Erbe der PapierdynastieBergisch Gladbacher Hans Wolfgang Zanders ist tot

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Hans Wolfgang Zanders bei einer Rede im Altenberger Dom.

Hans Wolfgang Zanders 2019 beim Jubiläum des Altenberger Dom-Vereins. Jetzt ist der letzte Erbe der Bergisch Gladbacher Papierdynastie im Alter von 84 Jahren gestorben.

Der ehemalige Unternehmer starb mit 84 Jahren. An den Geschicken seiner alten Firma nahm er bis zuletzt Anteil.

Ob Rathaus, Villa Zanders, Gartensiedlung Gronauer Wald oder das zurzeit neu entstehende Viertel auf dem ehemaligen Papierfabrik-Gelände – Bergisch Gladbach lebt vielerorts in dem, was die Papierfabrikantenfamilie Zanders geschaffen hat.

Und der letzte Erbe der Papierfabrik, der den Industriebetrieb 1989 an einen internationalen Konzern verkaufte, lebte dieses gesellschaftlich und kulturelle Engagement fort. Nun starb Hans Wolfgang Zanders im Alter von 84 Jahren. Er war verheiratet und Vater von vier Kindern.

1973 trat Zanders in die Geschäftsführung der Papierfabrik ein

1973 war Hans Wolfgang Zanders in die Geschäftsführung der Papierfabrik eingetreten. Sein Onkel Johann Wilhelm hatte ihn zuvor adoptiert. Hans Wolfgang Zanders' Vater Karl Richard war im Zweiten Weltkrieg gefallen, wonach Mutter Renate zunächst gemeinsam mit den Söhnen Hans Wolfgang und Alexander Christoph in die Gesellschaft eingetreten war.

Nach dem Tod des Onkels Johann Wilhelm Zanders, der 1977 die Papiergeschichtliche Sammlung des Unternehmens in eine Stiftung überführt hatte, übernahm sein Neffe und Stiefsohn Hans Wolfgang die Geschäfte. Anfang der 1980er Jahre arbeiteten bei Zanders in Bergisch Gladbach sowie in zwei Werken in Düren mehr als 3600 Mitarbeiter.

Unter Hans Wolfgang Zanders Ägide wurde die Familienfirma verkauft

Unter Hans Wolfgang Zanders Ägide wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, um ein millionenschweres Investitionsprogramm zu stemmen und die Marken „Chromolux“ und „autocopy“ weiter ausbauen zu können. 1983 ging Zanders an die Börse.

Sechs Jahre später, als die fast 100 Jahre alte Papiermaschine ersetzt werden muss, die heute im LVR-Industriemuseum Alte Dombach zu sehen ist, und weitere Investitionen anstehen, wird noch während der Bauphase bekannt, dass die Familie Zanders ihr Mehrheitsaktienpaket verkauft hat. Einschließlich aller Immobilien ist der neue Eigentümer nun die US-amerikanische International Paper Company mit Sitz in New York.

Am schrittweisen Untergang des  Gladbacher Unternehmens litt er mit

Danach wechselte die Zanders Feinpapiere AG mehrfach die Besitzer und ihren Firmennamen. 2018 musste die Firma Insolvenz anmelden, wurde noch einmal gerettet. Eine zweite Insolvenz folgte, bevor 2021 endgültig der Betrieb eingestellt wurde.

„Ich leide mit“, kommentierte Hans Wolfgang Zanders damals den schrittweisen Untergang „seines“ Unternehmens. Er bezeichnete sich selbst als „Zandrianer“ und tauchte immer wieder im Werk auf. Die Belegschaft hat Wolfgang Zanders den Verkauf des Unternehmens nie persönlich übel genommen. Bei der öffentlichen Verkündung vieler schlechter Nachrichten stand er oftmals als Zuhörer zusammen mit den Werksangehörigen.

An den Plänen der neuen „Zanders-Papierstadt“ war er nicht mehr beteiligt

Die in der Belegschaft kreierte Idee, dass die Familie das Unternehmen wieder zurückkaufen sollte, war für ihn gleichwohl nie eine echte Option gewesen. Das Kapitel Papierfabrik war für ihn mit dem Verkauf endgültig abgeschlossen. „Das war auch im Nachhinein die richtige Entscheidung“, sagte er einmal im Gespräch mit dieser Zeitung. Sich selbst hat er nicht in der Rolle des großen Firmenlenkers gesehen.

Was für ihn blieb, war die emotionale Verbundenheit mit dem Werk und dessen Geschichte. Bergisch Gladbach ohne Papierfabrik Zanders, das war für Wolfgang Zanders fast ein Ding der Unmöglichkeit. Er hat die Insolvenzen des Unternehmens erlebt. An den Plänen zu der neuen „Zanders-Papierstadt“ war er nicht mehr beteiligt.

„Ich lebe gerne in Bergisch. Gladbach, weil meine Familie sehr mit dieser Stadt verwurzelt ist“, sagte Hans Wolfgang Zanders einmal – und umschrieb damit bescheiden, dass seine Familie wie kaum eine andere die Stadt geprägt hat: Sie betrieb die Papierfabrik, die im 19. Jahrhundert den industriellen Aufstieg von Bergisch Gladbach prägte, sie schuf ganze Stadtviertel, ließ das Rathaus, das heutige Kunstmuseum Villa-Zanders und das Hans-Zanders-Bad als Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Einwohner errichten. Und: Zanders lebte und belebte die Kultur in und – insbesondere mit dem Altenberger-Dom-Verein – um Bergisch Gladbach.

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