DorintDas sind die Hintergründe zur Übernahme von Schloss Lerbach in Bergisch Gladbach

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Schloss Lerbach mit Grünanlage und Teich davor.

Eine Kölner Hotelkette übernimmt Schloss Lerbach in Bergisch Gladbach.

Die Kölner Hotelkette Dorint hat Schloss Lerbach in Bergisch Gladbach von seinen Eigentümern gepachtet. Wir haben alle Infos dazu.

Während Schloss Lerbach am Mittwochmorgen in einer romantischen Winterlandschaft versank, traten auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin die Eigentümer Dr. Heribert Landskron-Reißdorf und Ute Reißdorf (Schloss Lerbach GmbH & Co KG) gemeinsam mit hochrangigen Vertretern der Dorint-Hotelgruppe vor die Presse.

Die Nachricht: Die Hotelkette Dorint, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz 66 Hotels führt, für 2023 einen Jahresumsatz von rund 340 Millionen erwartet und ihren Hauptsitz in Köln hat, wird Schloss Lerbach nach Umbau und Sanierung im Jahr 2026 neu eröffnen. Als „Dorint Schloss Lerbach Bergisch Gladbach“, als „nachhaltige und design-orientierte Hotelanlage“.

Geführt in einem Vier-Sterne-Superior-Standard, anknüpfend an den herausragenden Ruf des Vorgängers „Schlosshotel Lerbach“. Mit insgesamt 125 Zimmern, davon 30 Zimmern und Suiten im Schloss, 70 in einem Neubau und 25 in den Nebengebäuden. Mit Restaurant (140 Plätze), Hotelbar, französischem Bistro (60 Plätze) und Spa-Bereich mit Pools und Schwimmteich. Mit einem für Spaziergänger offenen Landschaftspark.

Bergisch Gladbach: Neuer Tagungsbereich

Ganz neu wird es einen Bankett- und Tagungsbereich geben, mit fünf Räumen und Platz für bis zu 250 Gästen. Mit Lerbach soll eine „Hotel-Ikone“ zurückkehren, so die Dorint-Aufsichtsratsvorsitzenden Dirk Iserlohe und Dorint-Geschäftsführer Jörg T. Böckeler gestern in Berlin. Ende 2014 hatte die Althoff-Gruppe ihr „Schlosshotel Lerbach“ geschlossen, den Pachtvertrag gelöst mit den damaligen Eigentümern, Familie von Siemens. Seitdem steht das Gebäude leer.

Dass auch neugebaut werden muss, hatte das neue Eigentümer-Ehepaar vor ein paar Tagen im Gladbacher Planungsausschuss angedeutet. Das ergänzende Gebäude, Baubeginn 2024, soll sich dem denkmalgeschützten Ensemble von Lerbach deutlich unterordnen. Dass für 2026 eine Rückkehr des Hotels angestrebt wird, berichteten die Kölner Investoren ebenfalls. Den Betreiber nannten sie da noch nicht. Diesen Schritt behielten sie sich vor für den großen Aufschlag auf der Tourismusmesse.

Keine Rückkehr zur Drei-Sterne-Küche in Bergisch Gladbach

Das geplante Lerbacher Dorint wird damit die Hotellandschaft der Kreisstadt deutlich verändern. Eine Konkurrenz zum Fünf-Sterne-Grandhotel Schloss Bensberg (Althoff-Gruppe) werde aber, so die Eigentümer bei ihrem Besuch in Gladbach, bewusst nicht angestrebt, auch keine Rückkehr der Drei-Sterne-Küche, für die Dieter Müller und Nils Henkel zu Althoff-Zeiten standen. Das Lerbacher Dorint wird sich mit seinen Vier-Sternen-Superior zwischen Schloss Bensberg und den Vier-Sterne-Hotels Romantik-Hotel Mangold und   Malerwinkel-Hotel in platzieren, beides sind eingeführte Hotels in Bensberg.

Der Pachtvertrag zwischen Dorint und den Eigentümern läuft auf 20 Jahre, eine in der Hotelbranche übliche Dauer. „Wir freuen uns, dass wir mit der Dorint-Hotelgruppe einen sehr erfahrenen und zudem lokalen Hotelpartner gefunden haben“, erklären die Eigentümer. Mit dem langjährigen Pachtvertrag schaue man gemeinsam in eine „erfolgreiche Zukunft für unser ambitioniertes Projekt“. In Köln führt Dorint drei Hotels unterschiedlicher Klassifizierung, am Heumarkt, an der Messe Deutz und in Junkersdorf. Auch in Düsseldorf, Bonn und Remscheid ist Dorint mit Hotels vertreten. Und ab 2026 in Bergisch Gladbach.

2024 soll Baubeginn in Lerbach sein, die Planungen seien konzeptionell bereits abgestimmt, betonten die Verantwortlichen in Berlin. In einem richten sie ihr Augenmerk auch auf Geschäftsreisende, die unter der Woche in Lerbach übernachten sollen. Am Wochenende erwarten die Dorint-Verantwortlichen „Individualgäste“, gemeint sind damit zum Beispiel Pärchen, die sich ein schönes Wochenende im Bergischen gönnen wollen. Aus dem Köln-Düsseldorfer-Raum sollen die Gäste bevorzugt anreisen. Als Referenzobjekt nennt Dorint sein Haus in Oberursel im Taunus. Dort gibt es ebenfalls ein historisches Gebäude, einen Hotel-Neubau und eine große Parkanlage.


Schloss Lerbach

Die Geschichte des heutigen Schlossgebäudes am Lerbacher Weg beginnt im Jahr 1899. Nachdem die Fabrikanten Anna, geborene von Siemens, und Richard Zanders das Anwesen 1893 erworben hatten, ließen sie die historischen Gebäude wegen Baufälligkeit abbrechen. Stararchitekt Gabriel von Seidl entwarf den Neubau. Bauhistoriker wie Professor Michael Werling sprechen von einem Neorenaissance-Stil, der das Gebäude prägt. Giebelhäuschen, Balkone und eine Freitreppe sind für das Ensemble charakteristisch, in der Eingangshalle sind Stuckverzierungen mit Jagdmotiven zu sehen. Richard Zanders verstarb 1906, Anna Zanders 1939. Anschließend ging Lerbach in das Eigentum der Familie von Siemens über, als Erbe trat der Neffe von Anna Zanders, Hermann von Siemens, ein. Bis Anfang 2023 blieb das Anwesen mit seinem Landschaftspark im Besitz von Familie von Siemens. Von 1990 bis 2014 führte die Althoff-Gruppe das „Schlosshotel Lerbach“.

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