Julie, Maria und Olga Zanders brachten, jede für sich, das Papierunternehmen durch stürmische Zeiten - in einer von Männern dominierten Welt.
PionierinnenFrauenRat NRW ehrt drei Bergisch Gladbacher Fabrikantinnen der Zanders-Familie

Vor der Tafel der tatkräftigen Vorfahrinnen: Hans Christian Zanders, Silvia Zanders und Tatjana Gräfin von Spee (v.l.).
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Der FrauenRat NRW e.V. ehrt drei bedeutende Frauen aus Bergisch Gladbachs Geschichte: An Julie Zanders, Maria Zanders und Olga Zanders, die die Geschicke des Papierherstellers Zanders über zwei Jahrhunderte prägten, wird künftig deutlich sichtbar mit einer Gedenktafel auf dem ehemaligen Firmengelände erinnert.
Die drei Zanders-Frauen sind Teil des Projektes „FrauenOrte NRW“, mit dem landesweit herausragende historische Frauenpersönlichkeiten ausgezeichnet werden. Die Idee geht zurück auf Dr. Ulrich Soénius, Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln. „Viele Frauen waren in der Geschichte der Wirtschaft des Rheinlandes maßgeblich tätig, aber ihre Rolle wurde in der Vergangenheit zu wenig beachtet“, erklärt er. Das will das Projekt „FrauenOrte“ ändern.
Als Pionierinnen in einer von Männern bestimmten Welt behauptet
Als Pionierinnen bezeichnete Judith Klaßen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, die drei Zanders-Frauen, die – in ganz unterschiedlichen Epochen – Verantwortung übernommen und die Firmengeschicke geleitet hätten, in einer Zeit, als dies keineswegs üblich gewesen sei.
„Das entschlossene Handeln von Julie, Maria und Olga Zanders sicherte vielen Menschen über viele Jahre den Arbeitsplatz und Lebensunterhalt“, würdigte auch Bürgermeister Frank Stein. Ohne sie gäbe es heute weder das Stadtbild prägende Zanders-Areal an der Gohrsmühle, das nun vor einer neuen Entwicklungsphase stehe, noch die lange Tradition der Papierstadt Bergisch Gladbach, meinte er.
„FrauenOrte NRW“ will die Leistungen von Frauen öffentlich herausstellen
Ziel des Projektes „FrauenOrte NRW“ sei es, zur Gleichberechtigung beizutragen, so Jihane Qotit Zerhouni, Vorstand FrauenRat NRW e.V.: „Der öffentliche Raum ist einseitig männlich geprägt und verleugnet so die Errungenschaften von Frauen.“
Julie Zanders (1804-1869) führte das Unternehmen ab 1831, verpachtete es zwischenzeitlich, um sich der Kindererziehung zu widmen. Ab 1857 leitete sie die Firma bis zu ihrem Tod gemeinsam mit ihrem Sohn Carl Richard. In ihrer Ära wurde unter anderem die Gohrsmühle gekauft, die bis zum Ende des Unternehmens dessen Hauptsitz blieb.
Drei Zanders-Frauen, drei Epochen der Unternehmensgeschichte
Maria Zanders (1839-1904) erweiterte die Firma durch Zukäufe und modernisierte. Nach dem frühen Tod ihres Mannes Carl Richard führte sie das Unternehmen ab 1870 allein. 1873-1874 initiierte sie den Bau der Villa Zanders. Sie blieb bis 1902 Teilhaberin.
Olga Zanders (1872-1946) übernahm als Witwe von 1915 bis 1929 die Firmenleitung. Neben der Erziehung von sechs Kindern war sie für rund 1500 Zanders-Mitarbeitende verantwortlich und brachte die Firma durch Ersten Weltkrieg und die Depression der 1920er Jahre. www.frauenorte-nrw.de