Neben und nach der PapierfabrikWas auf dem Gladbacher Zanders-Gelände möglich ist

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Ein Überblick über das Zanders-Gelände.

Ein Überblick über das Zanders-Gelände.

  • Weite Teile des Zanders-Geländes in Bergisch Gladbach werden aktuell nicht genutzt.
  • Udo Krause arbeitet im Bereich der städtebaulichen Entwicklung und spricht von einem „weißen Fleck mitten in der Stadt“, einem „Niemandsland“.
  • Dieser Zustand soll sich ändern – und zwar radikal. Wir erklären, was Stadt und Unternehmen planen.

Bergisch Gladbach – Wie Puzzleteile liegen die einzelnen Elemente der Industrieanlage verteilt auf der 37 Hektar großen Fläche – Werkstätten, Produktionsanlagen und Lagerhallen der Firma Zanders.

Udo Krause, Leiter der Projektgruppe zur städtebaulichen Entwicklung des Geländes, spricht von einem „weißen Fleck mitten in der Stadt“, einem „Niemandsland“, das keiner kennt, außer den Betriebsangehörigen.

„Eine Riesenaufgabe“, sagt Krause. Seine Projektgruppe, zu der noch vier Kollegen gehören, entwickelt eine Art Kompass für die Zukunft, um eine Richtung zu definieren, wo die Reise hingehen kann und soll.

Gehen denkmalgeschützte Anlagen an die Stadt?

In einem ersten Schritt wird jedes einzelne Gebäude genau unter die Lupe genommen. „Wir müssen wissen, wo wir dran sind“, erklärt Krause. Geprüft wird, wie gut die Bausubstanz ist und ob Altlasten im Untergrund lauern, um Erkenntnisse für eine zukünftige Nutzung zu erlangen. Für Krause und sein Team soll der Umbau des Geländes mit der Rückbesinnung auf die Identität der Stadt einhergehen. Relikte der Industrie, auch wenn sie sanierungsbedürftig sind, einfach abzureißen und plattzumachen, „das macht man heute eigentlich nicht mehr.“

Absolut sicher geschützt vor dem Abbruch sind in jedem Fall alle denkmalgeschützten Gebäude (1 bis 10). Derzeit versucht die Stadt, die Zanders Paper GmbH davon zu überzeugen, zwei denkmalgeschützte Anlagen an die Stadt abzugeben, um mehr Spielraum bei den Planungen zu erhalten. Konkret geht es um eine intern als „Museum“ bezeichnete, nur noch als Lager für ausgediente Maschinen genutzte ehemalige Fabrikhalle (10). Krause gefällt die Idee, dort eine ständige Anlaufstation für Bürger einzurichten, damit sie sich jederzeit über die Umbauarbeiten informieren können.

Bergisch Gladbacher Stadtplaner wollen ein Gesamtkonzept

Außerdem bemüht sich die Stadt um den Büstenhain (4), einer kleinen Grünfläche hinter dem Pförtnergebäude (2), wo wichtige Persönlichkeiten aus der Historie der Papierfabrik verewigt sind. Diesen Park würden die Stadtplaner ebenfalls gerne öffentlich zugänglich machen, um eine durchgehende Verbindungsachse über die Poststraße bis zum S-Bahnhof herzustellen.

Bestandteil der Verhandlungen ist zudem, dass Zanders die Aluminium-Bedampfungsanlage (11), die Farbmaschine (12) sowie die Kläranlage in ihren Kernbereich verlegt. „Die Gespräche mit Zanders laufen noch“, sagt Krause, sie finden im Rahmen der Verhandlungen zur Verlängerung des Pachtvertrags statt: „Ich bin sicher, dass wir einen Kompromiss finden. Ein Nebeneinander von Fabrik und anderer Nutzung ist kein Widerspruch.“ Allerdings: Der Zaun, der das Betriebsgelände umgibt, muss neu gezogen werden, Schranke und Pförtnerhäuschen müssen ebenfalls verlegt werden.

Die Stadtplaner geben zu, dass es nicht einfach sein wird, um den derzeit 24 Hektar großen Kernbereich der Fabrik herum zu planen. Diese Randbereiche müssen nämlich trotzdem als Teil eines Gesamtkonzepts gedacht werden – falls Zanders doch irgendwann für immer schließen sollte.

Dass die Stadtverwaltung zumindest theoretisch das komplette Fabrikgelände in ihre Überlegungen einbezieht, verunsichere die Zanders-Geschäftsführung absolut nicht. „Wir werden hier noch sehr lange Papier produzieren“, betont Unternehmenssprecher Tobias Müller selbstbewusst und kündigt an, dass Vertreter der Geschäftsleitung zur Informationsveranstaltung am Mittwochabend kommen wollen.

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Die Entwicklung des Fabrikgeländes biete, erläutert Krause, auch Potenziale der Innenstadt zu mehr Grün zu verhelfen: Den Betriebsparkplatz (13) zu entsiegeln, hätte beispielsweise Vorteile für die „Lufthygiene“ der Innenstadt, meint Krause, auch das sei eine Chance für die Standortentwicklung Gladbachs.

Schon jetzt melden sich viele Bürger mit Ideen, was man aus dem Gelände alles machen könnte. „Und nur so kann es auch funktionieren“, so Krauses Credo, „wenn die Bürger von Anfang an beteiligt werden.“

Die erste öffentliche Veranstaltung eines mehrstufigen Beteiligungsprozesses der Bürgerschaft steht unter dem Motto „Vorbeikommen, informieren, diskutieren“: am Mittwoch, 13. November, 19 Uhr, im Spiegelsaal des Bergischen Löwen. Bei der Auftaktveranstaltung soll zunächst über den anstehenden Sanierungsprozess des Zanders-Geländes informiert werden. Im kommenden Jahr 2020 sollen dann aber noch weitere Themenabende folgen, bei denen Interessenten ihre Ideen zur künftigen Gestaltung des Fabrikgeländes einbringen können.

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