Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt Sanierung der Hammermühle nach der Flut von 2021
Flut von 2021Stiftung fördert Sanierung der Hammermühle in Bergisch Gladbach

Die Plakette der Stiftung für die Hammermühle
Copyright: Anton Luhr
Die Strunde gilt als einer der fleißigsten Bäche Deutschlands, für manche ist der Bach sogar der fleißigste im ganzen Lande. Es war der unvergessene bergische Heimatforscher Vincenz von Zuccalmaglio („Montanus“), der die Strunde zum „fleißigsten Bach Deutschlands“ erhob, alldieweil sie an ihrem kurzen Lauf von Herrenstrunden bis zur Mündung in Mülheim am Rhein mehr als drei Dutzend Mühlen antrieb, dies immerhin über ein knappes Jahrtausend. Eine dieser Mühlen war einstmals die Hammermühle.
Sie liegt unmittelbar in der Stadtmitte von Bergisch Gladbach, nicht weit von der Hauptstraße, und, wer sich Richtung Strunde bewegt, findet das Ensemble aus Fachwerkhäusern leicht. In den 1990ern entschied man sich zum Abbruch des Hauptgebäudes, damit endete unwiederbringlich die Epoche als Öl-, Gersten- oder auch Fruchtmühle.
Seit dem 18. Jahrhundert ist eine Mühlentradition an der Hammermühle belegt. Die verbliebenen Fachwerk-Wohnhäuser der Hammermühle, Nebengebäude der vormaligen Mühle, sind heute eine lebendige Erinnerung an diese jahrhundertealte Mühlentradition. Denn die Strunde war nicht allein das für die Papierherstellung bei Zanders benötigte Gewässer, sondern die Lebensader der industriellen Revolution für die so tatkräftigen Müller in Gladbach.
Als vor vier Jahren im Sommer die Flutkatastrophe über Deutschland hereinbrach, war auch das Fachwerkhaus an der Hammermühle 3-5 massiv betroffen. Als Helfer ist seit dieser Zeit die Deutsche Stiftung Denkmalschutz an der Seite des Eigentümers Peter Berghaus.
Am Freitag, bei einem Präsentationstermin, überreichten die Vertreter der sich aus privaten Geldmitteln speisenden Stiftung eine Bronzeplakette an die Eigentümerseite. Diese Tafel, angebracht am Wohnhaus, soll aufzeigen, dass hier, an der Hammermühle, die Stiftung segensreich wirkt.

Die historischen Gebäude der Hammermühle
Copyright: Anton Luhr
Im vergangenen Jahr setzte die Stiftung mit einem Fördervertrag über 35.000 Euro ihre Unterstützung von 2021 fort und half bei der so wichtigen Sanierung des Hausschwamms, der Erneuerung der Ausfachung und des Sockels sowie der fachgerechte Reparatur der Fachwerkkonstruktion des Gebäudes. Das Allermeiste bei den Flutschäden ist bereits beseitigt an der Hammermühle, die Wohnungen präsentierten sich bei einem Durchgang am Freitag wie neu und nahezu bezugsfertig.
Das von der Strundeflut getroffene Wohnhaus hatte nach der Flutkatastrophe eine Soforthilfe der Stiftung erhalten und gehört seitdem zu den mehr als 880 Projekten, die die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Spenden von Unterstützern sowie Mitteln von West Lotto aus der Lotterie Glücksspirale in Nordrhein-Westfalen fördert.
Die Flut der Strunde
Es waren dramatische Augenblicke: Bei der Strundeflut 2021 hatte das Hochwasser bis zu 60 Zentimeter hoch im historischen Fachwerk gestanden. Strundeaufwärts war damals auch das LVR-Papiermuseum Alte Dombach massiv betroffen gewesen. Die Strunde hatte sich ohne Rücksicht auf Verluste ihren Weg durch die Stadtmitte gebahnt. Tote gab es glücklicherweise nicht zu beklagen in Bergisch Gladbach.
Die Stiftung als solche hat sich in den vergangenen Jahren unter anderem in Odenthal-Altenberg für die Sanierung des ehemaligen Gasthofes Zum Felsenkeller eingesetzt. In Kürten übernahmen die Denkmalschützer den Bergischen Hof in der Ortslage Furth, als Zeugnis des ländliches Lebens um das Jahr 1800. Zurück zur Geschichte der Hammermühle.
Protokoll von 1773
In seiner grundlegenden Ausarbeitung zu den Bergisch Gladbacher Mühlen (2012, Schriftenreihe Bergischer Geschichtsverein 67) beschreibt Hans Leonhard Brenner die ehemalige Hammermühle als Relikt einer frühen Messerschleifer-Bruderschaft zu Gladbach, deren Geschichte reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück.
1773 führt ein Protokoll des Strunderbachs die Mühle auf, mit einem sogenannten oberschlächtigen Mühlrad, der Fluss hatte ein Gefälle von sechs Prozent. Zeitweilig könnte dieses Mühlrad, so Brenner, einen Schmiedehammer angetrieben haben.
Michael Werling, Autor eines Grundlagenwerks zu den Bergisch Gladbacher Baudenkmälern, verortet den Namen Hammermühle als Indiz für ein wasserbetriebenes Hammerwerk, indem anfangs Eisenerz eines nahen Vorkommens zerkleinert und für den Weitertransport vorbereitet wurde. Nach mehrmaligen Wechseln der Eigentümer wurde die Mühle um die Mitte des 19. Jahrhunderts zur Fruchtmühle mit zwei Mahlgängen und einem Graupengang sowie zwei Ölpressen umgebaut.
Antrieb als Fruchtmühle
Später wurde ein Dampfkessel eingebaut, der Frucht- und Holzschneidemühle antrieb. Im 20. Jahrhundert war eine Wäscherei ansässig, andere Gebäude dienten als Wohnungen. 1951 gehörte laut Brenner die Hammermühle mit ihren Aufbauten Peter Berghaus senior, 1985 wurde das Gelände einem Lindlarer Ehepaar auf Erbpacht überlassen.
Die unter Denkmalschutz stehende Bausubstanz wollte das Paar restaurieren und auf dem verbleibenden Gelände einen Wohnblock mit 18 Aussiedlerwohnungen errichten. Auch die Idee, an der Hammermühle 22 Altenwohnungen zu schaffen, gelang nicht. Die ehemalige Wäscherei, das Haupthaus, sei 1991 bereits entkernt gewesen, schildert Brenner den damaligen Zustand. Im April 1998 sei das Gebäude so marode gewesen, dass es habe abgebrochen werden müssen.
Wäscherei war auch an der Hammermühle
„Die alte Wäscherei verrottet immer mehr“, titelte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am 10. August 1991. Heimatredakteur Gisbert Franken war es, der in der Ausgabe der Bergischen Landeszeitung vom 9. April 1998 das letzte Kapitel der Mühle beschrieb: „Hammermühle landete im Container.“ Die Nebengebäude blieben erhalten und sind bis heute prägendes Zeugnis der Gladbacher Stadtgeschichte.
Trotz mancher Überformungen, so das Fazit von Michael Werling, sei die Hammermühle nach wie vor von bedeutendem Rang. Die Förderung der Denkmalschutz-Stiftung unterstützt nun die Sanierung der Wohnungen.