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SpendenaktionKinder aus Bulgarien erhalten Hilfe aus Bergisch Gladbach

4 min
Zwei einfache Betten stehen in einer L-Form zueinander in einem Raum, an dem die Farbe von der Wand bröckelt. Die Matratzen und Bettwäsche sieht alt und schmutzig aus. Essensvorräte sind unter den Betten gelagert.

In solchen Betten schlafen die Menschen in Bulgariens Ghettos.

Die Initiative „Schuhe für Bulgarien“ hilft seit 15 Jahren – und braucht selbst Unterstützung – auch gegen Müll.

Der Putz bröckelt von den Wänden, eine dreckige Decke liegt auf einer kaum noch als solche zu erkennenden Matratze – ein ganz „normales“ Kinderzimmer, in einem der Ghettos, in denen Tausende Kinder und ihre Familien in Bulgarien leben. Der Eindruck der jüngsten Fahrt zu den Hilfsprojekten für Kinder in Bulgarien sitzt bei Hildegard Knoch-Will noch immer tief. Seit 15 Jahren bereits hilft die Bergisch Gladbacherin mit engagierten Mitstreiterinnen und Mitstreitern den Ärmsten der Armen am Rande Europas. „Unsere Idee war seit Anfang an, die Kinder aus diesen Ghettos in Bildung zu holen“, sagt Hildegard Knoch-Will. „Schuhe und Kleidung sind die Basis dafür.“

Zwei Mädchen und ein Junge stehen nebeneinander. Die beiden Mädchen lächeln. Der Junge hat keine Schuhe an.

Drei Kinder, die Hildegard Knoch-Will bei ihrem Besuch in Bulgarien mit Spenden bedacht hat.

So entstand vor 15 Jahren aus einer „Weihnachten im Schuhkarton“-Hilfsaktion die Initiative „Schuhe für Bulgarien“. Gerade haben die Aktiven nach ihrer 19. Hilfsgütersammlung, bei der sie mit einigen Hürden zu kämpfen hatten, zwei weitere Lastzüge mit Hilfsgütern auf die Reise nach Bulgarien geschickt, wo sie in den vergangenen 15 Jahren in Kooperation mit lokalen Hilfsorganisationen wie dem „Treuen Verwalter“ in Burgas zahlreiche Hilfsprojekte mit aufgebaut haben – vom Waschhaus über Schul- und Kitaprojekte bis hin zu regelmäßigen warmen Mahlzeiten für Kinder, die sonst in einem Land am Rande der EU hungern müssten.

Eine Herdplatte, um eine Schule zu versorgen

„Manchmal fehlt es an den aus hiesiger Sicht einfachsten Dingen“, sagt die 63-Jährige. So habe es in einer Schule für die Versorgung sämtlicher Kinder lediglich einen uralten Herd gegeben, bei dem nur noch eine Herdplatte funktioniert habe. Hildegard Knoch-Will lächelt: „Wir haben mit einem neuen Herd große Hilfe leisten können.“

Viel Männer dichten Lücken an einem undichten Dacht einer Baracke mit Holz notdürftig ab.

In solchen Häusern leben die Ärmsten der Armen in Bulgarien.

Dabei wird das Helfen auch für die 25 ehrenamtlich Aktiven der Initiative immer schwieriger. Nicht nur, dass es zunehmend schwerer wird, über eine der großen Logistikplattformen Lastzüge für die jährlichen Hilfstransporte zu finden. „Die Speditionen wollen nur noch große lukrative Aufträge“, hat die Initiatorin festgestellt.

Qualität der Spenden lässt nach

Auch die Qualität mancher Sachspenden, die einige Menschen bei den jährlichen Sammeltagen abgeben, hat teilweise stark nachgelassen, wie Helferin Ulla Bruchhausen berichtet. „Wir brauchen vor allem warme Kleidung und Schuhe für Kinder im Winter – und bekommen manchmal Säcke mit Abendkleidern und Pumps direkt so aus dem Kleiderschrank rausgeräumt und in den Sack gepackt“, so die engagierte Ehrenamtlerin.

„Wir haben schon überlegt, uns im kommenden Jahr nur noch auf Kinderkleidung zu konzentrieren“, überlegt Hildegard Knoch-Will. Jede Spende wird von ihren Mitstreitern und ihr sortiert, auf eine mögliche Verwendung geprüft und dann in Kartons mit Inhaltsbeschriftung für den Transport vorbereitet.

Wir brauchen vor allem warme Kleidung und Schuhe für Kinder im Winter – und bekommen manchmal Säcke mit Abendkleidern und Pumps direkt so aus dem Kleiderschrank rausgeräumt und in den Sack gepackt.
Ulla Bruchhausen, Ehrenamtlerin

„Wenn man dann einen Kleidersack ,gespendet' bekommt, in dem sich sogar ein Mäusenest befindet, ist das natürlich alles andere als schön“, sagt Ulla Bruchhausen.

Trotzdem – die Not der Kinder und Familien vor allem in den von Roma bewohnten Ghettos in Bulgarien lassen sie immer wieder nicht verzagen. Die Stadt unterstützt die jährliche Sammelaktion mit der Zurverfügungstellung einer Halle für einige Tage. „Es wäre natürlich toll, wenn wir auch irgendwo eine Garage bekommen könnten, in der wir das Jahr über zumindest die Umzugskartons einlagern können, die wir für jeden Transport sammeln“, überlegt Hildegard Knoch-Will laut. Die große Werbetrommel zur Spendenakquise zu rühren, ist nicht ihre Sache. „Dafür ist sie viel zu bescheiden“, sagt Ulla Bruchhausen anerkennend, „aber vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der uns noch unterstützen könnte mit so etwas wie einer Lagerhalle oder Garage“, sagt sie.

Jede Spende kommt an

Als vor zehn Jahren zahlreiche Geflüchtete nach Bergisch Gladbach kamen, half die Initiative auch diesen mit Kleidung und anderen Hilfsgütern aus. „Manche helfen uns dafür bis heute beim Sortieren und Laden der Hilfstransporte“, freut sich Hildegard Knoch-Will und setzt hinzu: „Es ist so wichtig, dass die Hilfe weiterläuft. Die Menschen dort brauchen sie dringend“, sagt die Initiatorin. Durch zahlreiche Besuche bei den Projekten in Bulgarien, oftmals auch eigenhändigen Verteilaktionen vor Ort an die einzelnen Familien, hat sie einen genauen Überblick, dass jede Spende ankommt. „Und es gibt noch so viele, die wir mit Hilfe aus den Ghettos rausholen können.“

Wer die Humanitäre Initiative „Schuhe für Bulgarien“ unterstützen möchte, kann sich mit Hildegard Knoch-Will per E-Mail an info@schuhe-fuer-bulgarien.de in Verbindung setzen. Weitere Informationen zur Arbeit der Initiative gibt es auch im Internet.

www.schuhe-fuer-bulgarien.de