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Hilfe für GeflüchteteNicht alles in Wipperfürth ist regenbogenbunt

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Das Foto zeigt Gaby Weiss und Birgit Baumhögger-Habbel, die sich in Wipperfürth in der Flüchtlingsarbeit engagieren

Gaby Weiss (l.) und Birgit Baumhögger-Habbel engagieren sich bei den Mittwochsfrauen-Wipp-Asyl

Auf zehn Jahre ehrenamtliche Arbeit mit Geflüchteten blicken Gaby Weiss und Birgit Baumhögger-Happel zurück. Beide engagieren sich bei den Mittwochsfrauen-Wipp-Asyl.

Vor mittlerweile bald elf Jahren machen sich vor allem Menschen aus dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Syrien auf den Weg nach Europa. Die Solidarität in Deutschland ist damals groß, nicht zuletzt wegen des Satzes „Wir schaffen das!“ der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch in Wipperfürth finden sich Menschen zusammen, die helfen wollen, wenn Geflüchtete in der Hansestadt ankommen.

Die Gruppe „Mittwochsfrauen-Wipp-Asyl“ bildet sich – auf Initiative der heute 77-jährigen Gaby Weiss. Sie blickt auf zehn Jahre ehrenamtlicher Arbeit zurück. „Wir hatten damals das große Glück, dass hauptsächlich Familien zugewiesen wurden. Mir war von Anfang an wichtig, dass die Arbeit auf viele Schultern verteilt wurde – nach einem Aufruf fanden sich direkt 60 Paten zusammen“, erinnert sie sich.

Aus Paten wurden Freunde

Die Patenschaften sind mittlerweile in vielen Fällen zu Freundschaften geworden. Den Vorsitz bei den Mittwochsfrauen – bei denen längst schon auch Männer mit dabei und vor allem auch erwünscht sind – teilt sie sich seit 2022 mit der 56-jährigen Birgit Baumhögger-Habbel. „Ich bin mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs im März 2022 eingestiegen“, sagt sie.

Aus der Gruppe wird 2023 ein Verein. Eine Formsache, gewissermaßen, die Strukturen stehen ja schon einige Jahre. „Unser Vereinszweck ist breit formuliert, das Team bunt, was Altersstruktur, Lebenserfahrung und Netzwerke betrifft“, sagt die 56-Jährige. Was die bunte Truppe eint: „Das humanitäre Anliegen und der Drang, Projekte zu schaffen und umzusetzen“, sagt Birgit Baumhögger-Habbel.

Über 300 Personen werden erreicht

Es gibt zwei zentrale Punkte – einmal die mittlerweile fünf Whats- App-Gruppen, mit denen über 300 Personen erreicht werden. Und das Sprachcafé, das immer dienstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet ist. „Oder auch länger, je nach Bedarf“, sagt Gaby Weiss. Das Sprachcafé findet im Pfarrheim St. Nikolaus statt.

Aber auch, wenn die Arbeit viele positive Begegnungen und Momente hat – sowohl Vorsitzende Gaby Weiss als auch ihre Stellvertreterin Birgit Baumhögger-Habbel möchten nicht den Eindruck erwecken, dass alles regenbogenbunt und fein ist in der Vereinsarbeit und der Hansestadt. Es gibt – vermutlich mehr als vor zehn Jahren – Ressentiments gegenüber Geflüchteten, und bei manchen auch mangelnden Integrationswillen.

Es geht nicht ums Schönreden
Birgit Baumhögger-Habbel

Dem stehen allerdings viele mutmachende Erfolgsgeschichten gegenüber. „Es geht uns nicht ums Schönreden, es ist manchmal auch frustrierend – weil eben neben allen guten Erlebnissen auch strukturelle oder kulturelle Unterschiede stehen, die erst einmal überwunden werden müssen“, sagt Birgit Baumhögger-Habbel.

Das Sprachcafé ist mittlerweile an Stelle der Patenschaften in den Fokus der Flüchtlingshilfe in Wipperfürth getreten. „Wir haben das große Glück, dass wir das Pfarrheim nutzen können. Und es ist uns ein großes Anliegen, alle hier willkommen zu heißen, die das Gespräch suchen, die sich ein Bild von unserer Arbeit machen wollen oder Interesse am menschlichen Miteinander haben“, sagt Birgit Baumhögger-Habbel.

Die wohl größte Veränderung gegenüber dem Jahr 2015 sehen die beiden darin, dass die Arbeit heute aus dem Personenkreis der Geflüchteten mitgetragen wird. „Wir brauchen sie als Multiplikatoren. Sie können Menschen, die neu zu uns gekommen sind, ihre eigenen Geschichten erzählen, davon, wie sie Integration erlebt und geschafft haben. Das hat deutlich mehr Gewicht als wenn wir Deutschen ihnen davon berichten“, davon ist die 56-Jährige überzeugt. www.wippasyl.com