FotosHistorische Bilder aus dem alten Bergisch Gladbach

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Schloß-Café Himperich 1945

Schon bei seiner Gründung bekam das Schloß-Café seinen Namen, das Foto links entstand um 1945.

Bergisch Gladbach – 1903 gründete Peter Gieraths das „Schloß-Café“ an der Schloßstraße 22.

Vor 34 Jahren kam dann der Name Himperich hinzu. Im Frühjahr 2016 wird das Café für immer schließen. „Es tut weh“, sagt Wolfgang Himperich, „und wir haben und sie Entscheidung nicht leicht gemacht.“ Der Grund ist so simpel wie triftig: Die Arbeit ist nicht mehr zu schaffen.

Unser Bild zeigt die Rückseite des Gebäudes um 1935:

Schloß-Café Himperich 1935_Ru¦êckseite

Die Rückseite des Gebäudes, wie es im Jahr 1935 aussah.

Es ist der Ort unzähliger Anekdoten wie der mit den verwechselten Präsentkörben, von denen drei in der Konditorei Himperich bestellt wurden, dann aber vom Abholer vehement beim Himperich-Bruder in der Metzgerei eingefordert wurden.

„Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben“, sagt Wolfgang Himperich.

Wie es den 60er Jahren im Obergeschoss des Cafés aussah, zeigt ein weiteres historisches Bild.

Schloß-Café Himperich 1935_Obergeschoss

Gemütlichkeit der 60er-Jahre im Obergeschoss

Ein Blick ins Erdgeschoss

Schloß-Café Himperich 1960_Erdgeschoss

Gemütlichkeit der 60er-Jahre im Erdgeschoss

Sehen Sie auf der nächsten Seite: So sah das Gasthaus Waatsack eins aus.

Seit mehr als 200 Jahren steht das alte Gasthaus Waatsack an der Kreuzung Haupt-/Odenthaler Straße in Bergisch Gladbach.

1988 wurde das Gebäude, das aus dem Jahr 1792 stammt, unter Denkmalschutz gestellt. Seit vielen Jahren will die Stadt das alte Gasthaus versetzen lassen, um die Kreuzung auszubauen. Dazu ist es aber bisher nicht gekommen.

„Mit dem Aufschwung der Industrie im Strundetal und des Bürgertums in Bergisch Gladbach wurde der „Waatsack" mit dem später angebauten Viktoriasaal zu einer Anlaufstation namhafter Männer und Vereine“, erklärt der Begische Geschichtsverein auf seiner Internetseite.

Neben dem Komponisten Max Bruch fanden sich auch die Schützengesellschaft, der Turnverein und der Altenberger Domverein mit dem Vorstandsmitglied Johann Wilhelm Zanders dort ein.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Als Max Bruch im Igeler Hof komponierte

Als 14-Jähriger hatte sich der in Köln geborene Max Bruch mit einem Streichquartett um ein Stipendium der Frankfurter Mozart-Stiftung beworben und gewonnen.

„Entstanden ist dieser Wettbewerbsbeitrag 1852 auf dem Igeler Hof in Bergisch Gladbach“, berichtet Stadtarchivar Albert Eßer, der mit Magdalene Christ von der Stiftung Zanders eine vielfältige Ausstellung im Kulturhaus Zanders erarbeitet hat.

Gleich am Eingang des Guts steht ein großes Porträt von Bruch, aufgenommen im Zimmer, in dem er schon als Kind komponiert hat. Von dort schrieb er später als 18-Jähriger, wie er „dort dem Teufel ein Ohr abmusizieren musste“, aber auch gemütlich in der Hängematte dösen konnte.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Bergisch Gladbach 6192 Einwohner. Der Pfad, der zum Igeler Hof führte, wurde 1907 nach dem Komponisten benannt, kurz vor dessen 70. Geburtstag. Im Jahr 1935 wurde dort außerdem ein Denkmal für Max Bruch enthüllt.

Inspiriert von den sanften Hügeln und Tälern des Bergischen Landes, hat er die meisten seiner Werke in der idyllischen Landschaft des Hofs geschaffen.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: 300 Jahre Haus Steinbreche - erst vererbt, dann verkauft

Mehr als 300 Jahre ist Haus Steinbreche in Refrath bereits alt. Seine Geschichte geht auf den Steinbruch zurück. Die Arbeiter stammten damals aus der Wallonie.

