Brief an Jennifer AnistonKölner schwänzt Prozess, weil er in Los Angeles Film drehen will

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Panorama-Aufnahme von Los Angeles: Das Hollywood-Zeichen ist im Hintergrund zu sehen. Im Vordergrund sieht man zahlreiche Bäume und Häuser.

Ein Kölner ist nicht vor einem Schöffengericht in Bensberg erschienen. Stattdessen soll er nach Los Angeles geflüchtet sein. (Symbolbild)

Vor dem Bensberger Amtsgericht ist ein Kölner angeklagt, der aber nicht zum Prozess kam. Stattdessen reiste er offenbar nach Los Angeles – wo er gerne einen Film mit Jennifer Aniston und Sandra Bullock drehen würde.

Dass Eltern ihr eigenes Kind anzeigen, weil sie sich nicht mehr zu helfen wissen, passiert zum Glück nicht oft. Vor dem Bensberger Schöffengericht sollte so ein Fall verhandelt werden.

Angeklagt wegen räuberischer Erpressung war ein bereits 56 Jahre alter Handwerker aus Köln, der seinen in Rhein-Berg lebenden Eltern das Leben zur Hölle gemacht haben soll und womöglich dringend in ärztliche Behandlung müsste.

Doch während Vater und Mutter, beide um die 80, pünktlich ins Gericht kamen, blieb der Sohn weg. Der Prozess war damit erst einmal geplatzt, denn die von der Richterin mit der Vorführung beauftragte Polizei fand den womöglich unter einem massiven psychischen Defekt leidenden Sohn nicht.

Vater aus Rhein-Berg soll um 60.000 Euro erpresst worden sein

Ihr Sohn könnte sich in Amerika befinden, in Los Angeles, berichteten die Eltern im Gericht. Ein Freund ihres Sohnes Peter D. (Namen geändert) habe ihnen das berichtet. Was genau Peter D. vorgeworfen wird, kam noch nicht zur Sprache: In Abwesenheit des Angeklagten wurde die Anklage nicht verlesen.

Vater Heinz D. erwähnte aber, er sei um 60.000 Euro erpresst und bei anderer Gelegenheit auch schon von seinem Sohn geschlagen worden, Mutter Wilma D., dass sie ihr Telefon meist abgeschaltet ließen, weil sie immer wieder nächtliche Anrufe bekämen. Sie könne mittlerweile nachts nicht mehr schlafen. Die Eltern berichteten weiter, sie hätten sich schon Hilfe suchend an die Polizei gewandt, damit die ihren Sohn einem Arzt vorführe, aber das habe nicht funktioniert.

Kölner schreibt Brief an Sandra Bullock und Jennifer Aniston

Der Versuch von Schöffenrichterin Birgit Brandes, den Mittfünfziger vorführen zu lassen, war an dem Morgen ebenfalls gescheitert: Die Kölner Polizei ließ mitteilen, dass die Klingelanlage des mutmaßlichen Wohnhauses von Peter D. „digitalisiert“ sei und keine Namen daran stünden.

Es war unterste Schublade, was die Behörden mit mir gemacht haben
Brief des Angeklagten

Dabei ist es zumindest im Internet so schwierig nicht, den Mann mit dem seltenen Nachnamen zu finden. Auf seinem Facebook-Account gibt er an, in Los Angeles zu leben, sich dort an einem riesigen Swimmingpool mit 30 Grad warmen Wasser zu erfreuen und in der Stadt ein großes Bauprojekt zu planen, die „drei lebenswertesten Apartmenthäuser der Welt“.

Auch hat der 56-Jährige nach eigenen Angaben den Hollywood-Stars Jennifer Aniston und Sandra Bullock in deutscher Sprache einen Brief geschrieben, in dem er sich als Opfer des Kölner Finanzamtes beschreibt. „Es war unterste Schublade, was die Behörden mit mir gemacht haben“, heißt es dort, und dann schlägt Peter D. den beiden Weltstars vor, eine Oscar-würdige Komödie über seine Erfahrungen mit den Finanzbehörden und über „schmutzige sexuelle Fantasien“ zu produzieren. „Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir eine Zusammenarbeit zusagst“, endet das Schreiben.

Die Eltern müssen jetzt erst einmal weiter bangen. Von einem Sachverständigen psychiatrisch begutachtet werden, kann der Angeklagte frühestens, wenn er wieder nach Deutschland kommt – und die Polizei es schafft, ihn trotz Digitalisierung zu finden.

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