Bergisch GladbachBerufskolleg bietet regelmäßige Corona-Tests für das Kollegium an

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„Mund auf und ein lautes A“: Marko Petakovic, Hausarzt in Bensberg, kommt alle 14 Tage zum Berufskolleg in Bergisch Gladbach. Die Lehrer können sich von ihm testen lassen.

„Mund auf und ein lautes A“: Marko Petakovic, Hausarzt in Bensberg, kommt alle 14 Tage zum Berufskolleg in Bergisch Gladbach. Die Lehrer können sich von ihm testen lassen.

Bergisch Gladbach – Mund auf und ein lautes „A“. Vorsichtig aber gezielt steckt Marko Petakovic, Facharzt für Innere Medizin, ein Teststäbchen bis hinten in den Rachen von Vanessa Stephany. Anschließend wird auch ein Abstrich aus der Nase genommen. „Da können Viren am besten nachgewiesen werden“, erklärt der Mediziner, der heute ins Berufskolleg Kaufmännische Schulen in Bergisch Gladbach gekommen ist, um das Kollegium auf Corona zu testen.

Geduldig stehen die Lehrerinnen und Lehrer in einer Schlange vor der Bibliothek, wo der Corona-Test stattfindet. Dass am Berufskolleg ein regelmäßiger Massentest vor Ort angeboten wird, ist nicht selbstverständlich. Möglich gemacht hat das Vanessa Stephany.

Zum Schulstart nach den Sommerferien hatte das NRW-Gesundheitsministerium verkündet, dass sich Lehrer alle zwei Wochen auf Kosten des Landes testen lassen können. „Das Angebot möchte ich natürlich wahrnehmen“, erzählt die Lehrerin. Deswegen nahm sie Kontakt zu Petakovic auf, der ihr Hausarzt ist. Viele ihrer Kollegen hatten jedoch nicht so schnell Erfolg. „Viele haben keinen Hausarzt gefunden, denn nicht alle bieten Tests an. Einige mussten zu speziellen Testzentren fahren und lange anstehen.“ Hinzu kam das Problem, dass viele Praxen nach Schulschluss bereits geschlossen sind.

Lange Wartezeiten

Dieses Problem kennt auch Angelika Wollny, Schulleiterin am IGP in Bergisch Gladbach. Dort habe man bisher keinen Arzt gefunden, der in die Schule kommen könne. Viele der Kollegen würden den Test gerne machen, es fehle allerdings an den erforderlichen Voraussetzungen. Man sei enttäuscht und fühle sich alleine gelassen. „Die Kollegen, die einen Test erfolgreich haben machen lassen, warten teilweise seit 13 Tagen auf ein Ergebnis“, berichtet Wollny.

Vanessa Stephany vom Berufskolleg sprach ihren Hausarzt darauf an. „Ich habe gefragt, ob er nicht alle zwei Wochen zu uns kommen kann, um mich und meine Kollegen zu testen.“ Und Marko Petakovic sagte zu. „Meine Praxis ist am Mittwoch und Freitag nachmittags geschlossen. Deswegen hatte ich noch Kapazitäten und mache das gerne. Die Tests sind wichtig“, betont er. Petakovic testet auch in seiner Praxis in Bensberg – draußen im Hinterhof, um das Risiko für alle anderen Patienten möglichst gering zu halten. Etwa 200 Tests hat er seit Beginn der Corona-Pandemie durchgeführt, neun fielen positiv aus.

„Es gibt einem ein gutes Gefühl und ist eine Erleichterung“

An diesem Mittwoch haben sich 23 von insgesamt knapp 60 Lehrern angemeldet. Wer Zeit hat, nimmt das Angebot gerne an. Mit dabei ist auch Katharina Wollny. „Es gibt einem ein gutes Gefühl und ist eine Erleichterung, wenn wir wissen, dass alles in Ordnung ist“, sagt sie. Schulleiterin Nicole Schuffert ist bereits zum zweiten Mal dabei.

„Wir haben eine Vorbildfunktion, deswegen lasse ich mich testen, auch wenn das Stäbchen in der Nase unangenehm ist.“ Für Kollegen, die nachmittags Unterricht geben, stehen Vertretungslehrer bereit, damit auch sie das Testangebot wahrnehmen können.

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Ralf Fleige, Lehrer für Wirtschaft, sorgt für die Männerquote. Da sein Hausarzt keine Tests durchführt, musste er vor zwei Wochen ins Bezirksamt in Köln-Ehrenfeld fahren – mit langer Wartezeit. „Dass wir uns hier so einfach testen lassen können, ist eine große Erleichterung“, weiß auch er zu schätzen und ergänzt: „Es ist für uns alle eine unklare Situation, wir kommen jeden Tag mit so vielen Schülern in Kontakt.“

Nicht überall im Kollegium des Berufskollegs stößt der freiwillige Test auf Zustimmung. Er fühle sich durch die Aktion und die Anmeldung bei einer Kollegin psychologisch unter Druck gesetzt, beklagt ein Lehrer, der sich an die Redaktion gewendet hat. Dadurch entstehe faktisch ein „Testzwang“. Dabei sehe er derzeit keinen Anlass, sich testen zu lassen, zumal er äußerst vorsichtig sei und Hygiene- sowie Abstandsregeln einhalte.

Marko Petakovic lobt indessen die rege Teilnahme. Das sporne ihn an, vorbeizukommen. In anderen Wochen testet er zudem die Erzieherinnen der Kita Dreckspatz in Schildgen, die auch sein Sohn besucht.

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