In Bergisch Gladbach könnte der Neubau der Gemeinschaftsgrundschule am Ortsrand erfolgen. Das gefällt der Politik nicht.
StandortsucheHerkenrather Grundschule soll an den Ortsrand

Das mögliche Grundstück für die neue Grundschule
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Dass sie Bauchschmerzen bei der Entscheidung haben, ließen die Politiker im Planungsausschuss durchblicken. Aber die Entscheidung müsse sein: Für einen neuen Standort der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Herkenrath beplant die Stadt ein Grundstück am Ortsrand des Stadtteils, am Rande der Siedlung „Grünenbäumchen“/Dichterviertel.
Im grünen Freiland hinter Schiller- und Goethestraße könnte eine (so die Stadt) neue Schule in etwa acht Jahren errichtet werden; ein grober Zeitplan. Der Ausschuss stimmte einstimmig für eine frühzeitige Bürgerbeteiligung, damit rollt das Planungsverfahren langsam an. Bei einem Umzug würde die Schule ihren Standort im Schulzentrum Herkenrath verlassen. Das Schulzentrum, mit Grundschule, Gymnasium und Herkenrath, liegt zentral im Ortskern von Herkenrath.
Das mögliche Neubaugrundstück befindet sich in Randlage. Im Ausschuss berichtete Fachbereichsleiterin Alexandra Meuthen von den Problemen des jetzigen Standorts. Das Schulgebäude müsse dringend saniert werden, auf der Prioritätenliste der Stadt stehe die GGS Herkenrath auf Position acht. Allerdings sei die in den 70ern genutzten Baustoffe nicht sanierungsfähig, aus Gründen der Materialzusammensetzung. Ein Dilemma für die Stadt.
Beengte Platzsituation
„Auf dem Schulgrundstück gibt es keine weiteren räumlichen Möglichkeiten“, ergänzte die Fachfrau. Ein Neubau an anderer Stelle auf dem Schulgelände komme deshalb nicht in Betracht. Vor allem die Realschule habe Erweiterungsbedarf, das Gymnasium mit dem Rückwechsel auf neun Schuljahre ebenfalls. Die Stadt habe seit längerem den Immobilienmarkt im Stadtteil geprüft und auch städtische Grundstücke im Auge gehabt.
Ein geeignetes Grundstück in der Ortsmitte sei aber nicht dabei gewesen, angebotene seien zu klein gewesen. „Wir haben leider kein anderes Grundstück gefunden“, bedauerte Meuthen. Das anvisierte Areal an der Einmündung Goethe- und Schillerstraße sei auch nicht im Eigentum der Stadt.
Aber die Stadt könne einen auf mehrere Jahrzehnte laufenden Erbpachtvertrag abschließen. Einen genauen Zeitraum nannte Meuthen nicht, üblich sind Verträge über 99 Jahren. Nach dem Neubau der Grundschule in Bensberg wäre Herkenrath eine weitere Grundschule, die vollständig neu errichtet werden würde. Im Ausschuss jubelte angesichts der Randlage niemand.
Der Spatz in der Hand
„Ich stimme nur aus purer Notwendigkeit zu“, meinte die Co-Fraktionsvorsitzender Grünen, Theresia Meinhardt. Sollte sich ein günstiger gelegenes Grundstück ergeben, sollten die Planungen für die Randparzelle aufgegeben werden. „Lieber den Spatz in der Hand“, merkte Wilfried Förster (Freie Wählergemeinschaft) an.
Der Ausschussvorsitzende Andreas Ebert (SPD) machte aus einer Meinung keinen Hehl: „Die Randlage hat Nachteile, das ist nicht optimal.“ Die Realschule habe Flächenbedarf, bei der Mensa müsse sich etwas tun. Klaus W. Waldschmidt, Fraktionsvorsitzender der SPD, sagte: „Es gibt leider keinen anderen Standort.“
Schule soll im Zentrum bleiben
CDU-Vertreter Robert-Martin Kraus betonte, die CDU sehe den Standort kritisch aufgrund der fehlenden Infrastruktur. „Die Grundschüler gehören ins Zentrum“, meinte der CDU-Vertreter, am Ortsrand sei die falsche Stelle. Gleichwohl wolle man sich den Planungen nicht entgegenstellen.
Die Kinder, meinte Krause, würden mit ihren kleinen Einkäufen am Schulvormittag auch die Geschäfte im Umfeld der Schule stärken. Eine Diskussion im Schulausschuss steht noch aus, dann auch mit Möglichkeiten der Stellungnahme für Schulgemeinde.
Über den Ablauf des Schullebens am Ortsrand debattierten die Planungspolitiker nicht, sie entschieden sich nur, das Planungsverfahren mit der frühzeitigen Bürgerbeteiligung anlaufen zu lassen. Über Schulweglänge, den Bring- und Holverkehr der Eltern oder die Anfahrt der Schulbusse wurde nicht gesprochen.