Kommentar zum Beben in Bergisch GladbachErzbistum Köln hat aus der Krise nicht gelernt

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Pfarrer Winfried Kissel steht in St. Johann Baptist.

Winfried Kissel, Pfarrer in Bergisch Gladbach, muss gegen seinen Willen gehen.

Das Erzbistum Köln setzt zwei Bergisch Gladbacher Pfarrer vor die Tür. Hat die Kirche nicht schon Probleme genug? Ein Kommentar.

Hat die katholische Kirche nicht schon Probleme genug? „Zusammen finden“ sollten sich auch die neuen größeren Gemeinden, die nach der rigiden Strukturreform wegen sinkender Kirchenmitgliedzahlen und fehlenden Priesternachwuchses noch übrig bleiben. So proklamierte es der „modern“ aufgemachte Slogan „#ZusammenFinden“.

Doch das Gegenteil scheint der Fall: Nicht zum Zusammenfinden animiert das Vorgehen des Erzbistums bei der Schaffung neuer Großpfarreien, sondern zum endgültigen Bruch mit der Kirchenorganisation. Nicht nur die Gemeindemitglieder in Refrath und Frankenforst fühlen sich angesichts kurzfristigst und von oben angeordneter Veränderungen vor den Kopf gestoßen, selbst Seelsorger vor Ort wie Winfried Kissel machen ihrem Unmut offen Luft.

Es kann einen nur fassungslos machen, wie die im Erzbistum Köln nochmal tiefer in der Krise steckende katholische Kirche so agieren kann. Gelernt zu haben scheint man nichts. In schönen Verlautbarungen von Transparenz und Offenheit, von der Förderung der Mitarbeit von Ehrenamtlern zu sprechen und dann selbst die innersten Gremien der Gemeindemitglieder so vor den Kopf zu stoßen, ist nicht nur unsensibel, sondern fahrlässig.

Dass man wirklich Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will, scheint selbst wenig glaubwürdig. Insbesondere angesichts so schmerzlicher Prozesse wie der Zusammenlegung von Pfarreien. Wenn nicht nur Gemeindemitglieder und ehrenamtlich Aktive, sondern nun auch Seelsorger vor Ort die Entscheidungen aus Köln nicht mehr im Geringsten nachvollziehen, geschweige denn mittragen können, dann ist katholische Kirche im Erzbistum wirklich nicht mehr weit von dem entfernt, was ein (noch) engagierter Ehrenamtler am Wochenende empfand: Die Kirche fährt ihren Wagen sehenden Auges mit Anlauf noch mal selbst gegen die Wand.

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