ProzessFalscher Prinz macht vierfache bergische Mutter zur Geldwäscherin

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Der Eingang zum Amtsgericht Bergisch Gladbach in Bensberg.

Das Gebäude des Bergisch Gladbacher Amtsgerichts liegt unterhalb von Schloss Bensberg.

Einem Internet-Lovescammer auf den Leim gegangen ist eine vierfache Mutter. Jetzt stand sie in Bensberg wegen Geldwäsche vor Gericht. 

Er ist nicht der strahlende Held, der er vorgibt zu sein, und er heißt in Wirklichkeit wohl auch gar nicht Frank Alex B., aber das wusste Tanja P., Mutter von vier Kindern, nicht, als sie den falschen Märchenprinzen im Internet kennenlernte. Der fiese Frank manipulierte die 55-Jährige, die in Wirklichkeit ebenfalls anders heißt, so geschickt, dass sich die Bergisch Gladbacherin auf der Anklagebank des Bensberger Amtsgerichts wiederfand, und zwar wegen leichtfertiger Geldwäsche.

Angeklagt in Bensberg wurde sie wegen 3000 Euro, die auf ihrem Konto gelandet waren und die sie dann weitergeleitet hatte. Selbst daran verdient hat die vierfache Mutter keinen Cent, allenfalls, so ihre Verteidigerin, Zuwendung und Aufmerksamkeit. Und so einigten sich die Beteiligten am Ende darauf, das Verfahren wegen Geringfügigkeit einzustellen.

Falscher Prinz präsentiert prall gefülltes Konto

Dabei war es nicht geringfügig, was der Frau passiert war. In dem sozialen Netzwerk Xing, das sich eigentlich eher mehr der beruflichen als der privaten Sphäre widmet, lernte sie den falschen Frank kennen, wie ihre  Verteidigerin im Prozess berichtete. Frank gab an, selbständig zu sein, Millionen auf dem Konto zu haben und viel in Afrika zu tun zu haben.  Einmal gewährte Frank der Angeklagten sogar Zugriff auf ein tatsächlich prall gefülltes Girokonto – für die Wenigverdienerin war es eine  beruhigende Nachricht, dass er es wohl nicht auf ihr Geld abgesehen hatte.

Mit der Zeit wurde das Verhältnis enger. Als es angeblich hier und da Komplikationen mit Geldtransfers von Frank gab, der beispielsweise angab, Visagebühren bezahlen zu wollen, bat Frank sie, das für sie von Deutschland aus zu erledigen.

Kompromittierende Fotos

Auch persönlich rückten die beiden näher zusammen. Bei Chats wurden nicht nur Worte ausgetauscht, sondern auch Bilder –  mit dem Ergebnis, dass der fiese Frank mit der Veröffentlichung kompromittierender Fotos drohte, als sie sich von ihm abzuwenden begann.

Seit März 2021, also seit mehr als zweieinhalb Jahren, ist die Sache mit den dubiosen finanziellen Transaktionen nun beendet, Tanja hat ein neues, sauberes Girokonto. Post vom fiesen Frank bekommt sie nach eigenen Worten gelegentlich trotzdem noch.

Es war ein bisschen blöd von ihr.
Der Staatsanwalt

Am Ende der Erörterung im Strafprozess bringt der Staatsanwalt seine Einschätzung sympathisch allgemeinverständlich auf den Punkt: „Es war ein bisschen blöd von ihr.“ Da sie damit aber keinen Cent verdient habe, liege ihr Fall anders als in anderen Verfahren, in denen sich Geldwaschende persönlich bereicherten.

Die neue Bergisch Gladbacher Strafrichterin Pauline Willberg sah das genauso:  Sie stellte das Verfahren auf Antrag des Anklägers zur Freude der Angeklagten und mit deren Zustimmung wegen Geringfügigkeit ein.

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