Bergisch Gladbach – Günther Ortmann trägt seine Haare kurz, sehr kurz. Deshalb geht er oft zum Friseur, genauer gesagt, in den Herkenrather Salon „Die Haarexperten“, wo er Stammkunde von Inhaberin Anke Wos ist.

Die Friseurmeisterin ist seit 20 Jahren selbstständig, und es läuft eigentlich ganz gut. „Aber es geht immer noch besser“, lacht sie und erzählt die Erfolgsgeschichte ihres neuen Onlineportals. Wie sie im Fernsehen diese Sendung über die Klickzahlen gesehen und ihre 14-jährige Tochter zu Rate gezogen hat, die ihr gleich sagte: „Na klar, Mama, das macht doch heute jeder. Das ist cool.“

Aber eine schicke Homepage bastelt sich für den Laien nicht so leicht, und wie man mit seinem Auftritt ganz nach oben bei Google kommt, wusste Anke Wos schon gar nicht. Wohl aber Kunde Günther Ortmann, den die pfiffige Geschäftsfrau gleich für die Problematik dingfest machte.

Ganz früher einmal war Ortmann Zahntechniker, doch einen Namen gemacht hat er sich als Fotograf und Buchautor. So entwarf er beispielsweise Bücher über Kölner Kirchen, Friedhöfe, Karnevalsgesellschaften und war Projektleiter für das „Kölner Buch der Religionen“. „Irgendwann muss man sich als Autor und Herausgeber zwangsläufig mit Online befassen“, erklärt Ortmann, wie seine Privatrecherchen langsam zum Beruf wurden. Neben der ansprechenden und klaren Gestaltung des Internetauftritts sei vor allem eins wichtig: „Man muss google-konform denken“, erklärt Ortmann. Heißt: „Damit die Homepage nach der Eingabe des Suchbegriffs möglichst weit oben erscheint, müssen Inhalt, Programmierung und Bilder genau synchronisiert sein. Da muss ich manchmal nur ein paar Stellschrauben verändern, um die Seite nach oben zu bringen.“

Eigentlich, behauptet der Administrator, könne das jeder, der sich intensiv damit beschäftige, und zwar über das persönliche Google-Konto. Das darf bezweifelt werden, sonst hätte Ortmann nicht in kurzer Zeit bereits um die 500 Kunden, die er von seinem Zuhause in Bärbroich aus betreut – „alle über Mundpropaganda“, betont er stolz. Bezahlt wird einmalig, aber er betreut die Homepage auch regelmäßig. So wie bei Anke Wos. „Die Haarexperten hatten schon 63 000 Aufrufe in neun Monaten“, freut sich die Geschäftsfrau. „Früher fand man über meinen Mädchennamen Ommerborn mehr Einträge als über meinen Laden.“ Wer Suchbegriffe wie „Haare schneiden Herkenrath“ eingibt, bekommt den Friseursalon der zierlichen blonden Frau prominent auf Seite eins serviert, mit Bild, Adresse, ersten Bewertungen – und selbstverständlich mit Link auf die Homepage. „Wie Phönix aus der Asche“, strahlt Anke Wos und hält den Laptop hoch. „Es reicht natürlich nicht, einfach nur Infos zu zeigen auf der Homepage“, wendet Ortmann ein und öffnet den „g+“-Button unten links. Soziales Netzwerken, Fotos, Produkte kann man dort klicken, in einem Kapitel empfiehlt Anke Wos andere Unternehmen aus der Nachbarschaft, beispielsweise ihre Lieblingsrestaurants. „Solche Cross-Aktivitäten sind wichtig“, erklärt der Administrator. „Damit taucht man dann auch auf anderen Homepages auf und generiert Kontakte.“

Günther Ortmanns Hobby ist Bogenschießen. „Da braucht man viel Ruhe“, sagt er. Nicht zuletzt deshalb ist er aufs Land gezogen, ins beschauliche Bärbroich, dorthin, wo andere Urlaub machen, wie seine Freunde immer sagen. „Meinen Job kann man glücklicherweise überall erledigen.“ Doch dass er am Rosenmontag einmal auf dem Wagen der Roten Funken mitfahren durfte, weil er ein Buch über die Kölner Karnevalsgesellschaften fotografiert hat – das gehört dann aber doch zu seinen ganz besonderen Erinnerungen. Auch wenn’s alles andere als ruhig dabei zuging.