Negative AuswüchseAnwohner in Wipperfürth entsetzt über Wildpinkler

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Wildpinkler

Ein Wildpinkler.

Mehr als 20.000 Jecke feierten den Zoch in Wipperfürth, doch an Ellers Ecke waren Anwohner entsetzt über rund 200 Wildpinkler.

Ausgelassen zu feiern gehört zum Karneval. Wo viel getrunken wird, gibt es auch ein entsprechend hohes Bedürfnis, die Flüssigkeit wieder loszuwerden. Dass dies nicht in der Öffentlichkeit geschieht, sondern auf einer Toilette, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Doch gerade mit zunehmendem Alkoholpegel fallen die Hemmungen.

Das Wildpinkeln am Rande des Wipperfürther Karnevalszugs beklagen Anwohner an Ellers Ecke. In unmittelbarer Nähe der Balkone und Eingangstüren der Häuser, die an den kleinen Grünbereich an Ellers Ecke grenzen, hätten insgesamt rund 200 männliche und auch weibliche Jecke ohne Rücksicht auf Anwohner und Passanten ihr Geschäft erledigt. Der Anblick und auch die anschließende Geruchsbelästigung seien unerträglich, so ein Anwohner, der am Dienstag auch das Ordnungsamt über diese Zustände informiert hat. Die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Mehrfamilienhäuser am Park hätten vom Fenster aus den Zug sehen wollen, nicht aber die schamlosen Jecken.

„Unerträglicher Anblick“

Eine Kontrolle durch Mitarbeiter der Stadt sei personell sicher nicht zu stemmen, sagte einer der Betroffenen dieser Zeitung. Er schlage daher vor, dass im kommenden Jahr an Ellers Ecke entsprechende mobile Toiletten aufgestellt würden. Eventuell könne es ja auch den Getränkeständen zur Auflage gemacht werden, entsprechende Toilettenhäuschen in der Nähe ihrer Stände aufzustellen, überlegt er. Auch bei der Narrenzunft Neye, dem Veranstalter des Sonntagszugs, hätten sich Anwohner über die Wildpinkler beschwert, berichtet ein Anwohner. Zugleiter Klaus Pusch schätzt, dass rund 25 000 Jecke am Zugweg gestanden haben, und teilt mit, dass das Aufstellen von Toiletten am Wegesrand jedoch keine Aufgabe des Karnevalsvereins sei.

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Toilettenwagen waren keine 300 Meter entfernt

Wie die Stadt auf Anfrage mitgeteilt hat, gab es einen Toilettenwagen mit einem behindertengerechten Klo auf dem Marktplatz und einen auf dem Kölner-Tor-Platz. Beide sind von Ellers Ecke weniger als 300 Meter entfernt.

Wildpinkeln ist nach Paragraf 118 des Ordnungswidrigkeitengesetzes strafbar. Das Bußgeld für Urinieren in der Öffentlichkeit kann eine Kommune selbst festlegen. In Köln werden zwischen 60 und 200 Euro fällig. Dabei wird berücksichtigt, ob das Urinieren etwa in einem Gebüsch oder an einem Baum erfolgte oder an einem Gebäude. In Wipperfürth sind 30 Euro Bußgeld vorgesehen.

Bei Erregung öffentlichen Ärgernisses kann Wildpinkler auch eine Klage drohen

Wenn sich aber durch die Notdurft im Freien andere Menschen gestört fühlen, kann eine Klage drohen. Dann wird es möglicherweise als Erregung öffentlichen Ärgernisses gewertet und kann mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr geahndet werden. Das ist dann kein Kavaliersdelikt mehr.

Nicht nur die Wildpinkler sorgten an Ellers Ecke für Ärger. Mit viel Liebe gestaltet Gärtner Michael Hesse seit Jahren, immer ehrenamtlich und stets auf eigene Kosten, das Beet auf der Insel zwischen Unterer Straße und Hochstraße. Es ist immer ein Hingucker. Nun wurde dieses Beet während des Karnevalszugs von feiernden Jecken völlig zertrampelt, alle Blumen sind zerstört. Am Rosenmontag war der Gärtner schon wieder dabei, die schlimmsten Schäden und den gröbsten Müll zu beseitigen.


Mobiles Angebot

Auch in Ründeroth bleibt der Bierdurst nicht ohne Folgen. Stefan Schmidt ist der für die Leitung des Umzugs zuständige Schirrmeister des Karnevalsvereins und bedauert: „Leider haben wir immer mit Wildpinklern zu tun.“ Das Verhalten der Zugteilnehmer und der Zuschauer habe sich aber gebessert. Der Karnevalsverein nehme das Problem ernst und habe die Zugstrecke von Jahr zu Jahr mit mehr Toilettenwagen und Dixi-Klos ausgestattet. Vor drei Jahren, berichtet Schmidt, habe man am Aldi-Parkplatz, auf dem sich der Zug formiert und sich die Wagenbesatzungen und Fußgruppen in Stimmung bringen, auch ein Freiluft-Pissoir aufstellen lassen, um ein zusätzliches Angebot für die Herren zu schaffen.

Das Urinal hinter den Dixi-Klos bietet vier, im Kreis angeordnete Plätze für Karnevalisten mit Harndrang. Die langen Schlangen vor den mobilen Häuschen hätten aber gezeigt, dass auch für die Damen mehr Kapazitäten geschaffen werden müssen, sagt Schmidt und kündigt weitere Buden für den kommenden Rosensonntag an. (tie)

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