Das Jugendamt Wipperfürth will Kinder ohne elterliche Fürsorge stärker individuell betreuen und sucht dafür Menschen.
JugendhilfeWipperfürther Jugendamt sucht engagierte ehrenamtliche Vormünder

in Jugendlicher fährt auf Inlinern auf dem Flur des Kinderheims, in dem er lebt.
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Wenn Eltern nicht in der Lage sind, sich um ihre Kinder zu kümmern, springt das Jugendamt ein. Das Familiengericht bestellt einen Amtsvormund, der sich unter anderem um die finanziellen Angelegenheiten und die Gesundheitsfürsorge kümmert. Auch im Wipperfürther Jugendamt gibt es eine Mitarbeiterin, die als Amtsvormund tätig ist. Doch sie betreut rund 30 Kinder und Jugendliche aus Wipperfürth und der Region. Eine persönliche Beziehung aufzubauen, ist da gar nicht möglich.
Ehrenamtler sind hochmotiviert
Abhilfe schaffen sollen ehrenamtliche Vormünder. Die gab es zwar bislang auch schon. „Aber der Gesetzgeber stellt die Rolle der Kinder und Jugendlichen jetzt stärker in den Mittelpunkt“, erklärt Lisa Krugmann. Sie ist im Wipperfürther Jugendamt mit einer halben Stelle für die Koordination der Vormundschaften zuständig. Die neue Stelle besteht seit eineinhalb Jahren.
Zunächst musste ein Konzept erstellt werden, das die Zuständigkeiten und Abläufe festlegt. Es gibt verschiedene Gründe, warum Eltern die Vormundschaft für ihre Kinder nicht ausüben können. Zum Beispiel, wenn ihnen das Sorgerecht entzogen wurde oder das Sorgerecht ruht. Oder wenn minderjährige Flüchtlinge ohne Eltern nach Deutschland kommen.
Nähe schaffen wo Familie fehlt
Diese Kinder und Jugendlichen leben in der Regel in einer Wohngruppe oder eine Pflegefamilie. Die meisten sind zwischen zehn und 18 Jahre alt, mitunter sind auch Säuglinge dabei. Anders als ein Amtsvormund ist ein ehrenamtlicher Vormund immer nur für ein Kind verantwortlich, um es zu begleiten, zu unterstützen und wichtige Entscheidungen für und mit dem Kind zu treffen. Für diese verantwortungsvolle Aufgabe sucht das Wipperfürther Jugendamt jetzt Ehrenamtler.
Wer eine solche Aufgabe übernimmt, sollte motiviert sein und muss Zeit für Kontakte haben. Er oder sie sollte zuverlässig und verbindlich gegenüber dem Mündel sein. Wichtig sind Offenheit, Einfühlungsvermögen und Freude im Umgang mit Kindern und Jugendlichen.
Voraussetzungen für das Ehrenamt
Wer sich für die verantwortungsvolle Aufgabe interessiert, der kann mit dem Jugendamt Kontakt aufnehmen (siehe Kasten). Bewerberinnen und Bewerber müssen einen zwölfseitigen Fragebogen ausfüllen, der unter anderem nach der Motivation fragt, nach Erfahrungen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen und den eigenen Erwartungen. Verlangt werden ferner ein erweitertes Führungszeugnis und eine Schufa-Auskunft.
Denn der Vormund soll ja auch für die Finanzen des Mündels verantwortlich sein. Es ist auch möglich, die Vormundschaft aufzuteilen, so dass der Amtsvormund weiterhin für bestimmte Bereiche zuständig bleibt. Am Ende entscheidet ein persönliches Gespräch mit zwei Mitarbeitern des Jugendamtes.
Ehrenamtliche Vormünder werden geschult und können sich, wie Krugmann betont, mit ihren Fragen und Anliegen jederzeit an das Jugendamt wenden. Auch ein regelmäßiger Austausch der Vormünder untereinander ist vorgesehen. „Niemand wird alleine gelassen“, versichert Krugmann. Als Aufwandsentschädigung enthält ein Vormund eine Pauschale von 450 Euro pro Jahr.
Lisa Krugmann hofft, dass sich einige Frauen und Männer für einen Einsatz als ehrenamtlicher Vormund interessieren, und das Wipperfürther Jugendamt irgendwann auf eine Auswahl an Vormündern zurückgreifen kann. An einer kürzlich durchgeführten Infoveranstaltung nahmen sieben Interessenten zwischen 30 und 60 Jahren teil. „Ehrenamtler bringen eine hohe Motivation mit“, sagt Krugmann. Ihr Einsatz könne zudem helfen, die Angestellten des Jugendamts ein Stück weit zu entlasten.
Kontakt
Lisa Krugmann ist im Jugendamt der Stadt Wipperfürth zuständig für die Koordinierungsstelle Vormundschaften. Für Fragen ist sie unter der Nummer (0 22 67) 6 45 23 und per E-Mail an lisa.krugmann@wipperfuerth.de zu erreichen.
Das Jugendamt der Stadt Gummersbach wird zum 1. Januar 2026 ebenfalls eine solche Koordinierungsstelle einrichten.
Die Jugendämter des Oberbergischen Kreises und der Stadt Wiehl suchen ehrenamtliche Vormünder dagegen bevorzugt im sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen, zum Beispiel bei Pflegefamilien.

