Tod in ZeitungenAusstellung in Gladbacher Bestattungshaus Pütz-Roth

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Druckgrafiken

„Spezialartisten“ schufen detailreiche Szenen. 

Bergisch Gladbach – Der Tod war ein großes Thema in den Zeitungen des 19. Jahrhunderts. Die Bestattungszeremonie, der opulente Totenzug, aber auch die hochemotionale Inszenierung – all das ist auf den Bildern zu sehen, die im Bestattungshaus Pütz-Roth jetzt einen kleinen Raum bestücken.

Der verstorbene Trauerbegleiter Fritz Roth war ein engagierter Sammler von Kunst, und seine besondere Vorliebe galt der Druckgrafik mit Motiven, die sich im weitesten Sinn mit dem Tod befassen; Teile waren bereits mehrfach unter dem Titel „Totentänze“ zu sehen.

Gladbacher Künstler

„2000 bis 2500 Blätter umfasst die Sammlung mittlerweile“, schätzt Dr. Wolfgang Vomm. Der pensionierte ehemalige Direktor des Kunstmuseums Villa Zanders, selbst passionierter Sammler von Druckgrafik, betreut das Konvolut und erweitert es durch Zukäufe im Auftrag der Familie, die die Tradition fortführt – zuletzt beispielsweise durch einen Refrather Totentanz des Bergisch Gladbacher Künstlers Eckard Alker.

Die Idee, durch Wechselausstellungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten die Bilder präsent zu halten, ist neu, liegt aber auf der Hand. Und es macht nicht nur Vergnügen, die Bilder zu betrachten, sondern man lernt auch noch etwas dabei. Zum Beispiel über die Bedeutung der Druckgrafik in den Illustrierten Zeitungen des 19. Jahrhunderts.

Fotografen konnten nicht abdrucken

Die berühmteste war in Deutschland die Leipziger nach dem Vorbild der Illustrated London News. „Die Zeitschriften veröffentlichten eine Vielzahl von Abbildungen zu allen möglichen Themen aus der ganzen Welt“, weiß Wolfgang Vomm. Druckgrafik war das Mittel der Wahl, denn: „Fotografien konnte man damals noch nicht abdrucken“, erklärt Vomm weiter.

Die Zeitungen beschäftigten sogenannte Spezialartisten, Vertragszeichner, die die Fotografien, aber auch Kunstgemälde, als Vorlage für die Holzstecher anfertigten. Vomm: „Der Bedarf wuchs enorm in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.“ Agenturen entstanden, die den prosperierenden Markt bedienten, einer der führenden „Xylographen“ (so nannte sich der Beruf) im Rheinland war Richard Brend’amour aus Düsseldorf, der zeitweise auch in Bensberg residiert habe, berichtet Wolfgang Vomm.

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Neben den „Reportagemotiven“, wie man das heute nennen würde, pflegten die Illustrierten die Reproduktion von Kunstwerken nach Originalvorlagen oder auch als oft sehr freie Variation von Genres. „Die Arbeiten waren teilweise herausragend“, sagt Vomm – was durchaus für das Sammeln spricht. „Vor 50 Jahren wäre noch niemand auf die Idee gekommen, Zeitungsbilder zu kaufen“, so Vomm.

„Aber heute wissen wir um die Qualität und können auch die kulturgeschichtliche Bedeutung besser einordnen.“ Tatsächlich dokumentiert die handwerkliche Sorgfalt, aber auch die teils repräsentative Größe der Drucke die Bedeutung, die die Bilddarstellungen in den Medien damals hatten.

So flaniert der Betrachter vorbei an einer pompös-barocken Bestattungsorgie für Julius Cäsar, an der dramatischen letzten Fahrt eines Wikingerfürsten durch die peitschenden Wellen des Ozean, an hochaufgeregt gestikulierenden Menschen in pseudo-authentischem historischem Ambiente. Pathos überall, still und wild, Szenen wie im Theater.

Ausstellung im Bestattungshaus Pütz-Roth, Bergisch Gladbach, Kürtener Straße 10, Eintritt frei.

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