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Immobilienexperte zu Zanders„Ich habe Zweifel, dass das so in Bergisch Gladbach klappt“

Lesezeit 3 Minuten
Immobilienexperte Michael Hahn sitzt vor dem Zanders-Gelände.

Immobilienexperte Michael Hahn vor dem Zanders-Gelände.

Das 35 Hektar große Zanders-Areal ist Gladbachs wichtigstes städtebauliche Projekt. Ein Rundgang mit dem Immobilienexperten Michael Hahn.

Das ist jetzt für Sie eine Premiere. Sie sind das erste Mal auf dem Zanders-Gelände?

Genau. Bis jetzt hat mich ja niemand eingeladen.

Ihr Unternehmen, die Hahn AG, verwaltet ein Immobilienvermögen von rund sieben Milliarden Euro?

Wir sind Marktführer bei großflächigen Einzelhandelsimmobilien. Also keine Fachleute für die Entwicklung von Industriebrachen.

Verfolgen Sie denn die Entwicklung rund um Zanders?

Natürlich! Allerdings fast ausschließlich mit Informationen aus Ihrer Zeitung.

Wenn wird jetzt so über das Werksgelände gehen und sie den Plan ja kennen, möglichst viele Immobilien zu erhalten …

… dann muss ich schon mal schlucken. Ein interessanter Plan, für dessen Umsetzung es hoffentlich auch Investoren gibt. Ich habe meine Zweifel und würde denken, dass am Anfang doch die Frage stehen müsste: Welche Nachfrage gibt es für welche Flächen? Also eine fundierte Marktanalyse mit anschließendem Wettbewerb unter potenziellen Investoren.

Die Stadt ist anders vorgegangen. Sie will mit einem eigenen Entwicklungsplan auf Investoren zugehen. Die Gebäude sollen möglichst erhalten bleiben, die Art der Energieversorgung ist zum Beispiel vorgegeben und auch die Nutzung – es sollen 3000 Menschen auf dem Gelände wohnen und 3000 Menschen in Gewerbebetrieben Arbeit finden. Ein Bildungscampus soll entstehen und ein kulturelles Zentrum.

Und die Wirtschaftlichkeit? Die Stadt hat die Flächen doch gekauft und ist , so sehe ich das, den Bürgern gegenüber verantwortlich, möglichst gewinnbringend zu agieren.

Im Fokus steht bislang die städtebauliche Entwicklung. Wir stehen hier gerade vor dem Kalandersaal, ein vom Architekten Gustav Börstinghaus 1888 entworfenes Gebäude (Kalander sind Maschinen, die die Papieroberfläche durch Walzen glätten - Anm.d.Red.). Es steht unter Denkmalschutz. Bei offiziellen Führungen ist da von einem „Juwel“ die Rede.

Die Begeisterung für solch Gebäude kann ja aus lokalpatriotischen, historischen und städtebaulichen Gründen berechtigt sein. Ein potenzieller Investor schaut da aber ganz anders drauf. Denkmalgeschützte Gebäude zu entwickeln, ist meist richtig teuer. Was sich dann im Verkaufspreis niederschlagen wird. Da ist die Frage: Gibt es einen Bedarf für solche Gebäude? Wenn ja, ist alles fein. Das Gebäude wird entwickelt, es wird verkauft, alle sind glücklich. Aber ich habe – um es vorsichtig zu formulieren – meine Zweifel, dass das so funktioniert.

Es wurde eigens eine Zanders-Entwicklungsgesellschaft gegründet, die mit einem neuen Geschäftsführer schneller und effektiver am Markt agieren soll. In einem Papier für den Aufsichtsrat wird die Gesellschaft als rotes Rennboot gezeigt.

Ich kenne die handelnden Personen alle nicht persönlich. Aber grundsätzlich ist es doch so, dass niemand so engagiert für ein Projekt arbeitet, als derjenige, der mit seinem eigenen Geld voll ins Risiko gegangen ist. Von daher herrscht bei mir eine gewisse Grundskepsis.

Die Entwicklung von Zanders kann finanziell nicht von der Stadt getragen werden. Für das Projekt lebenswichtig ist deshalb die Förderung durch die Regionale 2025. Jetzt stehen wir vor der „Alten Zentralwerkstatt“. Daraus soll ein Bürger- und Kulturzentrum werden. Das Land fördert das Zehn-Millionen-Euro-Projekt mit sieben Millionen Euro. Von einem „Impulsquartier“ ist die Rede.

Sehen Sie, da bin ich raus. Ich verstehe nichts von diesen Förderprogrammen. Das gehört nicht zu meinem Geschäft. Ich habe da aber auch wieder so einen Verdacht. Mit Förderprogrammen werden Förderwelten geschaffen, die nicht unbedingt etwas mit der realen Wirtschaftswelt zu tun haben.

Was würden Sie der Stadt raten?

Nur etwas ganz Grundlegendes: Möglichst schnell private Investoren ins Boot holen, nicht zu fest an alten Plänen zu hängen und immer die Wirtschaftlichkeit im Auge behalten.