GerichtsverhandlungUnfallverursacher zeigte sich vor Wipperfürther Amtsgericht geständig

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Das Strafgesetzbuch

Das Gericht stellte am Ende den Prozess gegen den Autofahrer ein.

Der Zusammenprall eines Kradfahrers mit einem Auto endete für einen 49 Jahre alten Polizisten schlimmer als zunächst angenommen. 

Dass die längerfristigen Auswirkungen eines auf den ersten Blick glimpflich verlaufenen Verkehrsunfalls weit drastischer sein können, als zunächst angenommen, ist eine Erfahrung, die man nicht unbedingt machen möchte. Weder als Betroffener noch als Verursacher des Unfalls. Machen musste sie ein 61-jähriger Wipperfürther nun vor dem Amtsgericht.

Autofahrer übersah beim Wendemanöver den Kradfahrer 

„Ich bin froh, dass dem Motorradfahrer nichts Schlimmeres passiert ist“, sagte der Angeklagte, der den Vorfall vom August des Vorjahres ansonsten einräumte. Konkret war er mit seinem Auto auf der Egener Straße in Wipperfürth unterwegs gewesen, als er feststellte, in die falsche Richtung zu fahren. Beim Wendemanöver übersah er einen von hinten herankommenden Motorradfahrer. Der konnte nicht mehr bremsen, fuhr in die Front des Autos, überschlug sich und landete auf der Straße. 

Natürlich sei er sofort ausgestiegen, dabei habe er auch mit dem Motorradfahrer, einem 49-Jährigen aus Solingen, gesprochen. Und hier war es dann zur ersten Einschätzung gekommen, dass alles noch einmal glimpflich ausgegangen sei. „Es ist aber wohl deutlich schlimmer gewesen“, sagte der Richter, ehe er den Solinger in den Zeugenstand rief. Der Mann war Polizeibeamter, der vor seinem Nachtdienst mit dem Motorrad noch ein wenig das schöne Wetter ausnutzen wollte.

Mit zwei gebrochenen Beinen im Krankenhaus

Dass er stattdessen mit zwei gebrochenen Beinen im Krankenhaus landen und die folgenden fünf Wochen im Rollstuhl verbringen würde, hätte er wohl nicht gedacht. Auch wenn er wohl direkt gemerkt habe, dass etwas nicht in Ordnung sei, nachdem er auf der Straße gelandet sei. „Ich habe sofort festgestellt, dass die Beine betroffen sind“, sagte er dann auch.

Auch wenn sich die Heilung verzögert habe, sei er heute, etwa ein Dreivierteljahr später, wieder weitgehend hergestellt. „Es ist alles verheilt, aber es dauert eben. Ich fange langsam wieder an, Sport zu machen. Ich bin 30 Jahre unfallfrei Motorrad gefahren“, sagte er noch. Zu arbeiten habe er bereits Anfang Dezember des Vorjahres begonnen. Eine 54-Jährige, die den Unfall gesehen hatte, wurde ebenfalls als Zeugin gehört, konnte aber auch nur das bestätigen, was bereits bekannt war. „Ich sehe das bis heute alles irgendwie in Zeitlupe, wenn ich daran denke“, schilderte sie das Geschehen. 

Lag in dem Fall eine Straftat vor?

Letztlich ging es im Strafprozess am Wipperfürther Amtsgericht jedoch darum, ob eine Straftat vorlag. „Wir haben hier keinen Kriminellen, sondern einen Menschen, der in einem Moment des Augenblickversagens einen Motorradfahrer übersehen hat“, sagte dann auch der Verteidiger. Und stellte die Möglichkeit einer Einstellung gegen eine Zahlung an den Geschädigten in den Raum. „Die müsste aber durchaus höher sein, da ich ansonsten auch ein Fahrverbot verhängt hätte“, sagte die Staatsanwältin, und auch der Richter signalisierte sein Einverständnis.

„Ich bin wirklich entsetzt darüber, als ich gehört habe, was durch den Unfall passiert ist“, sagte der Angeklagte noch. Das Verfahren wurde schließlich gegen eine Zahlung von 2500 Euro als zusätzliches Schmerzensgeld an den Geschädigten eingestellt.

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