SanierungNicolaus-Cusanus-Gymnasium kritisiert Planung der Stadt Bergisch Gladbach

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Zwei dreistöckige Gebäudeteile sind mit Baustellengerüsten abgesichert. Daneben verläuft eine ungepflasterte Baustraße aus Lehm.

Das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium an der Reuterstraße in Bergisch Gladbach wird noch bis 2027 eine Baustelle bleiben.

Die Kosten für die Sanierung des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums schießen auf 41,4 Millionen Euro in die Höhe.

Die Kosten für die Sanierung und den Teilneubau des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums (NCG) in Bergisch Gladbach klettern um weitere 3,6 Millionen Euro in die schwindelerregende Höhe von 41,4 Millionen Euro. Eine gewaltige Summe.

Außerdem läuft der Schule die Zeit davon: Die Bauarbeiten verzögern sich erneut, diesmal bis ins Jahr 2027. Das größte Problem aber ist, dass es für den zusätzlichen Jahrgang bei der Umstellung auf G9 kaum Raumreserven gibt. Der Unmut ist groß bei Lehrerschaft, Schülern und Eltern.

Die Hauptgründe, warum die Kosten für den Umbau des Gymnasiums an der Reuterstraße so in die Höhe schießen, sind laut Stadtverwaltung gestiegene Baukosten, die Insolvenz der für die elektronischen und Heizungsanlagen zuständigen Unternehmen sowie neuere Standards beim Brandschutz und bei der Ausstattung. Durch die erneute Vergabe ist der Zeitplan nicht mehr zu halten (siehe Infokasten).

Es gibt noch kein Raumkonzept für den G9-Jahrgang 

„Wir sind jetzt im Jahr 2027 gelandet. Dies belastet und resigniert die Schulgemeinde sehr“, sagt Schulleiter Sven Hees. Der Baulärm, der Dreck, die provisorischen Container greifen jeden Tag in das Schulleben ein. Eine große Gruppe von Eltern und Lehrern drückte ihren Frust in der Sitzung des Schulausschusses am Mittwoch mit Protestplakaten aus.

Parallel steht das NCG, wie alle anderen Gymnasien im Stadtgebiet, vor dem Problem, dass die Stadt bisher noch kein Raumkonzept für den zusätzlichen G9-Jahrgang ab 2026 erstellt hat. Am NCG besteht ein zusätzlicher Bedarf von sieben bis neun Räumen. „Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass die Erweiterung auf G9 bei der Sanierung mitgeplant werden muss“, berichtet Hees.

Die Hoffnung der Schulgemeinde ist, dass bei der Stadtverwaltung ein Umdenken stattfindet
Sven Hees, Schulleiter NCG

Die Stadtverwaltung jedoch vertritt bis heute die Strategie, dies im Anschluss an die Sanierung regeln zu wollen. Zuletzt sagte Fachbereichsleiterin Alexandra Meuthen in der Ausschusssitzung im September 2023, es sei angedacht, das Oberstufengebäude aufzustocken.

„Diese Bauphase bedingt, dass wir den Oberstufentrakt nicht nutzen können“, erklärt Hees. Nach Fertigstellung der Sanierung werde die Schule dann wieder zur Baustelle werden. Wieder müssten Klassenräume ausgelagert werden. Dazu kommt, dass das NCG in der Priorisierungsliste auf Platz 14 steht, also erst in einigen Jahren an der Reihe wäre.

Stadt Bergisch Gladbach hält an ihrer Strategie fest

  „Unser Wunsch ist, dass die G 9-Problematik im Rahmen der aktuell laufenden Sanierung angegangen wird“, schlägt Hees vor. Aus Sicht der Schulleitung könne damit bereits 2026 begonnen werden. Dann könnten nämlich einzelne Gebäudeteile schon bezogen werden. Container würden frei, in die die Oberstufe einziehen könnte. Klingt nach einem guten Plan.

Aber, wie Hees berichtet, sieht die Stadtverwaltung das nicht so und hält an ihrer Vorgehensweise des Nacheinanders fest. „Die Hoffnung der Schulgemeinde ist, dass bei der Stadtverwaltung ein Umdenken stattfindet. Sodass nach Abschluss der Sanierung eine moderne Schule dasteht, die G9-tauglich ist“, betont Hees.

NCG argumentiert mit Gleichbehandlungsgrundsatz

Irgendwie würde es die Schule zwar schaffen, den G9-Jahrgang unterzubekommen. Aber sei nicht das, was man sich als moderne Schule und modernen Unterricht vorstellen würde. Fachräume müssten zweckentfremdet werden, Inklusion und Differenzierung könnten nicht, so wie es sein sollte, stattfinden.

Bei ihrem Vorstoß argumentiert das NCG auch mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz. Denn beim Otto-Hahn-Gymnasium werde die G9-Problematik schließlich auch direkt im Anschluss an die Sanierung gelöst.

Dem NCG leuchte nicht ein, warum dies bei der einen Schule möglich sei und bei der anderen Schulen nicht. „Wir werden die Stadtverwaltung nicht aus ihrer Verantwortung entlassen“, kündigt Hees an. Schließlich betone die Stadtverwaltung immer wieder, die Priorisierungsliste sei dynamisch, Projekte könnten nebenher erledigt werden.


Die Entwicklung in Zahlen

Erst in 2023 hat der Stadtrat die letzte Kostenerhöhung bei der Sanierung des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums um weitere 500 000 Euro auf knapp 38 Millionen Euro abgesegnet. Jetzt steigen die Kosten auf rund 41,4 Millionen Euro. Anfangs wurde das Bauprojekt mit 27,3 Millionen kalkuliert.

Zum Vergleich: Die Anfang 2021 abgeschlossenen Sanierung des Otto- Hahn-Schulzentrums in Bensberg kostete etwa 33 Millionen Euro. Die Bauarbeiten am NCG laufen seit 2020 und sollten 2023 abgeschlossen sein. Auch die Bauzeit verdoppelt sich.

Die Mehrkosten beim NCG infolge der erneuten EU-weiten Ausschreibung beziffert die Stadtverwaltung mit rund 2,68 Millionen Euro. Dazu kommen die Kosten für die Brandschutzsanierung der Bibliothek, die sich auf 382 000 Euro summieren.

Für die Verteuerung sorgt auch die neuen Möbel in neun Fachräumen – 390 800 Euro müssen ausgegeben werden. Die Anschaffung von digitalen Tafeln schlägt mit 56 500 Euro zu Buche. (ub)

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