Ukraine-KriegStadtrat entscheidet über historische Butscha-Gladbach-Partnerschaft

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Anfang Mai startete der Hilfskonvoi der Gladbacher Feuerwehr nach Butscha.

Bergisch Gladbach – Das könnte am kommenden Dienstag eine historische Entscheidung des Stadtrats werden: Bergisch Gladbach, die Stadt im Bergischen Land, wird die erste (und vielleicht einzige) deutsche Partnerstadt von Butscha (Bucha) in der Ukraine. Butscha, der Ort des Massakers an der Zivilbevölkerung mit über 400 Toten, der Ort, in dem im Frühjahr ein Kriegsverbrechen geschah, wie viele Beobachter meinen. Butscha gilt seitdem als Menetekel des russischen Angriffs auf die Ukraine. Die bis dato unbekannte Stadt in der Ukraine ist weltweit in den Schlagzeilen.

Der Hauptausschuss hat am Dienstag die Weichen dafür gestellt: Bergisch Gladbach wird die Partnerschaft mit Butscha eingehen. Bei der Beratung gab es ein einstimmiges Votum. Die endgültige Entscheidung wird der Stadtrat in der kommenden Woche treffen. Von einer Zustimmung ist fest auszugehen.

„Ich muss dazu ja nicht viel sagen“, erklärte Bürgermeister Frank Stein (SPD). Der Sachverhalt sei allen hinlänglich bekannt.

In Freundschaft

Partnerstädte

Die Gladbacher Partnerstädte sind aktuell Luton und Runnymede in Großbritannien, Bourgoin-Jaillieu und Joinville-le-Pont in Frankreich, Limassol auf Zypern, Velsen in den Niederlanden, Ganey Tikva in Israel, Beit Jala in Palästina, Psczyna in Polen und Marijampole in Litauen. Ringpartnerschaften bestehen mit Bourgoin, Luton und Velsen sowie Runnymede und Joinville.

Über die polnische Partnerschaft Psczyna, die Kontakte zu Butscha unterhält, hatten die Gladbacher erste Fühler ausgestreckt; noch vor dem Butscha-Massaker und zunächst mit dem Gedanken, Hilfsgüter in die Kriegsregion zu bringen.

Hilfsgüter an Ukrainer im Kriegsgebiet verteilt

Mittlerweile sind zwei Konvois in der Ukraine gewesen, mehrere Tonnen an Hilfsgütern konnten an die Bevölkerung verteilt werden. Die Vereine Hilfe Litauen-Belarus und Humanitäre Hilfe Overath hatten dafür mehrere Trucks zusammengestellt; auch die Gladbacher Feuerwehr war stark eingebunden.

Neben vier Feuerwehrfahrzeugen gingen Medikamente, Lebensmittel und Maschinen zum Wiederaufbau nach Butscha. Am 12. Mai hatte der Bürgermeister von Butscha, Anatoly Fedoruk, die Gladbacher Seite über das Interesse an einer Städtepartnerschaft informiert. Butscha plane ein europaweites Netzwerk an Partnerstädten, sagte Stein. Bergisch Gladbach könnte der Vertreter der Bundesrepublik sein.

Schreiben des Butschaer Bürgermeister konkretisiert

Mittlerweile hat Frank Stein seinen Amtskollegen aus Butscha in einer Digitalkonferenz kennengelernt. „Ich bin wirklich sehr bewegt gewesen“, sagte Gladbachs Bürgermeister zu dem Gespräch. Die Hilfe aus Bergisch Gladbach werde in der Ukraine sehr gewürdigt. Mit der Idee einer Städtepartnerschaft habe sich Bergisch Gladbach aber nicht aufdrängen wollen.

Mit dem Schreiben des Bürgermeisters sehe es nun anders aus. In Butscha habe der Stadtrat der Partnerschaft bereits zugestimmt. In der Gladbacher Bevölkerung sei die Hilfsbereitschaft weiterhin sehr stark, sagte Stein. Im Ausschuss gab es keine Debatte zur Sache.

Angebot nach Russland für Zeit nach Putin

Nur Fabian Schütz (Bergische Mitte) meldete sich und regte an, auch eine Partnerschaft mit einer Stadt in Russland einzugehen. Nach dem Fall des Putin-Regimes wäre dies eine Möglichkeit. Schütz sah dies als Zeichen der Völkerverständigung.

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In den Kontext der Partnerschaft passt auch der Beitritt des Gladbacher Bürgermeisters in den weltweiten Verbund „Mayors for Peace“, zum 1. Mai ist Stein aufgenommen worden. Frieden und ein weltweites Atomwaffenverbot fordern die „Bürgermeister für den Frieden.“

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