Für beide Einrichtungen auf dem Quirlsberg gibt es noch keine neue Bleibe. Mietvertrag läuft bereits Ende September aus.
SanierungsfallJugendzentrum Q 1 und Kindergartenmuseum in Bergisch Gladbach verlieren ihr Haus

Für das Jugendzentrum Q 1 sucht die Stadt dringend eine neue Bleibe. Ende September läuft der Mietvertrag aus.
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Das Jugend- und Kulturzentrum Q 1 auf dem Quirlsberg ist eine feste Institution in der Stadt. Nun muss es umziehen. Die evangelische Kirchengemeinde hat den langjährigen Mietvertrag zum 30. September dieses Jahres gekündigt, weil das städtische Gebäude saniert werden muss. Weitreichende Folgen haben die Instandsetzungsarbeiten auch für das Kindergartenmuseum. Es muss ebenfalls aus dem Haus raus.
In nur knappen Sätzen informiert Claudia Werker, Fachbereichsleiterin für Jugend und Soziales, die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses am Dienstagabend zu Beginn der Sitzung darüber, dass das Q 1 in Trägerschaft der evangelischen Kirchengemeinde seine bisherige Heimat auf dem Quirlsberg verliert.
Wir suchen nach neuen zentral gelegenen Räumen, die die Stadt anmieten kann
„Der Wegfall des Gebäudes bedeutet aber nicht das Ende der Jugendarbeit“, betont sie, „wir suchen nach neuen zentral gelegenen Räumen, die die Stadt anmieten kann.“ Vermutlich laufe es auf ein leerstehendes Ladenlokal hinaus. Die evangelische Kirchengemeinde werde weiterhin das Jugendzentrum betreiben.
Immerhin, Reinhard Blunk, Kinderschutzbund, hakt nach: „Warum hat die evangelische Kirche den Mietvertrag gekündigt?“ Hintergrund sei, ergänzt Werker, die sogenannte Dach- und Fachklausel, mit der der Vermieter, in dem Fall ist das die Stadt als Eigentümer des Gebäudes, die Instandhaltung der Immobilie auf den Mieter, hier die evangelische Kirchengemeinde, überträgt.
Es seien „größere Investitionen“ in dem alten Gebäude notwendig, verbunden mit hohen Kosten, die die Kirchengemeinde nicht finanzieren könne. Mehr sagt Werker nicht, auch nicht, um welche Schäden am oder im Gebäude es sich handelt. Aus den Reihen der Fraktionen kommen keine Fragen.

Zuletzt besuchte 2025 NRW-Ministerin Josephine Paul (l.) das Kindergarten-Museum in Bergisch Gladbach.
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Die Redaktion erfährt auf Anfrage, dass der Vertrag bereits zum 30. September dieses Jahres ausläuft. Das ist bald. „Gerade wird jedoch noch verhandelt, ob wir ihn bis 31.12. verlängern lassen“, sagt Stadtsprecher Patrick Ortmanns. Und er bestätigt, dass die Räumung des Gebäudes auch das Kindergartenmuseum betrifft, das seit 2004 ebenfalls in dem Gebäudekomplex untergebracht ist: „Ja, alle Nutzerinnen und Nutzer müssen dann aus dem Gebäude ausziehen.“ Davon hat Werker gar nichts gesagt.
Wie es mit den beiden Einrichtungen konkret weitergehen soll, ist unklar. Es gibt zu viele Unbekannte. Für das Jugendzentrum Q 1 erscheint es unsicher, ob das bisherige Konzept in einem Ladenlokal fortgesetzt werden kann? Es beinhaltet so viele verschiedene Möglichkeiten des Zusammenseins für junge Leute: Abgesehen von regelmäßigen Workshops gibt es dort Schauspielunterricht, einen offenen Treff, Proberäume für Musiker und Bands, einen Veranstaltungsraum, in dem regelmäßig Konzerte, Feiern und Angebote stattfinden, oft in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro der Stadt.
Ungeklärt ist, wo das Kindergartenmuseum hin soll
Auch die Bundesagentur für Arbeit ist im Q 1 regelmäßig zu Gast mit einer offenen Sprechstunde, um eine passende Ausbildung zu finden. Ob all dies in einem Ladenlokal fortgesetzt werden kann, erscheint sehr fraglich. Der Leiter des Q 1 ist am Mittwoch so kurzfristig nicht zu erreichen.
Was der Auszug für das Kindergartenmuseum zur Folge hat, wohin es ausweichen kann, dazu gibt die Verwaltung am Mittwoch keine Auskunft. Das einzige Kindergartenmuseum in Nordrhein-Westfalen, betrieben vom Verein Kindergarten-Museum, thematisiert die institutionelle Betreuung und Förderung der Kinder in Kindergarten und Krippe von den Anfängen bis heute in sieben Ausstellungsräumen.
Der Kindergartenraum der 1970er Jahre etwa ist ausgestattet mit originalen Möbeln und Spielsachen. Im Krippen-Raum können unter anderem DDR-Möbel betrachtet werden. Regelmäßig finden individuelle Gruppenführungen sowie Fachtagungen hier statt.