Ihr Meister Leonhard Goudhair (Gouhaire) erhielt zum Dank für seine offenbar gute Arbeit vom Bauherrn, Kurfürst Johann Wilhelm II., ein Stück Land nahe dem Steinbruch. Dort errichtete Gouhaire 1912 ein Herrenhaus.

Über mehrere Generationen wurde der umfangreiche Besitz an der Steinbreche, zu dem nicht nur das Herrenhaus samt Scheune und Wirtschaftsgebäuden sondern auch Steinbrüche, Traß- und Braunkohlegruben, Kalköfen und ein Landbesitz von etwa 300 Hektar gehörten, in der Familie vererbt.

Umbau zu einem Ausflugslokal

Anfang des 19. Jahrhunderts lebten auf Haus Steinbreche Anna Margarethe, Anna Sibilla und Anna Maria Siegen – Enkelinnen von Leonhard Gouhaire, und in Refrath besser bekannt als die drei „Steinbrecher Jungfern“. Sie vererbten 1820 ihrem Neffen Bernhard Eyberg Haus und Gut Steinbreche.

1850 ging das Haus durch Kauf in andere Hände über und 1896 übernahm Josef Keller die Steinbreche und baute sie zu einem der bekanntesten Ausflugslokale des Rheinlandes aus.

Bis 1902 entstanden hier die Restaurationsräume, ein großer Saal, eine Weinstube, eine überdachte Terrasse und ein Fischweiher.

Unser folgendes Bild zeigt Bootstouren auf dem Kahnweiher, die damals sehr beliebt waren.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Als die Strunde noch 50 Mühlen antrieb

Strunde trieb 50 Mühlen an

Bis zu 50 Mühlen wurden in früheren Zeiten von der Strunde angetrieben, doch der „fleißige Fluss“ schaffte es nicht aus eigener Kraft, den Rhein zu erreichen.

Da es immer wieder Vorwürfe gab, die am Oberlauf liegenden Mühlen würden den Betrieben am Unterlauf „das Wasser abgraben“, wurden schon früh Bachordnungen erlassen, und Bachgraf und Bachschultheiß überwachten ihre Einhaltung. Bachgraf für die untere Strunde war gewohnheitsmäßig der Inhaber von Haus Iddelsfeld, Ende des 18. Jahrhunderts der von Haus Thurn.

Jeder neue Bachgraf musste sich einem seltsamen Ritual unterwerfen: Er ritt von Schlodderdich zum Rhein, wo der neue Bachgraf eine Handvoll Münzen ins Wasser und unter seien Begleiter warf. „Damit“, so Brenner, „hatte er vom Rhein das Recht erkauft, das Strundewasser in den Rhein zu leiten und gleichzeitig das Zeugengeld bezahlt.“ Über viele Jahrhunderte trieb das Wasser der Strunde die Mühlen an, sorgte für die Bewässerung und Düngung der Wiesen und diente im Winter als Vertilger von „Gewürmen, Mäusen und Maulwürf“. Doch als die Papierproduktion industrialisiert wurde, was mit dem Einsatz der Dampfmaschine und der Einführung der Kalkchlorbleiche einherging, wurde das Wasser des Baches immer stärker verschmutzt.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Der älteste Sportverein in Bergisch Gladbach

Turnerschaft wurde 1879 gegründet

Die Turnerschaft ist der älteste Sportverein von Bergisch Gladbach. Er ist 1879 gegründet worden und blickt so auf eine lange Geschichte zurück. Dass Sportler schon in früheren Zeiten keine Kinder von Traurigkeit waren, zeigt ein Eintrag ins Protokollbuch im November 1912. Als der damalige Stadtbaurat Bernhard Neuhoff von den Mitgliedern des Turnvereins als Dank für seine langjährige Tätigkeit als Vorsitzender ein Diplom erhielt, gab Neuhoff einen aus: ein Fass Bier und eine Kiste Zigarren. Der Verein organisierte auch selbst Feste, etwa zu Weihnachten.

So fand am 26. Dezember 1930 das eigene „Winterfest“ im Saal der Gaststätte Am Bock statt. Für 60 Pfennig bekamen die Zuschauer nicht nur Turnübungen geboten, sondern auch das Theaterstück „Die Spieluhr im Glockenturm“.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, wie es den Bergarbeitern aus Bergisch Gladach Anfang des 19. Jahrhundert ergangen ist.

