Abo

Ohne Führerschein zur MPUPolizei zieht Oberberger kurz vor „Idiotentest“ aus Verkehr

Lesezeit 3 Minuten
Mit einer Haltekelle winkt ein Polizist Autofahrer aus dem Verkehr.

Mit einer Haltekelle winkt ein Polizist Autofahrer aus dem Verkehr. Symbolbild.

Ein Oberberger fuhr ohne Führerschein zur MPU, um diesen wiederzubekommen. Über diese Lösung war sogar sein Anwalt fassungslos. 

„Mein Mandant ist so dumm, dass ihn die Schweinchen beißen“: Besonders nett war es ja nicht, was Strafverteidiger Udo Klemt vor dem Bensberger Amtsgericht über den Angeklagten aus der oberbergischen Gemeinde Reichshof zu sagen hatte, aber erstens brachte der Jurist die Sache damit gewohnt präzise auf den Punkt und zweitens stimmte er Richter und Staatsanwältin ein bisschen milde in Sachen „Fahren ohne Führerschein“.

Denn der Angeklagte Peter P. (Name geändert) hatte so lange und dann doch zunächst vergeblich darauf hingearbeitet, seinen Führerschein zurückzubekommen, auf den man in einer oberbergischen 10 000-Einwohner-Landgemeinde mit 106 Ortschaften ungleich dringender angewiesen ist als in der 110 000-Einwohner-Kreisstadt Bergisch Gladbach oder gar der Millionenstadt Köln.

Der Fahrdienst nach Bensberg ist ausgefallen 

Mühsam hatte sich der gelernte Maschinenführer einen MPU-Vorbereitungskurs organisiert, auf Anraten seines Verteidigers tief im Westen, in Bergisch Gladbach-Refrath. Zu neun der zehn Trainingsstunden für die landläufig als „Idiotentest“ bekannte „Medizinisch-Psychologische Untersuchung“ (MPU) war Peter P. gemeinsam mit seinem Leidensgenossen Franz K. gereist: Laut Verteidiger mit einem Fahrer, der die beiden im Auto der Mutter von Franz K. jeweils gut 50 Kilometer hin- und wieder zurückfuhr.

Alles zum Thema Bensberg

Leider, so Klemt weiter, habe es aber zur zehnten und letzten MPU-Stunde am 16. Februar 2022 mit dem Fahrer nicht geklappt. Was tun? Die ersehnte neue Führerschein-Prüfung in greifbarer Nähe, vereinbarten die beiden Fahrschüler der besonderen Art, dass Peter K. hin- und Franz K. zurückfahren solle.

Doch die Rückfahrt fiel ins Wasser: Eine Polizeistreife stoppte den Wagen um 10.47 Uhr schon auf der Hinfahrt, und zwar auf der Steinstraße in Bensberg, was dem einschlägig vorbestraften jungen Mann ein Strafverfahren wegen vorsätzlichen Fahrens ohne Führerschein einbrachte.

Der Oberberger legte ein Geständnis ab

Vor Gericht legte der gerade Vater gewordene Maschinenführer ein umfassendes Geständnis ab und bekundete Reue und Einsicht. Natürlich wolle er seinem Sohn ein gutes Vorbild sein, versicherte er Richter Ertan Güven, der ihn zuvor auch auf früheren Kokain-Konsum angesprochen hatte. Vom Kokain sei er weg.

Güven redete dem jungen Vater gleichwohl ins Gewissen: „Es ist wichtig, was Sie Ihrem Kind vorleben.“ Er habe schon oft Eltern erlebt, die sich wunderten, wieso ihr Kind die Schule schwänze und doch selbst nur den ganzen Tage zu Hause abhingen statt zu arbeiten. Der Richter: „Sie sind jetzt Familienvater! Der Junge kann sich seinen Papa nicht aussuchen.“

Nach den Worten des Richters und der weiteren Information, wie viel Geld der Angeklagte bereits für den MPU-Vorbereitungskurs bezahlt habe, plädierte die Staatsanwältin für eine sehr maßvolle Strafe: 1800 Euro Geldstrafe, entsprechend 60 Tagessätzen zu 30 Euro, und keine weitere Führerschein-Sperre. So lautete dann auch das Urteil, das sofort rechtskräftig wurde.

KStA abonnieren