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Interview mit Freiwilligen-Börse„Die Plauderbank in Bergisch Gladbach ist ein voller Erfolg“

Lesezeit 4 Minuten
Annette Kruff sitzt auf der Bank. Daneben steht ein Schild mit der Aufschrift Plauderbank. 

Die Plauderbank im Park der Villa Zanders in Bergisch Gladbach wird gut angenommen, berichtet Annette Kruff, Vorsitzende der Freiwilligen-Börse.

Annette Kruff vom Vorstand der Freiwilligen-Börse kündigt im Gespräch mit Uta Böker einen zweiten Standort für eine Plauderbank an.

Die Freiwilligen-Börse Rhein-Berg mit Sitz in Bergisch Gladbach vermittelt seit 25 Jahren erfolgreich ehrenamtliche Unterstützer an gemeinnützige Vereine und Organisationen. Der eine braucht Hilfe, der andere will helfen. Ein Gespräch mit Annette Kruff (67), seit September Vorsitzende des Vereins, über neue Projekte.

Beinahe hätte die Jubiläumsfeier gar nicht stattfinden können, weil sich zunächst keine Nachfolger für den Vorstand fanden. Der Verein wäre von der Bildfläche verschwunden. Warum ist es heutzutage so schwierig geworden, Nachwuchs für Vereinsvorstände zu finden?

Das Problem liegt vermutlich beim Zeitbedarf und der Verantwortlichkeit für die Amtsführung. Vereinsmitglieder halten sich deshalb zurück. Von außen Bewerber zu finden, ist extrem schwierig. Diese müssten den Verein erst kennenlernen, um sich dort zu engagieren. Aber eigentlich ist es ein Ehrenamt wie jedes andere, mit der Möglichkeit selber zu gestalten.

Sie gehören zu den vier Neulingen im Vorstand, die das drohende Aus der Freiwilligen-Börse in diesem Jahr quasi in letzter Minute abgewendet haben. Was macht Ihnen an ihrer Aufgabe Spaß?

Mir ist die Arbeit im Team wichtig. Ich bin zwar diejenige, die den Verein nach außen vertritt, intern arbeiten wir aber auf einer Ebene. Alle anfallenden Aufgaben werden von Projektgruppen erledigt, zum Beispiel die Gestaltung der neuen Homepage oder die Organisation der Jubiläumsfeier am Freitag.

Was bewegt Menschen überhaupt dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren?

Viele Menschen suchen nach einem Sinn oder einer Aufgabe in ihrem Leben und finden dieses oft im Ehrenamt. Das Gefühl, einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, kann sehr erfüllend sein. Ehrenamtliche Arbeit kann aber auch einfach Spaß machen. Viele Menschen genießen die Aktivitäten und die Abwechslung, die mit dem Engagement einhergehen.

Wie kann die Freiwilligen-Börse dabei helfen?

In ausführlichen Beratungsgesprächen versuchen wir, für jeden Interessenten genau das richtige Ehrenamt herauszufinden. Aktuell haben wir in unserer Online-Kartei auf unserer Homepage über 200 ganz unterschiedliche Angebote bereitgestellt, sortiert nach 29 Themen wie beispielsweise Kinder und Jugendliche, Senioren, Kultur oder Sport.

Sind es meist ältere Menschen in Rente, die sich für einen ehrenamtlichen Einsatz interessieren? Oder melden sich bei Ihnen auch jüngere Interessenten?

In diesem Jahr haben wir bereits über 70 Gespräche geführt. Das Alter spielt keine große Rolle, der Schnitt liegt bei 50 Jahren.

Was sind die größten Herausforderungen, die die Freiwilligen-Börse in den vergangenen 25 Jahren meistern musste?

Wir mussten uns immer auf neue Herausforderungen einstellen. Im Jahr 2008 war es die Digitalisierung, 2015 die Unterstützung der Geflüchteten beim Spracherwerb und natürlich die Suche nach einem neuen Vorstand, weil der ganze Verein auf der Kippe stand. Im Moment legen wir verstärkt den Focus auf das Thema Vereinsamung und die damit verbundene Einrichtung unserer Plauderbank.

Die Plauderbank im Zanders-Park als Ort der Begegnung und des Austauschs ist das erste große eigene Projekt, das der neue Vorstand im August auf den Weg gebracht hat. Wie wird das Angebot angenommen?

Wir waren selber erstaunt, dass es vom ersten Tag an gut angenommen wurde. Setzt man sich, bietet sich die Möglichkeit, mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Das klingt, als gebe es einen Bedarf für einen zweiten Standort?

Ja, denn leider geht es jetzt in die kalte Jahreszeit. Deshalb sind wir dabei, eine weitere Plauderbank im Warmen zu installieren. Es haben schon sehr erfolgversprechende Gespräche stattgefunden und wir hoffen auf zeitnahe Umsetzung.

Gibt es weitere neue Projekte?

Ein weiteres großes Projekt ist die Aktualisierung unserer Homepage, sie ist vom Design und der Nutzerfreundlichkeit, insbesondere auf Smartphones, in die Jahre gekommen. Vor einiger Zeit wurden wir angesprochen, ob wir uns bei der Organisation des Azubi Social Day der IHK unterstützend einbringen könnten. Das würde uns sehr interessieren. Durch unsere zahlreichen Kontakte hätten wir die Möglichkeit, die Azubis erfolgreich zu beraten.


Über 200 Angeboten in 29 Themenfeldern

Als die Freiwilligen-Börse Rhein-Berg 1999 gegründet wurde, war sie die erste Organisation dieser Art im Kreisgebiet. Heute kann sich jeder, der in die Online-Kartei auf der Homepage hineinsieht, überraschen lassen, was es alles gibt. Auf der Liste stehen über 200 vielfältige Angebote, sortiert nach insgesamt 29 Themenfeldern: zum Beispiel Kinder, Kunst und Kultur, Lernen und Bildung, Büro und Organisation, Sport, Kurzzeit-Engagement, Garten und Landschaft, barrierefreie Angebote, Integration, Demokratie und Menschenrechte, Alltag und Haushalt, Tierpflege und -schutz, Tafeln und Lebensmittel oder Klimaschutz.

Im Engel am Dom gibt es anlässlich des Jubiläums einen kleinen Empfang, zu dem auch Bürgermeister Frank Stein sein Kommen zugesagt hat. Bei der Gelegenheit stellt der Verein die neue Homepage vor.

Ihren Sitz hat die Freiwilligen-Börse als Anlaufstelle für Menschen, die sich engagieren wollen, aber auch für Organisationen, die mit Ehrenamtlern arbeiten möchten, im Gemeindebüro der evangelischen Kirchengemeinde an der Gnadenkirche, Hauptstraße 256a, (02202)2 80 86 03, Beratungszeiten: Dienstag von 9.30 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung.