Idee wird nicht weiterverfolgtDie Hängebahn von Wipperfürth nach Köln bleibt ein Traum

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Ein „SkyTrain“ fährt bei der Vorstellung zum Düsseldorfer Flughafen.

Die Pläne für eine Hochbahn, hier der Skytrain am Düsseldorfer Flughafen, zwischen Köln und Wipperfürth, werden nicht weiter verfolgt.

Vor mehr als vier Jahren hatte der ehemalige Wipperfürther Bürgermeister Michael von Rekowski die Idee einer Hochbahnverbindung vorgestellt.

Mehr als vier Jahre ist es jetzt her, dass die Pläne von einer Hochbahnverbindung zwischen Köln und Wipperfürth für Aufmerksamkeit sorgten. Der damalige Wipperfürther Bürgermeister Michael von Rekowski stellte die Ideen von einer schnellen Verbindung von unter einer Stunde im Oktober 2019 öffentlich vor. Am 19. August hatte die Auftaktveranstaltung „Regionale Entwicklungsinitiative ÖPNV Köln – Bergisch Gladbach – Kürten-Wipperfürth“ statt.

Es habe einen offenen Diskurs unter den 16 Teilnehmern aus den unterschiedlichen regionalen Institutionen gegeben. Die Trassenentwicklung sollte im Regionalplan berücksichtigt werden, aber auch eine Trasse in Richtung Bonn und Leverkusen betrachtet werden. Die Teilnehmer hätten ihre Zustimmung zum Leitgedanken „Unter einer Stunde in Köln“ gegeben und ihre Mitwirkung bei der ÖPNV-Entwicklungsinitiative zugesichert. Man müsse die große Lösung im Blick haben, aber auch Zwischenschritte aktiv angehen. Dazu gehören die Schnellbusse und Mobilstationen, die sich in der Testphase befinden. Die Mobilität müsse schon heute optimiert werden.

Hätte eine Hochbahn zwischen Wipperfürth und Köln Vorteile?

Eine Hochbahn habe zahlreiche Vorteile: Sie könne kreuzungsfrei fahren und der Topographie leichter angepasst werden. Zudem seien die erforderlichen Eingriffe in die Natur geringer als bei anderen Lösungen. Die Betonpfeiler für die einseitige Aufhängung benötigten relativ wenig Raum, von daher sei auch weniger Grunderwerb erforderlich. Auch die Barrierefreiheit der Haltestelle lasse sich verwirklichen.

Die Aussagen damals bezogen sich auf ein Schwebebahnsystem, oder richtiger formuliert eine Hängebahn. Als Hochbahnen werden Bahnen bezeichnet, die zur Straßenebene auf einer höheren Ebene verlaufen, das kann auch geständert oder auf Viadukten erfolgen, wie das in Städten wie Berlin und Hamburg der Fall ist. Dabei sind Platzbedarf und Bauaufwand deutlich höher als bei einer Schwebebahn, wie sie dem damaligen Wipperfürther Bürgermeister vorschwebte.

Die bekannteste Schwebebahn ist sicher die Wuppertaler, aber auch in Dortmund und am Düsseldorfer Flughafen gibt es entsprechende Transportmittel. Dort jeweils über relativ kurz Strecken. 3,1 Kilometer lang ist die Dortmunder Bahn, die voll automatisiert täglich rund 8000 Personen transportiert. Elmar Middeldorf, Geschäftsführer der H-Bahn-Gesellschaft Dortmund mbH, sagt dieser Zeitung gegenüber damals, dass er das System nur für geeignet halte, um etwa Trabantenstädte anzubieten oder Verkehrsknotenpunkten zu verknüpfen. Ziel sei es, in kurzer Zeit viele Personen zu befördern.

Hochbahn in Wipperfürth: Geringes Tempo und hohe Kosten

In Dortmund verkehren die ohne Fahrer fahrenden Wagen im 40-Sekunden-Takt. In der Ruhr-Metropole bindet die Bahn die Technische Hochschule an und befördert rund 8000 Fahrgäste täglich. Eine Erweiterung ist geplant, die Machbarkeitsstudie sollte Ende vorigen Jahres vorliegen. Einen Kilometer Hochbahn zu bauen, koste rund 15 Millionen Euro, so Middeldorf im Jahr 2019. Die Geschwindigkeit der per Rollen angetriebenen Wagen liegt bei Tempo 50, die Wuppertaler Schwebebahn schafft Tempo 60.

Die relativ niedrige Geschwindigkeit, aber auch die enormen Kosten für den Bau einer Verbindung waren mit ein Grund, warum von den Plänen nichts mehr zu hören war. Auch eine Machbarkeitsstudie und eine Analyse des Kundenpotenzials wurden nie in Auftrag gegeben. Über die Anbindung von Wipperfürth an Köln hatten sich Michael von Rekowski, seine Amtskollegen aus Bergisch Gladbach und kürten sowie Henriette Reker, die Oberbürgermeisterin aus Köln bei einem Treffen in der Hansestadt ausgetauscht. Doch danach war von den Plänen nichts mehr zu hören. Die Stadt Köln antwortete auf Nachfrage dieser Zeitung, dass es keine aktuellen Planungen für eine neue Verbindung nach Wipperfürth gebe. Kenntnisse, ob das Projekt fort weiter verfolgt werde, habe man nicht.

Eine schnelle Anbindung an Köln sei absolut wünschenswert, sagt Wipperfürths Bürgermeisterin Anne Loth, die Pläne für eine Hängebahn würden aber nicht weiterverfolgt. Ein entsprechender Auftrag der Politik liege auch nicht vor.

Die Idee einer Hochbahn in Wipperfürth liegt nun auf Eis

Der zuständige Verkehrsdezernent der Stadt Bergisch Gladbach, Ragnar Migenda, teilte mit: „Die Stadt Bergisch Gladbach forciert neben den Anstrengungen, die Verkehrswende in Bergisch Gladbach voranzubringen, den Ausbau der S 11 mit zweitem Gleis, mit dem Ziel eine Taktverbesserung von derzeit 20 Minuten auf sechs Minuten sowie die Verlängerung der Linie 1 bis nach Kürten-Spitze zu realisieren. Darüber hinaus befinden sich Überlegungen zum Ausbau der Linien 3 und 18 in der Prüfung.“

Überlegungen zu weitergehenden alternativen Verkehrsformen, wie eine etwaige Hochbahn von Wipperfürth über Bergisch Gladbach nach Köln und zurück, seien nicht Gegenstand politischer Diskussionen und planerischer Anstrengungen. Willi Heider, Bürgermeister von Kürten teilte im Gespräch mit, dass die Idee natürlich reizvoll sei, aber alleine die zu erwartenden enormen Kosten, und die Frage wer und wie sie finanzieren solle, dazu geführt habe, die Idee vorerst nicht weiterzuverfolgen.

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