Feuer in Bergisch GladbachGiftige Rauchgase steigen nach Brand in Chemiefabrik auf

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Brand Bensberg Abacus  Chemibetrieb Frankenforst

Brand im Bensberger Abacus Chemiebetrieb Frankenforst.

Nach ersten Erkenntnissen vor Ort ist es in einer der drei Hallen auf dem Gelände des Unternehmens zu einer Verpuffung gekommen.

Schwarze Rauchwolken stehen am Mittwoch über der Stadt. Im Gewerbegebiet Frankenforst brennt die Lagerhalle einer Chemiefabrik an der Ernst-Reuter-Straße. „Vollbrand“, berichtet die Feuerwehr schnell. Das Gebäude ist nicht mehr zu retten. Schwarzer Rauch steigt in den Himmel über der Halle und ist kilometerweit zu sehen. Die Bergisch Gladbacher Feuerwehr hat alle ihre Einheiten alarmiert. Feuerwehreinheiten aus Nachbarkommunen besetzen die Feuerwachen in der Kreisstadt.

Alle Messungen ohne Ergebnis

Am Abend folgt die Entwarnung in Sachen Giftgefahren: „Alle Messungen blieben ohne Ergebnis und mit den Mitteln der Feuerwehr konnte eine Gefahr für die Bevölkerung ausgeschlossen werden“, teilt die Feuerwehr um kurz nach 18 Uhr mit. Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders weiter: „Aus Sicherheitsgründen hat die Feuerwehr sehr schnell die amtliche Warnung ausgelöst.“

Nach ersten Erkenntnissen vor Ort ist es in einer der drei Hallen auf dem Gelände des Unternehmens zu einer Verpuffung gekommen. Dabei sei ein Mitarbeiter schwer verletzt worden. Der Beschäftigte sei an der Hand verletzt worden und ins Krankenhaus gekommen. Lebensgefahr bestehe nicht. 600 Quadratmeter groß sei die Halle, in ihr lagerten Reinigungs- und Lösungsmittel. Eine hochbrisante Situation für die Einsatzkräfte und für die Menschen, die sich Umgebung des Brandherds befinden.

Bergisch Gladbach: Nina-Warnapp warnt vor Rauch

Die Feuerwehr warnt die Bevölkerung vor giftigen Dämpfen und löst kurz vor 11 Uhr Alarm aus, über die Nina-Warn-App und via Cellbroadcast. Damit werden alle Smartphone-Besitzer in Gladbach gewarnt. Auf ihren Handys ploppt mit Warnton die Warnmeldung zum Chemiebrand auf. Darin werden alle Bewohner von Bergisch Gladbach aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Es bestehe die Gefahr giftiger Dämpfe.

Ein Messwagen des Rheinisch-Bergischen Kreises ist im Wohngebiet unterwegs und nimmt Luftproben. Auf den Straßen der Kreisstadt sind unentwegt Martinshörner zu hören, Rettungswagen eilen zum Einsatzort in Frankenforst.

„Derzeit versuchen wir, einen weiteren Hallenteil zu retten“, sagt Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders während des Einsatzes. In diesem Gebäude sind weitere Lösungsmittel gelagert. Nicht auszudenken, was wäre, wenn auch sie in Brand gerieten. Es sei gelungen, die benachbarten Hallen zu retten, so der Sprecher später. Dies sei das Hauptaugenmerk des Einsatzes gewesen.

Mit Drehleiter gegen die Flammen vorgegangen

Mit mehreren Löschangriffen vom Boden und einer Drehleiter gehen die Feuerwehrleute unter Einsatzleitung des stellvertretenden Wehrleiters Frank Haag gegen die Flammen vor. Das gelingt: Die beiden anderen Hallen auf dem Gelände werden von den Flammen verschont.

Um kurz nach Mittag haben die Wehrleute das Feuer unter Kontrolle. Gegen 13.15 Uhr wird die amtliche Warnung aufgehoben, die Warn-Apps geben Entwarnung. Den ganzen Tag über ist der Messzug der Feuerwehr im Einsatz, um zu prüfen, ob sich gesundheitsgefährdende Gase in der Luft über der Kreisstadt befinden.

In der Bevölkerung ist die Unruhe nach der plötzlichen Warnmeldung groß. In einigen Schulen gibt es widersprüchliche Informationen, ob die Kinder abgeholt werden sollen oder nicht. Auch in Kindergärten und Senioreneinrichtungen ist die Verunsicherung groß. Nicht jeder kann die Situation einschätzen.

Durchsage in allen Klassenräumen

„Wir haben eine Durchsage in alle Klassenräume gemacht“, berichtet eine Verwaltungsmitarbeiterin der Nelson-Mandela-Gesamtschule im Stadtteil Heidkamp. Zum Schutz der Kinder seien die Pausen ausnahmsweise in den Klassenräumen verbracht worden. Zahlreiche Eltern hätten vormittags in der Schule angerufen und ihre Kinder abholen wollen.

„In der Schule sind die Kinder sicher untergebracht gewesen“, heißt es aus der Schule, das Abholen sei nicht erforderlich gewesen. Mit einer Fahrt zur Schule hätten sich außerdem die Eltern selbst in Gefahr gebracht. Nach der Entwarnung seien die Kinder, die schon Unterrichtsschluss gehabt hätten, wie gewohnt nach Hause gegangen. Mittags habe sich die Situation normalisiert.

Chaos herrscht während des Einsatzes auch auf den Gladbacher Straßen. Die Frankenforster Straße ist weiträumig abgesperrt, in die Nähe des Brandherdes gelangt kein Autofahrer. Lange Umwege und Staus sind die Folge. Uneinsichtige Lkw-Fahrer versuchen es über die Wohnviertel und fahren sich fest.

Im Gewerbegebiet ist kaum jemand auf der Straße zu sehen, die Mitarbeitenden anderer Unternehmen bleiben in den Büros. Auch im angrenzenden Wohngebiet ist es gespenstisch still. Auf die Straßen traut sich am Vormittag nur selten jemand.

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