk van Betteray als gut organisierten Planer, der uns als Dirigent fordert. Trotz des hohen Niveaus macht jede Probe Freude, da er viel Leichtigkeit in die Arbeit bringt, gut motivieren kann. Das erste Großprojekt in dieser Form, die Carmina Burana 2006, war für mich der Wahnsinn! Allerdings haben sich dann meine Lebensumstände geändert, und ich bin 2015 erst wieder eingestiegen. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum andere Chöre Probleme haben: sich langfristig zu binden, fällt heute oft schwer, weil sich doch manches schnell und unerwartet ändern kann.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum andere Chöre Probleme haben: sich langfristig zu binden, fällt heute oft schwer, weil sich doch manches schnell und unerwartet ändern kann.
Margit Bommes, Sängerin bei „Chorzeit“

Bärbel Jürges: Die meisten von uns sind immer wieder dabei und haben gar nicht gemerkt, dass sie seit Jahren Teil der Projekte sind. Als Teilnehmender an einem Projekt hast du viel weniger Druck, denn du kannst dich ja mit jedem neuen Start auch wieder neu entscheiden, ob die Proben in den Kalender und ins Leben passen.

Bommes: Und du kannst die Projekte wählen, die dir musikalisch oder gesanglich gut gefallen. Ich zum Beispiel mag einige Stücke aus der Romantik nicht so sehr, war aber mit Begeisterung bei der Carmina Burana dabei.

Herr van Betteray, was sind die Herausforderungen für den Leiter eines Chorprojekts?

Dirk van Betteray: Ich muss das Thema wählen, ohne dass ich weiß, wer letztlich teilnimmt. Aktuell studieren wir eher selten aufgeführte, vorwiegend geistliche Chorwerke von Komponisten ein, die 2024 ein Jubiläum feiern. Dazu gehören Anton Bruckner, Giacomo Puccini, Gabriel Fauré und Bedřich Smetana. Wenn ich jetzt merke, da funktioniert etwas nicht, kann ich umplanen – das ginge beim letzten Projekt, erneut der Carmina Burana, aber natürlich nicht. Ich muss zudem gut darauf achten, dass ich weder unter- noch überfordere. Aber in der Regel kann ich darauf bauen, dass die Erfahrenen die Neuen mitziehen. Und die seit Beginn bestehende Kooperation mit dem Chor '72 gibt ja auch immer einen Rahmen. Es ist jedes Mal eine Chorfamilie, die sich neu findet.

Jürges: Apropos Chorfamilie: Singen ist etwas, das weltweit verbindet. Und so gibt es auch in unseren Projektchören keine Berührungsängste, wenn jemand neu einsteigt. Im Gegenteil, es entstehen Freundschaften.

Was macht das Singen im Chor für Sie aus?

Van Betteray: Singen ist ein ganzkörperliches Tun, der Körper ist das Instrument, mehr braucht es erst einmal nicht. Singen um des Singens Willen macht einfach Spaß, gibt Lebensqualität. Kunst ist ein Wert an sich, den wir nicht unterschätzen dürfen.

Bommes: Ich finde es spannend, auch mal eine andere Stimmlage ausprobieren zu können. Ich singe Sopran, habe aber auch schon im Alt gesungen. Die Stimme verändert sich ja mit den Jahren.

Jürges: Durch die ganz unterschiedliche Literatur, die wir kennenlernen, bleiben wir geistig flexibel. Das gilt für jeden, der in einem Chor singt, nicht nur für solche Projekte. Singen ist ein Gemeinschaftsgefühl, bringt Menschen zusammen.


Das Projekt „Chorzeit“

Wer mitsingen möchte, kann noch bis Ende Februar dazukommen. Der Projektchor „Chorzeit“ richtet sich an Erwachsene mit und ohne Chorerfahrung. Die Proben finden donnerstags von 18 bis 19.15 Uhr im Musikraum hinter der Aula des Schulzentrums Wiehl-Bielstein, Dr.-Hoffmann-Platz 1, statt.

Wie in den meisten Chören werden Männerstimmen besonders gesucht. Ein Teil des Programms ist bei einem Konzert des Bergischen Chorfestes am Samstag, 15. Juni,13.30, Uhr im Altenberger Dom zu hören. Die beiden Gesamtaufführungen werden Anfang November in Wiehl und Morsbach stattfinden.

Weitere Informationen gibt es in der Geschäftsstelle der Musikschule unter (0 22 62) 99 260 oder unter d.vanbetteray@wiehl.de

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