„Touristen aus der Stadt gejagt“Camper laufen Sturm gegen Sperrung von Stellplatz

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Zurzeit per Verwaltungsbeschluss komplett geschlossen ist Gladbachs einziger Wohnmobilstellplatz am Kombibad.

  • Die Sperrung des einzigen Wohnmobilstellplatzes in Bergisch Gladbach sorgt für Diskussionen.
  • Die Camper haben kein Verständnis für die Entscheidung der Stadt.
  • Derweil wird bereits nach einer Alternative im Stadtgebiet gesucht.

Rhein-Berg-Kreis – Die Schließung des Wohnmobil-Stellplatzes am Paffrather Kombibad hat ein Nachspiel: „Das Thema wird verwaltungsintern noch mal angepackt“, sagte Stadtsprecherin Marion Linnenbrink gestern nach einem Gespräch der Beteiligten innerhalb der Verwaltung.

Wie berichtet hatte die Stadt den Platz am Freitag für geschlossen erklärt und als Gründe unter anderem Lärmbelastung, Müllablagerungen und einen Missbrauch des Geländes etwa durch lagernde Wanderarbeiter genannt. Die am Freitag von der Verwaltung bereits als vollzogen gemeldete Absperrung des Geländes werde noch nachgeholt und dann überlegt, ob – und wenn ja – wo die Stadt weiterhin einen Wohnmobilstellplatz anbieten könne, so Linnenbrink.

Wohnmobil-Szene gut vernetzt

Die Sperrung des mit Stromanschlüssen, Wasserversorgung und -entsorgung ausgestatteten Platzes hatte bereits am Wochenende bei Wohnmobilisten für Kopfschütteln geführt. Die Szene ist gut vernetzt. Die Nachricht von der Schließung des Platzes verbreitete sich wie ein Lauffeuer. „Man hätte doch erst einmal eine Gebühr erheben können, und dann kontrollieren können“, meldet sich ein Camper vom Niederrhein in der Redaktion, nachdem diese Zeitung über die Schließung des Wohnmobilstellplatzes berichtet hat. „Der lag doch ideal, direkt am Schwimmbad.“

„Wie kann man Touristen so aus der Stadt jagen?“, fragt Gabriele Weber aus Bergisch Gladbach, während eine weitere Gladbacherin, die selbst Wohnmobilistin ist, auf die Wertschöpfungskette hinweist, die mit einem Wohnmobilstellplatz verbunden sei.

Suche nach geeigneterem Standort

Nach einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) geben Touristik-Camper rund 50 Euro pro Tag an einem Urlaubsort aus – für Dinge des täglichen Bedarfs ebenso wie fürs Ausgehen oder Besichtigungen. Die Stadt Haltern am See, deren Wohnmobilstellplatz (ebenfalls an einem Freizeitbad gelegen) gerade von Lesern der Zeitschrift „promobil“ zu Deutschlands „beliebtesten Reisemobil-Stellplatz gekürt wurde, hat das einmal durchgerechnet: Bei 5000 Reisemobil-Übernachtungen mit durchschnittlich zwei Personen auf ihren 30 Stellplätzen ihrer Wohnmobil-Anlage kommt sie auf eine halbe Million Euro Wertschöpfung pro Jahr.

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Die rote Fläche zwischen Bergischem Museum (M.), Rathaus (l.) und  Am Stockbrunnen schlagen Wohnmobilsten als Stellplatz vor.

In Bergisch Gladbach diskutieren Wohnmobil-Freunde unterdessen bereits über einen aus ihrer sich geeigneteren Standort für eine Reisemobil-Stellplatz (siehe Kasten). „Die Stadt muss nur die Chance erkennen, die darin liegt“, so eine Camperin.

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