IntegrationszentrumAnti-Rassismus-Chefin spricht Klartext im Kreishaus Bergisch Gladbach

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Amtsleiterin Tiemann (2.v.l.) mit Preisträgern, die ihre Bilder präsentieren.

Redete Tacheles im Kulturausschuss: Amtsleiterin Sophia Tiemann (2.v.l.), hier bei einer Siegerehrung zum Fotowettbewerb zum Thema „An(ge)kommen – Der Rheinisch-Bergische Kreis mit meinem Blick“.

Arbeit gegen Rassismus ist Kernaufgabe des Kommunalen Integrationszentrums Rhein Berg. Im Ausschuss sprach Chefin Sophia Tiemann Klartext.

Arbeit gegen Rassismus und für die Förderung demokratischer Werte – das ist eine Aufgabe, die in den vergangenen Wochen, nach den Berichten über Treffen rechter und rechtsextremer Kreise zur Vertreibung deutscher Staatsbürger und den Protesten vieler Demokraten in großen und kleinen deutschen Kommunen, darunter Bergisch Gladbach, Rösrath, Kürten und bald auch Overath, einen ganz hohen Stellenwert gewonnen hat.

In der jüngsten Sitzung des Kreis-Kulturausschusses gaben Björn Hesse, neuer Leiter des Kommunalen Integrationszentrums (KI), und seine Chefin Sophia Tiemann einen Einblick in die Arbeit des KI.

Engagiertes Plädoyer für Menschenfreundlichkeit und Aufklärung

Die auf dem früheren Zanders-Gelände angesiedelte Stelle kümmert sich vor allem um den Weg neu ankommender Menschen in die deutsche Gesellschaft – aber auch, und darauf wies Tiemann geradezu kämpferisch hin, um die Arbeit gegen Rassismus und rechtsextreme Hetze.

Die beim Kreis für Bildung und Integration zuständige Amtsleiterin sprach im Ausschuss für Schule, Sport und Kultur von einem „unglaublichen Bildungsauftrag“. Gerade junge Menschen, die sich viel in den digitalen Medien bewegten, seien „gefährdet durch gezielte Desinformationskampagnen, die Ängste schüren und Vorurteile wecken“.

Wir merken, dass da vom rechten Spektrum gefischt wird.
Sophia Tiemann über soziale Medien

Tiemann: „Wir merken, dass da vom rechten Spektrum gefischt wird.“ Die Gegenmittel: Via Bildungs-Netzwerk würden junge Leute über Informations-Recherchen und Gefahren im Netz informiert.

Ein anderes Mittel sei das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. In diesem Netzwerk weiterführender Schulen gehe es darum, dass die jungen Menschen sich dafür entschieden, dem Projekt beizutreten und aktiv würden: „Immer mit der Zielsetzung, die Demokratie zu erhalten und gegen Rassismus. Und mutig zu sein, wo man merkt, dass Ausgrenzung stattfindet.“ Rechtskreisübergreifendes Einzelfallmanagement für neu Angekommene

KI: Rechtskreisübergreifendes Einzelfallmanagement für Neulinge

Björn Hesse, neuer Leiter des 18-köpfigen KI, hatte zuvor den Jahresbericht vorgetragen. Das KI arbeitet daran, seinen Klienten, Geflüchteten und Menschen mit Einwanderungsgeschichte, ein kreisweites, rechtskreisübergreifendes Fallmanagement zur Verfügung zu stellen.

Allein im Oktober und November 2023 hätten sich 789 Einzelpersonen an das KI gewandt. Hauptanliegen seien Spracherwerb und Anerkennung, Ausbildung und Arbeit, Aufenthalt, Wohnungssuche, gesundheitliche Unterstützung und allgemeine Orientierung gewesen.

Viele Ausschussmitglieder danken den KI-Mitarbeitenden

Ein wichtiger weiterer Punkt der KI-Arbeit ist die „Seiteneinstiegsberatung“ für neu nach Deutschland gekommene Kinder und Jugendliche. 2023 gab es insgesamt 622 Beratungen, 2022 waren es sogar 833 gewesen.

Helfen können „Laien-Sprachmittler“, aktuell 60 Personen, oft Frauen mit Kindern. Sie seien 2023 genau 622-mal eingesetzt worden. Zudem ist das KI in Sachen „interkulturelle Kompetenzvermittlung in der Kreisverwaltung“ aktiv, Auszubildende, Nachwuchs-Führungskräfte und Mitarbeiter kundenintensiver Fachämter werden sensibilisiert.

Im Ausschuss dankten Kastriot Krasniqi für die SPD, Doris Rehme für die Grünen und Ausschussvorsitzender Thorsten Schmalt (CDU) dem KI. Schmalt: „Wenn es das KI nicht gäbe, müssten wir es dringend erfinden.“ Dagegen hatte sich die AfD in einer zusätzlichen Anfrage nach dem Rechtsstatus und den Herkunftsländern der Betreuten erkundigt — und zur Antwort erhalten, dass diese Daten für die Tätigkeit der Stelle „völlig unerheblich“ und daher nicht bekannt seien.

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