Mehr „Saft“ für E-AutosBergisch Gladbach plant stadtweites Auflade-Netz

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Glück gehabt: Dieser Kunde hat an der Gladbacher Radstation eine freie Zapfstelle gefunden. Es gibt derzeit nur zwei davon.

Glück gehabt: Dieser Kunde hat an der Gladbacher Radstation eine freie Zapfstelle gefunden. Es gibt derzeit nur zwei davon.

Bergisch Gladbach – Die Anzahl der Elektro-Autos hat sich im Kreisgebiet im letzten Jahr von 368 auf 674 nahezu verdoppelt, und die Tendenz geht weiter kräftig nach oben. Alle diese Autos müssen irgendwo Strom tanken. Das aber ist ein Problem. Noch ist die Zahl der E-Tankstellen gering, auch in Bergisch Gladbach. Irgendwann könnten sich die Autos beim Auftanken in die Quere kommen.

Diese Nachricht wird deshalb E-Mobilisten freuen: In der Kreisstadt könnte die Zahl der E-Zapfstellen bald sprunghaft nach oben gehen, sofern die Politik unterstützt (Vorberatung morgen im Umweltausschuss, Entscheidung im Stadtrat). 79 Ladestationen mit jeweils zwei Ladepunkten (also 158 E-Zapfsäulen) auf öffentlichen Flächen, bislang überwiegend Parkplätze, kann sich die Verwaltung vorstellen, quer in allen Stadtteilen verteilt. Elf Lade-Standorte für E-Tanksäulen gibt es derzeit nach Angaben der Stadt. Das zeigt, wohin die Reise gehen könnte.

Öffentliche Vorstellung im Frühjahr geplant

Interessenten hat die Stadt an der Hand: Mit dem Gladbacher Energieversorger Belkaw und dem Kölner Start-up-Unternehmen On Charge haben sich zwei Betreiber gemeldet, beide offenbar schon mit ausgearbeiteten Ideen in der Schublade. Die Belkaw arbeitet seit längerem an einem Lade-Konzept, die Stadt ist darüber bereits unterrichtet. Im Frühjahr ist die öffentliche Vorstellung im Umweltausschuss geplant. Standorte mit höchster Frequenz könnten von der Belkaw noch 2020 eingerichtet werden.

Stationen

Die Belkaw bietet mit ihrem System Tank-E an folgenden Orten im Stadtgebiet Ladesäulen an: Radstation am Busbahnhof, Kreishaus (Am Rübezahlwald), Belkaw-Zentrale (Hermann-Löns-Straße), Rathaus Bensberg (Wilhelm-Wagener-Platz).

Weitere Standorte laut der Internetseite „going electric“: Aldi Süd (Leverkusener Straße), Grandhotel Schloss Bensberg (Kadettenstraße), Parkhaus Evangelisches Krankenhaus (Ferrenbergstraße), Mediterana (Saaler Mühle), Ladepark Schildgen (Zum Scheider Feld), Baumschule Becker (Bernard-Eyberg-Straße), Autohaus Baldsiefen (Olefant), K13 (Dellbrücker Straße 116).

On Charge will vor allem Wohngebiete (Mehrfamilienhäuser) abdecken. Hier habe die Belkaw aufgrund geringen Umsatzes selber kein Interesse, teilt die Stadt mit. Belkaw und On Charge kämen sich also nicht in die Quere. On Charge selbst teilt auf seiner Internetseite mit, bis 2023 bundesweit 30 000 Ladesäulen aufstellen zu wollen. „Wir bringen die E-Mobilität vor deine Haustür“, ist der Werbespruch des Unternehmens. Mit den knapp 160 neuen Ladepunkten würde sich im Stadtgebiet das Angebot an Ladesäulen enorm vervielfachen.

Ablauf des Verfahrens

Aber wie läuft das Verfahren konkret ab? Dem Umweltausschuss liegt eine Art Ladesäulen-Satzung vor. Ein zentrales Bewerbungsverfahren könnte vom 1. bis 31. März laufen. Ab April würde dann für die noch freien Ladestationen gelten: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Damit wäre das Aufstellen der Ladesäulen auf städtischen Flächen verbindlich geregelt. Alle Bewerber, nicht nur Belkaw und On Charge, würden gleich gestellt im Vergabeverfahren.

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Ist die Zahl der beantragten Ladestationen höher als im Konzept der Stadt, wird nach bestimmten Kriterien eine Bewertung vorgenommen. Die vorhandenen Konzepte könnten dabei Belkaw und On Charge einen Startvorteil geben. Unter anderem geht es um Roamingsysteme, Zugangsentgelt für Kunden, Nachweis eines Betriebskonzeptes und Störungsbehebung binnen acht Stunden.

Wichtig ist die Steuerung

Reine Luftnummern, bei der Stadt „Platzhalter-Bewerbung“ genannt, hätten keine Chance. Die Bewerber müssten der Stadt zunächst mitteilen, wo genau im Stadtteil die Ladesäulen aufgestellt werden sollen. Dies wird dann geprüft. Melden Interessenten Standorte in weniger als 200 Metern Entfernung voneinander an, soll dieser Konflikt in Gesprächen gelöst werden. Gelingt keine Einigung, wird zwischen Bewerber A und B gelost.

Wichtig ist der Stadt die Steuerung: Stadtteile mit vielen Bewohnern sollen entsprechend viele Ladestellen bekommen. So sind für die Stadtmitte sieben neue Standorte vorgesehen, für Refrath und Hand jeweils sechs und für Paffrath fünf. Eine E-Tankstelle könnte jeweils in Bärbroich, Nußbaum und Herrenstrunden kommen. Nur Romaney und Asselborn gehen leer aus. Höchstens 50 Ladeplätze dürfen in einer Bewerbung benannt werden.

Bislang ist die Situation unübersichtlich für Nutzer. Sieben private Anbieter haben Ladestationen auf ihren eigenen Flächen – hier ist die Satzung nicht zuständig. An vier Stationen im Stadtgebiet gibt es das Angebot des Gladbacher Energieversorgers Belkaw (Anteil der Stadt: 49,9 Prozent). Mit dem neuen Verfahren will die Stadt offenbar drohenden Wildwuchs bei den Ladesäulen verhindern und Herrin des Verfahrens bleiben. Der Aufbau einer Infrastruktur für E-Mobilität sei im öffentlichen Interesse. Ein Verzicht auf Nutzungsgebühren ist deshalb laut Stadt möglich.

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