Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

KompromissWipperfürther Musikschullehrer erhalten feste Stellen

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt einen Musikschüler, der auf einer Blockflöte spielt.

Ein Musikschüler spielt auf einer Blockflöte.

Die Stadt Wipperfürth will den Honorarkräften der Musikschule eine Festanstellung anbieten. Gleichzeitig wird geprüft, ob die Schule in eine gGmbH umgewandelt werden kann.

Die Hansestadt Wipperfürth bietet den Dozentinnen und Dozenten der städtischen Musikschule zum 1. September dieses Jahres eine Festanstellung an. Geschaffen werden sieben Vollzeitstellen, die anteilig besetzt werden. Die Musikschulgebühren dürften zur Kompensation voraussichtlich steigen.

Gleichzeitig prüft die Verwaltung, ob die Musikschule zu einem späteren Zeitpunkt in eine städtische Tochtergesellschaft in Form einer gemeinnützigen Gesellschaft (gGmbH) überführt werden kann. Falls dies geschieht und der Rat einer solchen gGmbH zustimmt, könnten die Dozenten dort angestellt werden.

Wipperfürth prüft Gründung einer gGmbH

So lautet der Kompromiss der Verwaltung, den der Stadtrat am Dienstagabend nach einer sehr intensiv geführten Debatte einstimmig verabschiedet hat. Rund 50 Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten die Sitzung, darunter etliche Musikschullehrkräfte.

Die Frage, wie es mit der Schule weitergeht, wird seit Monaten kontrovers diskutiert. Das Rathaus und Bürgermeisterin Anne Loth wurden mit Stellungnahmen, Anrufen und Protestschreiben geradezu überrannt. Viele befürchten, dass langjährige Lehrkräfte Wipperfürth den Rücken kehren, weil sie anderswo bessere Konditionen erhalten. Das würde die Existenz der Bläserklassen an den Grundschulen St. Antonius, Kreuzberg und dem EvB-Gymnasium sowie in Marienheide gefährden.

Es ist davon auszugehen, dass das hohe Niveau und die Qualität der Musikschule bei potenziellen Kündigungen nicht gehalten werden kann.
Stellungnahme der Verwaltung zu einer Anfrage der SPD

Auch die Verwaltung teilt diese Sorgen. „Es ist davon auszugehen, dass das hohe Niveau und die Qualität der Musikschule bei potenziellen Kündigungen nicht gehalten werden kann. Das Nachrücken von qualifizierten Nachfolgern wird als schwierig eingestuft“, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der SPD. Die Sozialdemokraten hatten erneut beantragt, die bisherigen Honorarkräfte fest anzustellen und die Umsetzung des sogenannten „Herrenberg-Urteils“ umzusetzen.

Für viele überraschend kam die FDP mit einem weitergehenden Alternativantrag, der erst kurz vor der Ratssitzung eingereicht worden war. Ihr Vorschlag: Die Honorarkräfte sollen in eine sozialversicherungspflichtige Festanstellung nach Tarif überführt werden, aber sie werden nicht bei der Stadt, sondern bei einer neu zu gründenden gGmbH angestellt.

Überraschender Antrag der FDP

Aus Sicht der Liberalen hätte das mehrere Vorteile: Die Schule könne sich eigenständig auf Inhalte fokussieren und wäre nach außen sichtbarer – ein Vorteil bei der Sponsorensuche – , die Leistungs- und Kostentransparenz würden steigen, der städtische Personalstand werde nicht weiter erhöht.

Kämmerer Jens Groll teilt diese Einschätzung. „Jede Kommune ist verpflichtet, wirtschaftlich zu handeln“, betonte er. Er verwies auf Parallelen zum Bauhof, dessen Mitarbeiter in eine Anstalt des öffentlichen Rechts überführt werden. Eine gGmbH sei ein bewährtes Modell, betonte Groll. Bürgermeisterin Anne Loth verwies auf jährlich 400.000 Euro Mehrkosten, die eine Festanstellung koste, und warb für den modifizierten Antrag der Verwaltung.

Detlev Hoffmann unterrichtet an der Musikschule Wipperfürth Klarinette und leitet das Jugendblasorchester. „Wir Dozenten haben uns im Anschluss zusammengesetzt und sind relativ zufrieden mit der jetzigen Lösung“, sagte er. „Ich habe Angebote von anderen Musikschulen, werde aber erst einmal in Wipperfürth bleiben. Jetzt kommt es darauf an, welche Verträge uns die Stadt anbietet und was dort drin steht.“