Dubiose Telefon-MascheVermeintlicher Berater wollte in Wipperfürth auf Fischzug gehen

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Die Polizei Erfurt warnt aktuell vor Telefonbetrügern.

Wipperfürth – Es geht um Gesetzesänderungen, es geht ums Geld: Als das Telefon klingelte, dachte die 58-jährige Wipperfürtherin zunächst, ihr lokaler Energieversorger rufe an. Doch als der Mann am anderen Ende der Leitung immer weiter auf sie einredete war ihr klar: „Hier versucht mich jemand abzuzocken“ – sie legte auf.

Das sei die richtige Reaktion gewesen, bestätigt Brigitte Becker von der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW in Bergisch Gladbach. Denn dort sind solche Anrufe bekannt: Als vermeintliche Energieberater oder Gebäudesanierer getarnte Drücker.

Anrufer kannte Namen und Adresse

Die angerufene Wipperfürtherin will ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen, aber sie will andere warnen. Denn der Anruf klang zunächst seriös, wenn auch etwas nichtssagend: „Es meldete sich ein „Zusammenschluss für Energie und Sicherheit“, erinnert sie sich. Der Anrufer kannte Namen und Adresse der Wipperfürtherin. Er wusste auch, dass die Familie Eigentümer des Hauses ist.

Als der Anrufer nicht locker ließ, fragte sie konkret nach, um welche Gesetzesänderungen es denn gehe. Doch das wollte der Unbekannte statt am Telefon lieber in einem persönlichen Beratungsgespräch erklären. Das sei „genau die Masche“, erklärt Verbraucherschützerin Becker: „Angst machen.“ In der Regel gehe es den Anrufern darum, bei einem Termin vor Ort einen Vertragsabschluss durchzudrücken, getarnt als Beratungsgespräch. Denn: Kaltakquise per Telefonanruf ist in Deutschland verboten.

Auch im Wipperfürther Fall ging es offenbar in erster Linie darum, einen Termin vor Ort einzustielen. Wenn sie nicht aufpasse, drohten Bußgelder durch die Kommune. „Sie wissen doch, was damals mit den Kanalsanierungen los war“, habe der Anrufer mehrmals gesagt.

Telefonabzocke

Erst am Wochenende hat es in der Hückeswagen den Fall gegeben, dass sich am Telefon ein Betrüger als Mitarbeiter des Softwarehersteller Microsoft ausgegeben hat. Der Betrüger überzeugte einen 71-Jährigen, ihm Kontodaten zu verraten.

Die Polizei rät in solchen Fällen immer: „Seriöse Unternehmen nehmen nicht unaufgefordert Kontakt zu ihren Kunden auf. Sollte sich ein Servicemitarbeiter bei Ihnen melden, ohne dass Sie darum gebeten haben: Legen Sie einfach den Hörer auf.“

Entweder aus Angst vor Bußgeld oder in gutem Glauben, richtig zu handeln, haben in der Vergangenheit schon Hausbesitzer solchen Treffen zugestimmt. Bei den später angebahnten Verträgen, kann es „da auch um hohe Summen gehen“, so Becker. Sie erinnert sich an einen Fall im Bergischen Land, wo es bei dem Termin um einen Vertrag über den Einbau neuer Fenster ging. „Das waren über 20 000 Euro“, berichtet Becker.

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In Wipperfürth gab die 58-Jährige am Telefon vor, sich die Sache überlegen zu wollen. Sie fragte nach einer Rückrufnummer. Die wollte ihr der Unbekannte aber nicht nennen. Die Erklärung: Wegen Corona arbeite er aus dem Homeoffice und seine Frau möge es nicht, wenn ständig das Telefon klingele. „Das hat der richtig gut gemacht, der hatte auf alles eine Antwort“, berichtet sie. Auf die Frage, wo die Firma ihren Sitz habe, nannte er eine Adresse in Köln und auch den Namen seines Chefs.

Einzig: Unter der Postanschrift gibt es in Köln einen Supermarkt, keinen Gebäudesanierer und schon gar keinen Energieberater.

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