KunststoffindustrieWiehler Firma Reiku investiert zehn Millionen Euro in Neubau

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Ein rechteckiges Industriegebäude in bergiger Landschaft.

Die Visualisierung zeigt, wie der Neubau der Firma Reiku in Wiehl-Bomig Mitte 2025 aussehen soll.

Ein Neuanfang direkt vor der Haustür: Das Kunststoffunternehmen Reiku beginnt nach längerem Vorlauf in Wiehl mit Bauarbeiten für eine neue Produktionsstätte.

Seit 2022 gehört die Wiehler Firma Reiku zur französischen Delfingen-Gruppe. Anders als man befürchten könnte, ist der Standort im Industriegebiet Bomig durch den Eigentümerwechsel nicht gefährdet. Im Gegenteil: Erst dadurch sei es möglich geworden, zehn Millionen Euro für einen Neubau auszugeben, versichern Peter Sailer und David Guitton, die Geschäftsführer der Kunststofffirma. Es ist die größte Investition der bald 55-jährigen Firmengeschichte. Die französische Mutter sei sich mit ihrer oberbergischen Tochter einig, dass Reiku in Wiehl nach dem Einzug Mitte 2025 mehr Maschinen aufstellen und neue Mitarbeiter einstellen wird. Die Zeichen stehen auf Wachstum.

Nur 300 Meter Luftlinie vom derzeitigen Firmengelände entfernt, hatten die Reiku-Chefs am Donnerstag Bürgermeister Ulrich Stücker zu Gast, um die Bauarbeiten mit einem symbolischen ersten Spatenstich zu eröffnen. Seit 2017 steht die Erweiterungsfläche an der Rudolf-Diesel-Straße im Erweiterungsbereich des Industriegebiets bereits zur Verfügung, zwei Jahre später kaufte Reiku das Gelände. Stücker merkt an, dass die Stadt ihre begehrten Gewerbeflächen üblicherweise nur mit einer Bauverpflichtung abgebe. So solle verhindert werden, dass sie als Spekulationsobjekte brach liegen. In diesem Fall habe sich die Stadt aber geduldig gezeigt und dem Unternehmen Zeit gegeben, den Eigentümerwechsel abzuwickeln, wofür sich Sailer und Guitton auch ausdrücklich bedanken.

Stadt Wiehl setzt auf Standortsicherung

Der Firma Reiku habe einer seiner ersten Firmenbesuche gegolten, als er 2015 Wiehler Bürgermeister geworden war, erinnert sich Stücker. „Damals habe ich Zutrauen in das Unternehmen gefasst.“ Beim Verkauf ihrer Gewerbeflächen prüfe die Stadt genau, ob sie sich davon mehr Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen erhoffen darf. Die Standortsicherung eingesessener Unternehmen habe Vorrang, sagt der Bürgermeister. Derzeit gebe es kaum noch freie Flächen, der Bedarf sei aber groß. Die Stadt werde darum auch künftig Baugrund erwerben, wo es möglich ist, und Planungsrecht schaffen. Bei der Regionalplanung sei Wiehl für die nächsten 20 Jahre aber gut aufgestellt.

Fünf Männer hantieren mit Spaten vor einem Bagger.

Beim ersten Spatenstich halfen Bürgermeister Ulrich Stücker (r.) und Bauingenieur Lars Andre Lang (l.) den Reiku-Bauherrn (v.l.) Peter Sailer, Alexander Kohlberg und David Guitton.

Stückers Einschätzung nach ist die Fläche hoch oben im Industriegebiet immerhin „einer der attraktivsten Standorte im Oberbergischen Kreis“. Die Reiku-Geschäftsführer stimmen zu: „Wenn man zweimal abbiegt, ist man auf der Autobahn“, sagt David Guitton. Peter Sailer ergänzt: „Das ist wichtig, weil wir unseren Kunden versprechen, dass alle Bestellungen, die bis 11 Uhr am Vormittag eingehen, noch am selben Tag ausgeliefert werden.“ Bis zu zehn Lkw fahren täglich bei Reiku vor. Das neue Firmengelände werde für diesen Verkehr endlich genug Platz bieten.

Bekenntnis zum Standort Wiehl

Guitton sagt: „Der alte Standort platzt aus allen Nähten.“ Produktion und Lager werden im neuen Gebäude mehr als dreimal so viel Raum zur Verfügung haben wie bisher. Der vom Wiehler Bauingenieur Lars Andre Lang entworfene 7500-Quadratmeter-Komplex besteht aus einem dreigeschossigen Bürogebäude, das in Massivbauweise errichtet wird, und einer dahinterliegenden Produktionshalle aus Stahlbetonfertigteilen.

Das Bekenntnis zum Standort trotz schwieriger Wirtschafts- und Auftragslage habe auch mit dem Fachkräftemangel zu tun, sagen die Reiku-Chefs. Zu ihren 45 Mitarbeitern gehören hoch spezialisierte Fachleute, die man nicht bei einem Umzug verlieren wolle. Bürgermeister Stücker nickt: „Die Faustformel lautet: Bei 20 Kilometern wird es kritisch.“ Zu den besonders wertvollen Mitarbeitern zählen die Geschäftsführer den jungen Kollegen Alexander Kohlberg. Dieser hat erst 2006 als Azubi bei Reiku angefangen und es in der Firma so weit gebracht, dass ihm nun die Projektleitung für den Neubau übertragen wurde. Auch personell hat die Zukunft bei Reiku begonnen.


Ein Wiehler Traditionsunternehmen

Das Kürzel „Reiku“ steht seit der Gründung durch Unternehmensvater Hans Hennemann im Jahr 1969 für „Reißverschluss- und Kunststoffummantelungen“. Solche wiederverschließbaren Leitungshüllen gehören noch immer zum Sortiment, dazu ist eine große Breite anderer Kabelschutzsysteme gekommen. Anfang der 1980er Jahre zog das Unternehmen von Gummersbach nach Wiehl um und übernahm das Firmengebäude von Unitechnik an der Robert-Bosch-Straße im Bomiger Industriegebiet. 

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