Bergbautradition in Bergisch Gladbach

Dass Bergisch Gladbach auch eine Bergbautradition hat, belegen zum Beispiel Fotografien von der Arbeit an den Öfen der Zinkhütte, nach der heute das Gewerbegebiet in Heidkamp benannt ist. Bei der Verhüttung der Zinkerze entstanden Schwefeldämpfe, die die Gesundheit der Arbeiter gefährdeten, wie aus einem Bericht eines Arztes hervorgeht: Sie erkrankten häufig an Lungentuberkulose. Die Kölner Bezirksregierung schritt ein.

Im kommenden Abschnitt gibt es eine alte Aufnahme der Laurentiuskirmes zu sehen.

Laurentiuskirmes im Jahr 1899

Aus dem Jahr 1899 stammt diese Aufnahme aus der Sammlung Vinzenz Feckter, die die Laurentiuskirmes zeigt. Vorne rechts sind noch die Stallungen und Wirtschaftsgebäudes des alten Gasthofs „Zum Bock“ zu sehen.

Das Bild stammt aus einem Band "Bergisch Gladbach nachbelichtet. Fotografien aus dem alten Bergisch Gladbach" des Heimatbuchautors Willi Fritzen. Darin sind viele weitere historische Fotos zu sehen, wie dieses von der Hauptstraße in Bergisch Gladbach. In seinem Buch zeigt er Fotografien, „als Bergisch Gladbach fast noch ein Dorf war“, wie er in seinem Vorwort schreibt.

Auf der ältesten Aufnahme aus dem Jahr 1878 sind dort, wo sich heute die Fußgängerzone an der Laurentius-Kirche vorbeizieht, noch ausschließlich Gärten zu sehen – vor niedrigen Fachwerkhäusern.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Ein ehemaliger Bürgermeister beim Rodeo auf der Sander Kirmes.

Da hatte Franz Heinrich Krey (r.) noch gut lachen: Wenig später beendete Pony Jenny seinen Reitversuch auf der Sander Kirmes.

Da hatte Franz Heinrich Krey (r.) noch gut lachen: Wenig später beendete Pony Jenny seinen Reitversuch auf der Sander Kirmes.

Bürgermeister beim Rodeo

Wer weiß schon, dass der ehemalige Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete Franz Heinrich Krey auf der Sander Kirmes Rodeo geritten ist? Das Herrenstrundener Pony Jenni war berüchtigt, fremde Reiter binnen einer Minute abzuwerfen.

Als es auf dem Rummel in Sand zu Gast war, wollte Franz Heinrich Krey der erste sein, der es länger als 60 Sekunden auf dem störrischen Pferd aushält. Zur Belustigung der Kirmes-Besucher schlug auch dieser Versuch fehl.

Das Foto, das den Bürgermeister vor seinem Rodeo-Versucht zeigt, stammt aus dem Buch von Willi Fritzen: „Bergisch Gladbach – Stadtgeschichte in Fotos & Anekdoten“.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Konrad Adenauer zu Besuch in Kippekausen

Adenauer zu Besuch in Bergisch Gladbach

So einige Staatsoberhäupter waren schon in Bergisch Gladbach zu Besuch. Das Bild zeigt Konrad Adenauer beim Richtfest in Kippekausen im Jahr 1961. Dort übergab der ehemalige Bundeskanzler die sechsmillionste nach dem Krieg gebaute Wohnung. Adenauer hatte ein enges Verhältnis zum damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Paul Lücke.

Auch Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger besuchte die Strundestadt. Auf dem Bild ist Kiesinger bei seiner Rede 1969 auf dem Marktplatz zu sehen.

Damals sah er sich Bla-Bla-Rufen, Geschrei und Pfiffen sowie „Sieg heil“-Rufen einer Gruppe der Außerparlamentarischen Opposition gegenüber. Kiesinger reagierte auf die angereisten Störer lächelnd: „Natürlich sind wieder die Importierten da, ich kenne sie ja schon!“

Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Königlicher Besuch in Bensberg

Königlicher Besuch

1969 inspizierte Fabiola von Belgien das belgische Gymnasium im Schloss. Bensbergs Bürgermeister Ulrich Müller-Frank „tanzte“ damals auf zwei Hochzeiten, begrüßte die Königin in der Schlossvorhalle, verschwand während deren Rundgang kurz zum Amtsgericht, wo er als Anwalt einen Mandanten zu vertreten hatte, und war nach dem Urteil pünktlich zur Verabschiedung von „La reine“ wieder zurück.

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