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MühlentagIm Bergisch-Märkischen Pulvermuseum in Wipperfürth gibt es spannende Einblicke

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau hält ein historisches Foto in den Händen.

Anhand von Fotomaterial wurde am Pfingstmontag die ehemalige Pulverindustrie am Neuenhammer in Wipperfürth-Ohl anschaulich erklärt.

Das Villengebäude in der Wipperfürther Ortschaft Ohl wurde 1810 vom Pulver- und Eisenfabrikanten Carl-Theodor Cramer erbaut.

Das alte Villengebäude in der Wipperfürther Ortschaft Ohl, auch als Villa Ohl bekannt, wurde 1810 vom Pulver- und Eisenfabrikanten Carl-Theodor Cramer erbaut und diente später für die Familie Buchholz als Wohnraum. Das Gebäude, vor vielen Jahren denkmalgerecht restauriert, wurde 2004 von Heimatforscher Harry Böseke zum Museum umfunktioniert und beherbergt bis heute Fotos, Dokumente und Objekte, die von der Herstellung des Schwarzpulvers zeugen.

Geleitet vom Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth finden hier immer am ersten Sonntag eines Monats Führungen durch die Villa Ohl und anschließend über das Außengelände zu den Relikten statt. Anhand von Fotomaterial wird die Pulverindustrie am Neuenhammer anschaulich erklärt.

32. Deutschen Mühlentages am Pfingstmontag

Anlässlich des 32. Deutschen Mühlentages am Pfingstmontag, der von der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) sowie ihren Landesverbänden ins Leben gerufen wurde, bot das Pulvermuseum als einer von mehreren Schauplätzen in Oberberg Programm. In Ohl gab's zu jeder vollen Stunde zwischen 11.30 und 15.30 Uhr Führungen. Erich Kahl und Karl-Friedrich Marcus führten Besuchergruppen durch die Räume und über das Gelände.

Dabei zeigten sie den Besucherinnen und Besuchern unter anderem wichtige Zeitzeugen-Dokumente und historische Fotografien, die das teils gefährliche Arbeitsleben der Pulverarbeiter deutlich machten. „Um 1800 herum wurde hier mehr Schwarzpulver hergestellt als in ganz Frankreich“, erklärte Erich Kahl. Darüber zeigten sich nicht wenige Besucherinnen und Besucher deutlich verblüfft. „Verkauft wurde Schwarzpulver hier schon um 1620“, ergänzte Kahl.

Villa Ohl in Wipperfürth: Pulverherstellung genauer betrachtet

Weiter ging es im Rahmen der Führung in einen großen Nebenraum der Villa Ohl, in dem die Pulverherstellung genauer betrachtet werden konnte. „Benötigt wurden 65 Prozent Salpeter, 22 Prozent Schwefel und 13 Prozent Holzkohle. Alles wurde, je nach Art der Benutzung, ob für Pistolen, Gewehre oder dergleichen, im richtigen Verhältnis angemischt und dann verdichtet“, erklärte Karl-Friedrich Marcus.

Während der Herstellung hätten die Arbeiter zwingend darauf achten müssen, dass kein Funke flog. Denn sie mussten   Holzschuhe tragen – ohne Schutzkappen. „Nur ein Funke konnte zur Katastrophe führen. Das ist einst am Standort Ballenbrügge geschehen. Dort kam es des nachts zur Explosion und am nächsten Morgen war nur noch ein Loch übrig“, erzählte Kahl. Marcus ergänzte jedoch: „Die Arbeiter waren sich der Gefahr durchaus bewusst.“

Per Zweiachser und Pferdegespann wurde das Schwarzpulver nach der Herstellung schließlich zu den Kunden gebracht, berichteten die beiden Männer im Laufe der Führung weiter.   „Eine schwarze Fahne mit einem ,P' wies auf die explosive Fracht hin. Zum Teil wurde das Pulver bis nach Rotterdam oder Petersburg gebracht und hat dafür rund 30 Kilometer am Tag zurückgelegt“, sagte Karl-Friedrich Marcus, dass das Schwarzpulver zuweilen auch per Schiff transportier worden sei.

Geendet hat der Betrieb der Pulverfabrikation in Wipperfürth-Ohl um 1930, schloss Markus seinen Vortrag, ehe die Besucherinnen und Besucher den beiden Männer des Heimat- und Geschichtsvereins wieder ins Freie folgten. Dort wurden im Anschluss an die Begehung der Räume im Gebäude bei einer weiteren, eineinhalb stündigen Führung auch die wichtigen Außenplätze der Produktion gezeigt.