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NotlösungGladbacher Karnevalisten sollen in der alten Zentralwerkstatt auf Zanders feiern

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3 min
Eine alte, leergeräumte Fabrikhalle

Das triste Ambiente der alten Zentralwerkstatt auf dem Zanders-Gelände soll bald durch die Karnevalisten belebt werden.

Das seit Jahren leerstehende Fabrikgebäude soll Veranstaltungsräume ersetzen, die nur noch für schulische Zwecke genutzt werden dürfen.

Alte Zentralwerkstatt Alaaf! Zanders Alaaf! Jläbbisch Alaaf! Das seit der Betriebsaufgabe beim Papierhersteller Zanders vor vier Jahren leerstehende Werkstattgebäude wird in der kommenden Karnevalssession Ankerpunkt für zahlreiche Sitzungen und Veranstaltungen. Massen von Karnevalisten und Kostümierten werden in die ehrwürdigen Räume an der Main Street auf dem Zanders-Gelände strömen. Das kann ja lustig werden.

Große Bensberger, Närrische Sander, Fidele Böschjonge und auch die Schlader Botzen (nur deren Herrensitzung) müssen mit ihren Prunk- und Traditionssitzungen im Januar und Februar ihre angestammten Veranstaltungsstätten in Herkenrath (Schulzentrum) und Bensberg (Albertus-Magnus-Gymnasium) verlassen. Das bestätigt die Stadt auf Nachfrage. Besucher, Vereinspräsidenten, Literaten und die Mitwirkenden müssen umdenken. Zieladresse: Main Street, Zanders.

Das Gebäude ist denkmalgeschützt

Den Umzug in die Zentralwerkstatt hat die Stadt als Eigentümerin der Immobilie „amtlich“ mitgeteilt. Berichtet wird von zahlreichen Treffen und Gesprächen, die es im Vorfeld zwischen Stadt und Brauchtumsgesellschaften gegeben habe. Ergebnis: Die Karnevalisten verlassen Aulen und Sporthallen der weiterführenden Schulen und wandern sozusagen mit Sack und Pack in die Alte Zentralwerkstatt.

Wie dies genau in dem in Teilen denkmalgeschützten Gemäuer umgesetzt werden kann, ist noch offen und wohl auch noch bei den Planern der Stadt in der Diskussion. Wie die Pressestelle im Rathaus mitteilt, werde mit mobilen Lösungen geplant werden müssen. Für die Toiletten kann demnach an Dixi-Toiletten gedacht werden. Auch die Stromversorgung könnte mit mobilen Versorgungsgeräten gelingen. Noch fehlt auf dem Areal eine moderne Infrastruktur. Parkplätze in ausreichender Zahl gibt es in der Stadtmitte.

Viele Aulen und Sporthallen sind nur noch für Schulzwecke zugelassen

Der Umzug ist aus der Not geboren. Mehrere Schulaulen und Sporthallen, genehmigt als schulische Veranstaltungsstätten, hat die Stadt aus Sicherheitsgründen für andere Veranstaltungsformen schließen müssen. Darunter als eine der Hauptbetroffenen, neben den Kulturschaffenden: die Karnevalisten.

Benannt wurden vor einigen Monaten von der Stadt folgende Schulen: die Integrierte Gesamtschule Paffrath, das Schulzentrum Herkenrath, das Schulzentrum Saaler Mühle mit den beiden Otto-Hahn-Schulen, das Schulzentrum Kleefeld, Nicolaus-Cusanus-Gymnasium, Albertus-Magnus-Gymnasium sowie die Grundschulen in Hebborn, Moitzfeld, Paffrath und Stadtmitte/„An der Strunde“.

Das Gebäude spielt eine zentrale Rolle beim Umbau des Zanders-Geländes

Damit sind wesentliche Versammlungsstätten raus aus den Planungen, möglicherweise für Jahre. Im Sommer hatte die Verwaltung von Leichtbauhallen gesprochen, die als Lösung kommen könnten. Daraus wird zunächst nichts. Die Zentralwerkstatt gilt als erste Option und als Lösung, die relativ schnell umsetzbar sein könnte. Der Umzug wird Leben auf das Zanders-Gelände bringen. Und er wird Leben in die Zentralwerkstatt bringen. Was in den kommenden Wochen an schnellen Umbauarbeiten geleistet werden muss, lässt sich jedoch kaum abschätzen.

Als Ort der Begegnung und als Keimzelle der späteren „Altstadt“ auf Zanders spielt die Zentralwerkstatt seit Beginn der Umbauplanungen eine bedeutende Rolle. „Verbaute Schönheit mit Geschichte und Perspektive“ nennt dies Historiker Michael Werling, der sich intensiv mit den Zanders-Gebäuden beschäftigt hat. Entstehen soll ein inklusives und integratives Bürgerzentrum, ein Impulssetzer für das gesamte Quartier. Für zehn Millionen Euro, als Projekt der Regionale 2025 und maßgeblich vom Land gefördert, soll die Zentralwerkstatt in den kommenden Jahren gesichert, saniert und umgebaut werden.

Es war wohl der zu seiner Zeit sehr bekannte Architekt Gustav Bösinghaus, der das Gebäude um 1880 entworfen hat, zunächst als „Werkstattgebäude“. Anbauten und Umbauten entstanden über die folgenden Jahrzehnte, und zuletzt wurde das Backsteingebäude 1961 erweitert. Walzenlager, Drehbänke und ein Ersatzteillager gab es in den letzten Betriebsjahren. Zwischenzeitlich ist das Gebäude geräumt worden. Es wartet auf eine neue Nutzung. Die Karnevalisten machen schon in wenigen Wochen den Anfang,