Historisches GladbachVerwittert und vergessen – Die Kalköfen Zillertal

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Alexander Kierdorf am Schlund des alten Kalkofens.

Bergisch Gladbach – Die Kalköfen Zillertal liegen nicht in Tirol, sondern unweit der Hauptstraße am Quirlsberg in Bergisch Gladbach. Und anders als die namensgebende Region sind die Kalköfen bisher auch nicht Ziel von Touristen. Obwohl sie das Potenzial zur Sehenswürdigkeit hätten. Derzeit fristen die insgesamt drei Öfen allerdings eher ein Hinterhof-Dasein unterhalb des Evangelischen Krankenhauses.

Der Bergische Geschichtsverein bangt daher um die Zukunft der alten Industrie-Anlagen. Zwei der Öfen stehen zwar seit 1991 unter Denkmalschutz, weil sie als beispielhaft für die Wirtschafts- und Stadtgeschichte gelten, sind aber ungeschützt der Witterung ausgesetzt, seit hier Wagenhallen abgerissen wurden und die Öfen wieder zum Vorschein kamen.

Das Mauerwerk verfällt rasant

„Seitdem bemerken wir einen rasanten Mauerwerksverfall“, sagt Thomas Klostermann vom Bergischen Geschichtsverein. Feuchtigkeit, Frost und das Wurzelwerk von Büschen und Bäumen zerstöre die Bauten, die direkt unterhalb eines Steilhanges stehen, Rest des hier früher existierenden Steinbruchs. Die Felsformation inspirierte offenbar auch den Betreiber eines hier früher ansässigen Lokals zum Namen „Zillertal“.

Die Serie

Verwittert und vergessen

Verwittert und vergessen – unter diese Stichworte fallen einige Bauten in der Stadt Bergisch Gladbach, um die sich der Bergische Geschichtsverein Sorgen macht. Oft bemühen sich die Lokalhistoriker schon seit Jahren  um den Erhalt des Objekts oder eine der historischen Substanz angemessene neue Nutzung. Denn Leerstand, das wissen die Denkmalschützer aus meist bitterer Erfahrung, ist immer ein hohes Risiko. Nicht selten gestaltet dann der Abrissbagger die Zukunft.   (spe)

Pläne des Evangelischen Krankenhauses, an dieser Stelle ein Parkhaus zu bauen und die denkmalgeschützten Öfen darin zu integrieren, hält der Geschichtsverein zwar nicht für eine ideale Lösung, aber für einen denkbaren Kompromiss: „Dann wären die Öfen wenigsten vor Nässe geschützt“, meint Klostermann.

Kalk aus Bergisch Gladbach war begehrt

Doch aktuell scheint die Planung ins Stocken geraten. „Wir kennen den aktuellen Stand nicht“, bedauert der Lokalhistoriker. Schon 2015 wurden die Kalköfen Zillertal vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz zum Denkmal des Monats gekürt. Für den Abbau und das Brennen von Kalkstein, neben der Papierindustrie und dem Erzbergbau das dritte traditionelle Gewerbe in der Stadt, seien die Öfen am Quirlsberg typische Zeugnisse. Unmittelbar am Steinbruch gelegen, wurden die Öfen von oben befüllt und durch einen kontrollierten Brennprozess in „gebrannten“ Kalk umgewandelt.

Der war ein begehrtes Material für die Herstellung von Mörtel, für Anstrich, Düngemittel und ab 1800 auch für die Chemie. Mit dem bergischen Kalkmörtel wurden die Schlösser in Bensberg, Brühl und Bonn-Poppelsdorf gebaut, hieß es 2015 in der Begründung des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege.

Lassen sich die Öfen in einen Parkhaus-Neubau integrieren?

Von einst rund 80 Öfen in Gladbach seien nur noch die an der Grube Cox und am Quirlsberg erhalten, bedauert Dr. Alexander Kierdorf vom Bergischen Geschichtsverein. Wichtig sei die Sicherung der um 1890 stillgelegten Anlage in einem Bebauungsplan. „Perspektivisch könnten wir uns auch die Einbindung in einen Erlebnispfad vorstellen“, so Kierdorf. Denn der Quirlsberg sei ein interessanter Kulturraum nahe der Innenstadt. Stadt und Krankenhaus müssten aber bereit sein mitzumachen.

Die Planung sei noch nicht so weit fortgeschritten, erklärte Daniel Beer, Sprecher des Evangelischen Krankenhauses. Allerdings überlege das Haus, ob und wie die Kalköfen in den geplanten Parkhaus-Neubau integriert werden könnten, bestätigte er.

Ein Bauantrag für das Parkhaus liege der Stadt nicht vor, sagte Pressesprecher Martin Rölen. Dies wäre auch noch zu früh: Das Verfahren für den neuen Bebauungsplan Odenthaler Straße/Hauptstraße, der den alten B-Plan Feuerwache ablösen soll, sei noch nicht abgeschlossen.

KStA abonnieren