Bergisch GladbachZweites Gleis der S11 wohl nicht vor 2030 fertig

Lesezeit 3 Minuten
Eingleisig geht es mit der S11 nach Bergisch Gladbach – eine Takterhöhung soll durch ein zweites Gleis möglich werden.

Eingleisig geht es mit der S11 nach Bergisch Gladbach – eine Takterhöhung soll durch ein zweites Gleis möglich werden.

Bergisch Gladbach – Der zweigleisige Ausbau der S11-Bahnstrecke ab dem Bergisch Gladbacher Bahnhof gilt als wegweisendes Projekt für die Zukunft der Mobilität im Bergischen. Aber i n letzter Zeit ist es ruhig gewordne. Wir fassen den aktuellen Stand zusammen.

Wie ist der letzte Sachstand?

Die Sitzung des Gladbacher Ausschusses für strategische Stadtentwicklung und Mobilität am 20. April hätte Neuigkeiten bringen können. Angekündigt waren Vorträge von Vertretern der DB und des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland. Aber die Sitzung ist wegen Corona ausgefallen.

Welche Planungen gibt es?

Im November 2020 hat die Bahn für den Abschnitt von Gladbach bis Holweide die Entwurfs- und Genehmigungsplanung beauftragt und gestartet, ein Paket im Volumen von 4 Millionen Euro.

Wird denn schon das zweite Gleis gebaut? Stehen die Bagger schon auf den Gleisen?

Bagger sind noch nicht da. Eine Machbarkeitsstudie ist fertig. Auch bei der Vorplanung ist ein Haken dran. Aktuell läuft die Entwurfsplanung für eine sogenannte Vorzugsvariante. Was dann noch fehlt, ist das Planfeststellungsverfahren. Ein ziemliches Wortungetüm, aber beim Vorhaben die entscheidende Hürde. Danach kann gebaut werden.

Wann ist mit dieser „Planfeststellung“ zu rechnen?

Ab April 2022 soll das Verfahren beim Eisenbahn-Bundesamt eingeleitet werden. Dauer laut Land NRW nicht vorhersehbar, weil die Belange des Flora-Fauna-Habitats Thielenbrucher Moor zu berücksichtigen sind.

Was heißt denn Vorzugsvariante?

Ein zweites Gleis wird bis Dellbrück kommen, auch durch das Naturschutzgebiet Thielenbrucher Moor, auf Kölner Gebiet. Nur auf diese Weise ist ein sicherer Zehn-Minuten-Takt möglich.

Was ist mit den Bahnhöfen hier?

Duckterath wird barrierefrei und erhält einen zweiten Bahnsteig. Für Bergisch Gladbach sind drei Bahnsteige und vier Bahnsteigkanten geplant.

Was ist denn mit dieser Vermehrung der Bahnsteige gemeint?

Es müssen vier Gleise vom Bahnhof ausgehen: zwei für die Züge bis Köln-Worringen, die im Zehn-Minuten-Takt fahren, zwei für die Züge bis Düsseldorf im Zwanzig-Minuten-Takt. Zu den Hauptverkehrszeiten sollen die Züge alle zehn Minuten rollen.

Und was ist mit dem vorhandenen Bahnsteig, dem Gleis 1?

Kann unverändert bleiben. Von der Kopfseite soll der Zugang zu den weitere Gleisen erfolgen

Was macht eigentlich das Stadthaus? Sollte es nicht auch in Bahnhofsnähe entstehen?

Stimmt, und zwar auf dem Gelände der seit einiger Zeit brachliegenden Industriegleise zwischen Bahnhof und Jakobstraße. Am Bauplatz hält die Stadt fest. Offen ist jedoch, wie das Stadthaus und auch die Stadtbücherei aussehen werden. Bekanntlich ist ja ein Vertrag mit einem Stuttgarter Büro vor allem aus Kostengründen gekippt worden.

Aber Stadthaus und Bahnhof sollen doch harmonieren?

Stimmt auch. Und das ist weiter die Absicht der Planer.

Was ist denn mit den Industriegleisen, die aus Gladbach nicht wegzudenken sind?

Sie werden abgebaut. Seit 2018 schon liegen sie brach. Zuletzt fuhren Kohle-Züge zur Papierfabrik Zanders. Auch das abzweigende Zandersgleis an der Kalkstraße liegt still und wuchert langsam grün zu. Zuletzt hatte es auf den Industriegleisen 2019 touristische Fahrten mit Schienenbus und Rheingold-Zug gegeben.

Ist eigentlich das Thielenbrucher Moor durchgeplant?

Hier versuchen Bahn-Planer mit den Naturschützern eine Verständigung. Das sensible Moor soll südlich mit dem zweiten Gleis durchquert werden. Laut Bahn werden damit besonders wertvolle Teile des Kalkflachmoors geschont. Der Fahrdamm soll erhöht liegen, um Eingriffe ins Grundwasser gering zu halten. Und es gibt es eine fortwährend Prüfung des Grundwasserspiegels.

Wann kommt denn nun das zweite Gleis?

Die Planer vermeiden es, eine konkrete Jahreszahl zu sagen. Nur dass es kommt, scheint sicher. Aber wohl eher 2030 als 2025. Die S11 ist mit 18 000 Einpendlern täglich die am stärksten genutzte Strecke des Kölner Bahnknotens.

Das könnte Sie auch interessieren:

Und die Gesamtkosten?

Für die Planungen sind 32 Millionen Euro vorgesehen, für die Gesamtmaßnahme S11 mit dem Umbau der weiteren Bahnhöfe an der Strecke und des Kölner Hauptbahnhofs werden etwa 370 Millionen Euro kalkuliert. Über das sogenannte „Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz“ des Bundes (GVFG) soll die Finanzierung gelingen.

Was muss am Kölner Hauptbahnhof passieren?

Ein neuer Bahnsteig muss an der Nordseite Breslauer Platz gebaut werden, Bauzeit nach DB-Angaben fünf Jahre. Vorher ist kein neuer Takt auf der S11 möglich. Vorher muss es auch hier eine Planfeststellung geben. Auch das spricht für die Zeit um 2030.

KStA abonnieren