Rettung in fast letzter MinuteWie das Loewen-Citycenter um Hilfe des Staates kämpfte

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Architektonisch nicht gerade eine Augenweide: Das Loewen-Citycenter (hinten in der Mitte) in Gladbachs Innenstadt zwischen Hauptstraße (r.) und Rampe der Stationsstraße (l.).

Architektonisch nicht gerade eine Augenweide: Das Loewen-Citycenter (hinten in der Mitte) in Gladbachs Innenstadt zwischen Hauptstraße (r.) und Rampe der Stationsstraße (l.).

Bergisch Gladbach – Ein Unternehmen, das trotz wirtschaftlicher Probleme nicht in die Insolvenz gehen muss, das ist in diesen Tagen schon eine gute Nachricht. Die rund 70 Mitarbeiter, die Mehrzahl sind Frauen, des Loewen-Citycenter in Bergisch Gladbach können erst einmal durchatmen: Die Soforthilfe ist auf dem Konto des Unternehmens angekommen. Es kann weitergehen – es hätte auch anders kommen können.

Um Hilfe gerufen hatte Udo Kellmann, der Geschäftsführer des Loewen-Center, im März. Seit dem 16. Dezember war das Loewen-Center geschlossen. Die Mitarbeiter gingen in Kurzarbeit. Aber die Fixkosten für den Standort blieben – bei null Euro Einnahmen. Kellmann: „Ich hatte im Winter Kredite aufgenommen, denn mir war schon klar, dass der Lockdown dauern würde.“

Er hatte recht und konnte jeden Tag mit Blick auf sein Konto sehen, wie das Geld aufgebraucht wurde. „Ich bin ein Mensch mit robusten Nerven, aber ich fing an, schlecht zu schlafen.“ Einen mittleren sechsstelligen Betrag hatte Kellmann beantragt. Ohne die Hilfe des Staates, so viel war klar, würde er wirtschaftlich nicht überleben können.

Hilfgesuch bei der Politik

Kellmann schrieb die Behörden an. Ohne Erfolg. Kellmann, CDU-Mitglied und Schatzmeister der Partei in Gladbach, wandte sich an die Politik. Tatsächlich bekam er von Landrat Stephan Santelmann die Aussage, dass die Bezirksverwaltung in Köln nicht zuständig für ihn sei. Alle Beträge über 400 000 Euro würden vom Ministerium bearbeitet werden. Kellmann: „So langsam wurden mir die Füße kalt.“ Denn ihm sei schnell klar gewesen, dass er in Düsseldorf eine ganz kleine Nummer unter vielen war.

Hilfe kam von unerwarteter Seite. Anita Rick-Blunck, FDP-Parteivorsitzende in Bergisch Gladbach, war bei einem der Brandbriefe von Kellmann in Kopie gesetzt worden. Und die Lokalpolitikerin griff zum Telefon und klingelte bei Christoph Dammermann, Parteifreund und Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Ein Einkaufscenter im Herzen der Stadt sei von der Schließung bedroht. Es müsse etwas geschehen. Und Rick-Blunck wurde auch beim Bundesparteivorsitzenden Christian Lindner vorstellig.

Für Udo Kellmann geht es nun aufwärts.

Für Udo Kellmann geht es nun aufwärts.

Der Mann, Bundestagsabgeordneter aus Rhein-Berg, kenne sich ja in Gladbach aus. Lindner informierte seinen Parteifreund Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Und damit war Kellmann, ein kleiner Mittelständler aus Bergisch Gladbach, keine kleine Nummer mehr.

„Es ging dann alles unglaublich schnell“, sagt er. Die von der Landesregierung beauftragten Wirtschaftsprüfer einer externen Agentur meldeten sich bei seinem Steuerberater und wenige Tage später kam der Bewilligungsbescheid und noch ein paar Tage später das Geld.

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Kellmann ist zwar glücklich und der FDP-Politikerin Rick-Blunck ausgesprochen dankbar, aber er sorgt sich um all die Unternehmen, die weniger gute Verbindungen nutzen konnten. Die Sorge kann Rick-Blunck gut nachvollziehen: „Kleinen Unternehmen wird geholfen, großen Unternehmen wird geholfen, aber gerade beim Mittelstand läuft vieles zu langsam, zu bürokratisch.“

Ein richtiges Happy-End ist es für Kellmann übrigens nicht. Er hatte nach dem ersten Lockdown 2019 das Land verklagt. Da geht es um 400 000 Euro. Vergangene Woche – praktisch zeitgleich mit der guten Nachricht aus Düsseldorf – die schlechte Nachricht vom Gericht: Dieses Geld wird er wohl nicht bekommen. Er strebt aber eine Musterklage an. „Da geht es mir ums Prinzip. In meinen Augen sind ganz willkürlich manche Branchen geschlossen worden und andere nicht.“

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