Nützliche NachmieterAuf dem Zanders-Gelände sind zehn Bienenvölker eingezogen

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Bienen auf dem Zandersgelände

Bienen auf dem Zandersgelände

Seit einigen Wochen sind Bienenvölker auf dem Areal mitten in Bergisch Gladbach angesiedelt. Dort produzieren sie Honig.

Es wird wieder produziert auf dem alten Industrie-Areal der ehemaligen Papierfabrik Zanders. Allerdings ist die neue Belegschaft komplett weiblich, geht ihrer Arbeit ausschließlich in den warmen Monaten nach und versteht auch wenig bis nichts vom Geschäft der Papierherstellung.

Die Arbeiterinnen sind zudem nicht an Stechuhren und feste Bürozeiten gebunden, sondern erledigen ihre Aufgabe lieber im Fluge: Seit Ende Mai sind zehn Bienenvölker auf dem Areal mitten in der Stadt angesiedelt und produzieren hier Honig.

Flugradius von bis zu drei Kilometern

Von zwei Standorten aus fliegen die rund 500.000 Bienen in einem Umkreis von bis zu drei Kilometern durch das Stadtgebiet und sammeln Pollen auf Grünstreifen, Parkanlagen, Friedhöfen oder in privaten Gärten. Auch auf dem Zanders-Gelände selbst befinden sich nach Angaben der Stadt für die Insekten „ideale Nahrungsquellen in Form von ungemähten Wiesenstücken oder sogenannten Trachtbäumen“.

Einige der Bienenstöcke stehen auf dem südlichen Teil des Geländes. Von hier aus fliegen die Bienen vor allem die Stadtteile Heidkamp und Gronau an. Der andere Teil der Bienenkästen kann direkt am Tor zur Innenstadt beobachtet werden.

Städtischer Raum hat viele Vorteile

Anders als vielfach vermutet, biete der städtische Raum den Bienen viele Vorteile, so Sascha Keimer von der Pressestelle der Stadt. Auf den Balkonen von Wohnhäusern und auf Wiesen im Stadtgebiet fänden die Insekten viele unterschiedliche Pflanzen mit einer großen Bandbreite an Blüten vor, die sie für ihre Nahrung benötigten.

Auf dem Land hingegen nehme diese Artenvielfalt durch den Anbau von Monokulturen immer stärker ab. Zudem würden die wirtschaftlichen Nutzpflanzen häufig gespritzt und   könnten dann sogar eine Gefahr für Bienen und andere Insekten darstellen.

Stadt sieht keine Gefahr

Um die Zanders-Bienen kümmert sich Imker Manuel Causemann. Der Hüter der Bienenstöcke sieht in der Haltung der Bienenvölker mitten in der Stadt keine Gefahr. Bienen seien sehr friedliche Tiere, die Menschen nicht grundlos angriffen, zitiert die Stadt den Imker. Zur Angst bestehe daher kein Grund, wenn man auch „eine gewisse Portion Respekt nie ablegen“ sollte.

Wer auch selbst etwas zum Schutz von Insekten beitragen möchte, dem empfiehlt die Stadt einfach mal weniger zu tun und beim nächsten Rasenmähen das Gras in einer Ecke des Gartens stehenzulassen. So fänden Insekten bessere Lebens- und Nahrungsbedingungen.


40.000 mal Fliegen für 500 Gramm

Zu Jahresbeginn verzeichnete die Statistik für Deutschland rund eine Million Bienenvölker, Tendenz steigend. Unter dem Dach des Deutschen Imkerbundes sind mehr als 135 700 Imker registriert. Somit hält jeder Imker durchschnittlich knapp sieben Bienenvölker.

Doch nur die wenigsten Imker können von der Bienenhaltung leben: Weniger als ein Prozent betreiben die Imkerei erwerbsmäßig. Das Geschäft mit dem Honig ist auch für Bienen kein Zuckerschlecken: Das Sammelgebiet eines einzigen Bienenvolkes, das aus 40.000 bis 80.000 Tieren besteht, erstreckt sich auf rund 50 Quadratkilometer. Damit fliegt ein Volk mehr als die Hälfte des Bergisch Gladbacher Stadtgebietes ab. Für 500 Gramm des flüssigen Goldes müssen Arbeitsbienen laut Deutschem Imkerbund rund 40.000 mal ausfliegen und dabei eine Flugstrecke von 120.000 Kilometern zurücklegen. An guten Tagen können die Sammlerinnen eines Volkes mehrere Kilogramm Blütennektar einfliegen. (spe)

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