Montessori-Elternverein insolventKitas und Offener Ganztagsschule droht Schließung

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Das Dach der Montessori-Kita im Wohnpark Bockenberg soll saniert werden, obwohl das Insolvenzverfahren läuft. Ein neuer Träger wird gesucht.

Das Dach der Montessori-Kita im Wohnpark Bockenberg soll saniert werden, obwohl das Insolvenzverfahren läuft. Ein neuer Träger wird gesucht.

  • „Wir nehmen die Sorgen der Eltern sehr ernst und werden alles dafür tun, dass sich am Ende alles glücklich fügt“, erklärt die Einrichtungsleiterin – aktuell sind allerdings viele Faktoren unklar.
  • Bis Ende Oktober können sich Interessenten um die Einrichtung bewerben, die Stadt investiert 172 000 Euro.

Bergisch Gladbach – Der Elternverein zur Förderung der Montessori-Pädagogik hat in der vergangenen Woche Insolvenz anmelden müssen. Für zwei Kindertagesstätten in Lückerath und Bockenberg sowie eine Offene Ganztagsschule in Lückerath sucht die Stadt jetzt dringend Nachfolger für die Trägerschaft. In den drei Einrichtungen werden insgesamt 306 Kinder betreut.

Der erste Schrecken für Eltern und Mitarbeiter ist vorbei. Denn die drei Einrichtungen bleiben weiter geöffnet: die Montessori-Kita „Wohnpark“ an der Reginharstraße im Wohnpark Bockenberg, die Montessori-Kita Lehmpöhle an der Karl-Philipp-Straße sowie die Offene Ganztagsschule an der städtischen Grundschule Lehmpöhle in Lückerath.

„Wir nehmen die Sorgen der Eltern sehr ernst und werden alles dafür tun, dass sich am Ende alles glücklich fügt“, sagt Beate Schlich, Fachbereichsleiterin für Jugend und Soziales in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Donnerstagabend. „Es wäre eine Katastrophe, wenn 300 Familien ohne Betreuungsplatz dastünden. Das können wir uns gar nicht erlauben.“

Betriebsübergang im Dezember

Die freien Träger der Jugendhilfe sind bereits informiert. Interessenten können sich bis zum 31. Oktober bewerben. Der Betriebsübergang ist zum 1. Dezember geplant. Bis zu diesem Datum sind die Gehälter der Erzieher sicher: Sie erhalten Insolvenzgeld. „Es wird sicher nicht einfach, in so kurzer Zeit neue Träger zu finden“, sagt Schlich, „aber es bietet sich auch die Chance für erprobte Träger, schlüsselfertige Einrichtungen mit allem Drum und Dran zu übernehmen.

Die Kinder sind schon da und die Erzieher auch.“ Es handele sich um eine absolute Ausnahmesituation. Es sei wohl das erste Mal in 25 Jahren, dass ein so großer privater Träger insolvent sei. Einen ersten Verdacht für Unregelmäßigkeiten habe es laut Beate Schlich vor zwei Jahren gegeben.

Als die Belegschaft der Kita in Nußbaum – damals ebenfalls in Trägerschaft des Montessori-Elternvereins – beklagt habe, für die Nußbaumer Einrichtung vorgesehene Mittel würden nicht ankommen. Inzwischen hat ein Trägerwechsel stattgefunden.

Marodes Dach

Die Stadtverwaltung nehme derzeit eine Belegprüfung – Kontrolle der Abrechnungen – in den drei Einrichtungen in Bockenberg und Lückerath vor, berichtet Beate Schlich. Trotz des laufenden Insolvenzverfahrens und obwohl noch nicht klar ist, wie es weitergeht, müsse die Stadt 172 000 Euro in die Erneuerung des Dachs der Kita in Bockenberg investieren. „Es besteht sonst die Gefahr, dass das Dach den Winter nicht überlebt“, berichtet Schlich. Die Dachisolierung sei undicht.

Der Sozialausschuss hat der Investition zugestimmt. Allerdings wird dem Beschluss eine mit einer Juristin abgestimmte Klausel hinzugefügt, die verhindern soll, dass die Investition in das Dach in der Insolvenzmasse verschwindet und die Stadt später noch einmal bezahlen muss.

Zunächst gehe alles, auch die Gebäude, in die Insolvenzmasse ein, obwohl Bauten und Einrichtung rein durch Zuschüsse der Stadt und des Landes finanziert worden seien. „Wir gehen aber davon aus, dass diese Werte im Eigentum der Stadt bleiben“, meint Schlich.

Hintergründe bleiben unklar

Über die Gründe für die finanzielle Schieflage ist nichts Genaues zu erfahren. Wie eine Mutter sagt, gehe es um einen Fehlbetrag in Höhe von 300 000 Euro. Dies möchte der Paritätische im Rheinisch-Bergischen Kreis, Dachverband für private Träger, nicht bestätigen.

„Das Ziel ist, alle drei Einrichtungen zu erhalten, ohne das es Tage gibt, an denen zugemacht werden muss“, betont Gabriele Schmitz, beim Paritätischen Fachreferentin für Tagesangebote für Kinder. Dazu sei der Paritätische eingebunden in den Austausch mit dem Insolvenzverwalter und dem Jugendamt.

„Wir müssen das Gutachten des Insolvenzverwalters abwarten“, sagt Gabriele Schmitz. Die Stimmung in den drei Einrichtungen sei nicht so schlecht, wie man denken könnte: „Es überwiegt die Hoffnung, dass etwas neues Solides kommt.“

Die meisten Eltern würden sich wünschen, dass der Ansatz der Montessori-Pädagogik fortgeführt wird, weiß Beate Schlich aus den Gesprächen mit Eltern. Ob dies unter dem zeitlichen Druck gelingen werde, könne Beate Schlich nicht versprechen. „Wir stehen allen Trägern offen, auch Nicht-Montessori-Trägern.“

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