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„Im Westen nichts Neues“Wie ein Bergisch Gladbacher Schauspieler auf die Baftas reagiert

Lesezeit 3 Minuten
Eine Filmszene: Soldaten liegen mit angelegten Gewehren in einem Schützengraben.

„Im Westen nichts Neues“ ist für neun Oscars nominiert. Ein gebürtiger Bergisch Gladbacher spielt eine Nebenrolle.

„Im Westen nichts Neues“ hat sieben Baftas bekommen, Moritz Klaus aus Bergisch Gladbach spielt darin eine Nebenrolle.

So richtig realisiert hat Moritz Klaus die Auszeichnung noch nicht, das ist ihm am Telefon anzuhören. Am Montagabend ist das Netflix-Drama „Im Westen nichts Neues“ mit sieben Baftas, dem größten britischen Filmpreis, ausgezeichnet worden. Unter anderem als bester Film, bester nicht-englischsprachiger Film und für die beste Regie.

„Das ist natürlich eine totale Ehre und total aufregend“, sagt der 24-jährige Schauspieler, der im Netflix-Drama den jungen Soldaten Frantz Müller spielt. Er konnte die Veranstaltung nicht verfolgen, weil er eine Vorstellung im Düsseldorfer Schauspielhaus hatte.

In einer Whatsapp-Gruppe mit der Filmcrew seien schon Bilder von der Veranstaltung herumgeschickt worden. „Die Auszeichnungen machen auf jeden Fall auch Mut für kommende Veranstaltungen“, spielt der Schauspieler auf die kommenden Oscars an, bei denen „Im Westen nichts Neues“ für neun Trophäen nominiert ist.

„Im Westen nichts Neues“: Bergisch Gladbacher berichtet über Dreharbeiten

Die Stimmung am Set von „Im Westen nichts Neues“ war schon anders, als es Moritz Klaus gewohnt war. „Es war eine wahnsinnig intensive Erfahrung, die Konzentration am Set war sehr hoch“, sagt der 24-jährige Schauspieler.

Das schwere Thema Krieg habe niemanden kalt gelassen. „Sowas hab ich an noch keinem Set erlebt“, berichtet Moritz Klaus, der in Bensberg geboren ist, am Brombacher Berg in Overath aufgewachsen, mit elf nach Lindlar gezogen ist und dort 2017 am Gymnasium Abitur gemacht hat.

Das erste Mal vor der Kamera stand Moritz Klaus mit sieben Jahren im Film „Der Teufelsbraten“. Im Literaturkursus am Gymnasium Lindlar sammelte er erste Erfahrung auf einer Theaterbühne. „Dann war ich ziemlich schnell davon überzeugt, Schauspiel zu studieren.“ Nach dem Abi sprach er dann an der Leipziger Hochschule für Musik und Tanz für einen Studienplatz vor.

Seit 2018 studiert er dort mit Fokus auf Bühnenschauspiel. Nach den ersten beiden Jahren seiner Ausbildung in Leipzig ging er als Studierender ans Schauspielhaus nach Düsseldorf. Im Sommer macht er dort seinen Abschluss, danach wird er im Ensemble übernommen.

So kam Moritz Klaus an die Rolle für „Im Westen nichts Neues“

Noch während seiner Zeit in Leipzig habe die Castingdirektorin Simone Bär an seiner Uni nach Nachwuchsschauspielern für „Im Westen nichts Neues“ gefragt. Ein Bewerbungsvideo und ein Zoom-Gespräch mit Regisseur Edward Berger später hatte er seine Rolle im Netflix-Drama. Gedreht wurde im Frühjahr 2021 in Prag und Umland.

„Das Set war super groß und voll. Einer ruft „Action“ und 400 Leute rennen los“, erinnert er sich an die Dreharbeiten. Für Klaus eine intensive Erfahrung: „Wir haben kaum im Studio gedreht, sondern lagen wirklich im Matsch.“ Die Setdesigner haben für die Kriegsszenen ein 800 mal 300 Meter großes Schlachtfeld angelegt. Auch die Kostüme und Requisiten wie die Gewehre haben Klaus den Dreh noch näher gebracht. „Die Uniformen waren schon schwer, dann kam noch das Gewehr mit Bajonett drauf.“ Das sehe alles aus, wie auf Originalaufnahmen des Ersten Weltkrieges.

Man hatte schon das Gefühl, hier entsteht etwas sehr Wichtiges.
Moritz Klaus, Schauspieler aus Bergisch Gladbach

Schon beim Dreh habe die Schwere des Themas die Atmosphäre verändert. „Man hatte schon das Gefühl, hier entsteht etwas sehr Wichtiges.“ Die Schauspieler hätten zwischen den Szenen weniger herumgealbert, als das bei anderen Produktionen vorkomme. „Alle waren sehr konzentriert“, berichtet er über den Dreh mit unter anderem Daniel Brühl, Albrecht Schuch, Devid Striesow und Felix Kammerer.

Ziemlich genau ein Jahr nach den Dreharbeiten begann der russische Angriffskrieg in der Ukraine. „Was mich bewegt hat ist, dass die Bilder, die man davon sieht, sich teilweise gar nicht von denen unterscheiden, die wir im Film zeigen. Man ist keinen Schritt weiter.“ Dass die Produktion jetzt so einen aktuellen Bezug habe, sei damals natürlich noch nicht abzusehen gewesen.

„Das war schon verrückt“, erinnert er sich an die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen, die er im Stream verfolgt hat. Zur Verleihung nach Los Angeles wird Moritz Klaus nicht reisen. Aber wer weiß, was noch kommt. Vielleicht ergibt sich das bei einem seiner nächsten Projekte.

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