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Bergisch GladbachSolarcamp bildet junge Helfer für den Klimaschutz aus

4 min
Drei Leute heben ein Paneel auf die Halterung.

13 junge Leute lernen bei einem Solarcamp, organisiert vom Verein Klimafreunde Rhein-Berg, wie Solarpaneele montiert werden. 

13 junge Teilnehmer lernen bei einem Crashkurs, organisiert von den Klimafreunden Rhein-Berg, wie Photovoltaikmodule montiert werden. 

Um in der Klimakrise selbst anpacken zu können, muss Jaron hoch aufs Dach. Noch eine Schraube anziehen, kurz an der Halterung rütteln, in die später das Solarmodul eingehängt wird. Sitzt fest.

Der 21-Jährige ist nicht allein. Zwei Wochen lang können 13 Teilnehmer, darunter zwei Frauen, bei einem zweiwöchigen Solarcamp lernen, wie man Solarpaneelen montiert und in Kurzpraktika in einem Handwerksbetrieb reale Erfahrungen im Berufsalltag sammeln. Der Crashkurs wird organisiert vom Verein Klimafreunde Rhein-Berg in Kooperation mit der Kölner Gruppe der bundesweiten Initiative „Solarcamp for Future“.

Jaron klettert wieder runter vom zwei Meter hohen Übungsdach. „Auf der echten Baustelle würde es viel tiefer runtergehen“, sagt der Lehramtsstudent. „Ich glaube nicht mehr, dass dieses Studium das richtige für mich“, erzählt er, „deshalb bin ich hier, um zu testen, wo meine Interessen wirklich liegen.“ Klimaschutz sei ihm schon immer ein wichtiges Anliegen gewesen. Als er noch in Köln gewohnt habe, habe er sich bei Fridays for Future engagiert.

Zwei Jugendliche überprüfen die Ausmaße unter der Aufsicht eines Experten.

Bevor die Module montiert werden, wird genau nachgemessen, wie groß sie sind.

Jaron und seine Mitstreiter lernen, wie man sich richtig auf einem Spitzdach bewegt, wie Ziegel in einer geraden Linie angebracht werden. Vorsichtig setzen sie mit einem Akkuschrauber Haken in die Holzbalken. Später werden die Klemmen die Solarmodule halten, eins ist 1,72 mal 1,15 Meter groß und 25 Kilogramm schwer. Den Dachstuhl hat das zusammengewürfelte Team selbst am Tag zuvor unter der fachkundigen Anleitung von Dachdeckermeister Peter Frings und zwei seiner Gesellen errichtet.

Die Ausbilder im Camp sind Leute aus der Praxis, aus den Reihen der Klimafreunde, Handwerker im Ruhestand oder Unternehmer, die händeringend Nachwuchs suchen. Auf der Wiese des Pfadfinderheims „Adlerhorst“ am Penningsfelder Weg an der Stadtgrenze zu Köln-Dellbrück gibt es vier Übungsstationen: außer dem Spitzdach noch ein Flachdach sowie die Technikkisten für Gleichstrom, Wechselrichter und Zählerkasten.

Am heutigen Freitag wird die vierte Station aufgebaut zum Thema Energie und Leistung von Photovoltaik aufgebaut. Ein Photovoltaikmodul hat eine Leistung von bis zu 450 Kilowatt Peak. „Um selbst zu erfahren, wie viel das ist, bauen wir ein Ergometer auf“, erklärt Josef Peuker, bei den Klimafreunden für die Organisation der Camps zuständig.

Zwei Männer tragen ein Modul.

Ein Modul ist 1,72 mal 1,15 Meter groß und wiegt 25 Kilogramm.

Ziel sei es, junge Menschen und Quereinsteiger anzusprechen und ihnen anhand der Montage von Solaranlagen drei handwerkliche Berufe vorstellen, die für die Installation essenziell sind. Peuker zählt drei Berufe auf: „Zimmerer, Dachdecker und Elektriker“. Beim Flexen, Klettern, Monieren lernen sie alle Schritte von der Planung bis zur Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage kennen. Am Ende kann jeder, der möchte, die Prüfung zur Elektronisch unterwiesenen Person (EuP) absolvieren.

Linda aus Bonn studiert Medizin in Bonn. Das Thema Umwelt sei ihr schon immer sehr wichtig. Freunde von ihr hätten schon einmal bei einem Camp in Bonn mitgemacht. Dies sei ein Anreiz für sie gewesen, sich in Bergisch Gladbach anzumelden. Ihr ginge es darum, ein Grundverständnis zu bekommen. Im Moment habe sie zwar keinen Balkon, aber vielleicht irgendwann mal: „Ein eigenes Balkonkraftwerk zu bauen, das könnte ich mir vorstellen.“

Am Ende des Tages hat man etwas mit eigenen Händen fertiggestellt
Ronald Biallas, Experte Solarcamp

Luke (18) ist noch Schüler an einer Kölner Gesamtschule. Er sagt, er könne sich bei zu viel Theorie schlecht konzentrieren. „Ich weiß noch nicht, was ich später machen möchte."  Das Camp sei eine sehr gute Möglichkeit, verschiedene handwerkliche Arbeiten auszuprobieren.

Ronald Biallas, als Experte vor Ort, sagt, das sein für ihn schon immer der große Vorteil des Handwerks gewesen: „Am Ende des Tages hat man etwas mit eigenen Händen fertiggestellt.“

„Heute ist erst Donnerstag und wir haben schon so viel geschafft“, freut sich Mahmoud (19), „und der Teamgeist ist toll.“ Eigendlich habe der Abiturient ein Praktikum beim Caritas-Klimateam machen wollen. Dann habe er sich für das Solarcamp entschieden, weil es so vielseitig sei. Außerdem komme die Klimakrise jeden Tag gefühlt näher, mit Starkregen, Waldbränden und Trockenheit. „Da müssen wir Verantwortung übernehmen“, betont Mahmoud. Seine Entscheidung sei noch nicht gefallen, zu studieren oder einen Handwerksberuf zu erlernen.

„Ich denke, es ist uns jetzt schon in der ersten Woche gelungen, die jungen Leute für das Handwerk und den Bau von Solaranlagen zu interessieren“, sagt Peuker. Im nächsten Jahr wird es wieder ein Solarcamp geben, kündigt er an.