Neue Einsätze in einer veränderten WeltRhein-Bergs größte Feuerwehr ehrt Mitglieder

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Langjährige Mitglieder der Gladbacher Feuerwehr wurden unter anderem von Vize-Bürgermeister Michael Zalfen (4.v.l.) und Vize-Feuerwehrchef Frank Haag (r.) geehrt.

Langjährige Mitglieder der Gladbacher Feuerwehr wurden unter anderem von Vize-Bürgermeister Michael Zalfen (4.v.l.) und Vize-Feuerwehrchef Frank Haag (r.) geehrt.

Bergisch Gladbach – Als Jakob Bollig 1952 in die Freiwillige Feuerwehr eintrat, da steckte die Bundesrepublik noch in den Kinderschuhen. Jakob Bollig nicht mehr. Er war damals 22 und wollte sich für seine Stadt Bergisch Gladbach engagieren, wurde Feuerwehrmann, dann Unterbrandmeister und später Brandmeister. Am Samstag wurde der zwischenzeitlich in die Ehrenabteilung des Löschzugs Stadtmitte gewechselte 93-Jährige für 70 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr geehrt. Ein echter Rekord. Aber nicht der einzige bei der Jubilarehrung der Bergisch Gladbacher Feuerwehr, bei der am Samstag im Bergischen Löwen zahlreiche langjährige Feuerwehrleute geehrt wurden. Darunter gleich zwei für 70-jährige Mitgliedschaft.

Neben Jakob Bollig gehört auch Oberbrandmeister a.D. Josef Schwind von der Löschgruppe Schildgen der Feuerwehr seit mehr als 70 Jahren an, war allein 27 Jahre Einheitsführer und brachte es insgesamt auf 44 Jahre aktiven Dienst.

„Die Welt hat sich gewandelt und damit auch die Rolle der Feuerwehr“

Wegen der Corona-Pandemie wurden am Samstag nicht nur die aktuellen Jubilare, sondern auch die der beiden zurückliegenden Jahre, in denen keine Ehrung stattfinden konnte, in einer besonderen Feierstunde gewürdigt.

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„Die Welt hat sich gewandelt und damit auch die Rolle der Feuerwehr“, sagte der Leiter der Bergisch Gladbacher Feuerwehr, Jörg Köhler, im Rückblick auf die Krisen der vergangenen Jahre. „Auf einmal ist eine Feuerwehr für eine Stadt nicht nur im Rettungsdienst und Brandschutz wichtig, sondern auch, weil wir Eigenschaften, Fähigkeiten und Personalressourcen haben, um große Krisen zu bewältigen“, sagte Köhler im Hinblick auf den Einsatz in der Pandemiebekämpfung, Test- und Impfaktionen, der Starkregenflut vom Juli 2021, der Aufnahme von Geflüchteten und der aktuellen Hilfen für Gladbachs neue Partnerstadt Butscha in der Ukraine.

Vorerst wenig Hoffnung, sich aufs Kerngeschäft konzentrieren zu können

„Ich hoffe, dass wir irgendwann mal wieder an den Punkt zurückkommen, wo die Hauptaufgabe der Feuerwehr nicht städtisches Krisenmanagement ist, sondern wir uns wieder auf unser Kerngeschäft fokussieren können“, sagte Köhler, bekannte aber auch: „Das sehe ich aktuell aber noch nicht.“

Insofern galt sein großer Dank neben den Einsatzkräften der Feuerwehr auch der Politik und der Stadtverwaltung für die Unterstützung sowie – stellvertretend für alle Familien der Feuerwehreinsatzkräfte – auch seiner Frau Anke und den beiden Töchtern. „Sonst könnten wir alle das nicht.“

Bürgermeister aus Berlin zugeschaltet

Live zugeschaltet aus Berlin von den Vorbereitungen auf seine gestrige Marathon-Teilnahme sprach Bürgermeister Frank Stein zu den Jubilarehrungsgästen im Bergischen Löwen.

„Die beiden zurückliegenden Jahre haben gezeigt, dass wir ohne unsere Feuerwehr und die anderen Hilfsorganisationen bei großen Krisen völlig aufgeschmissen wären“, sagte Stein und appellierte: „Wir müssen zusammenhalten, wir müssen unsere Feuerwehr unterstützen und wir müssen auch gemeinsam anpacken. Lasst uns gemeinsam den großen Herausforderungen der Gegenwart begegnen und dafür sorgen, dass unsere Stadt gut durch diese Krisen kommt.“

Kreisbrandmeister und kommt wie sein Vorgänger aus dem Löschzug Paffrath/Hand

Für die Unterstützung der Bergisch Gladbacher Feuerwehr dankte auch Kreisbrandmeister a.D. Wolfgang Weiden „Auf Euch konnte ich mich in 22 Amtsjahren immer verlassen.“ Wie Wolfgang Weiden kommt auch sein Amtsnachfolger, Kreisbrandmeister Martin Müller-Saidowski, aus dem Löschzug Paffrath/Hand. „Wir wissen nicht, was vor uns liegt“, sagte Müller-Saidowski, „aber ich bin mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen werden.“

Dann standen die im Mittelpunkt, um die es bei der vom Löschzug Schildgen vorbereitete und von Vize-Feuerwehrchef Frank Haag moderierten Ehrung ging: die Jubilare.

70 Jahre und mehr in der Feuerwehr sind Jakob Bollig (Stadtmitte) und Josef Schwind aus Schildgen.

60 Jahre Feuerwehrmitgliedschaft gewürdigt wurden bei: Erhard Gohrbandt vom Löschzug Stadtmitte, der 1965 zum Oberfeuerwehrmann und 1985 zum Sprechfunker avancierte und wegen seines Berufs bei der Post auch „Postminister“ genannt wurde; Brandinspektor a.D. Walter Molitor vom Löschzug Bensberg, der sich vielfach engagierte, unter anderem als stellvertretender Löschzugführer; Richard Scharrenbroich vom Löschzug Refrath, der hauptamtlich auf der Wache in Bensberg tätig und in Refrath unter anderem Löschzugführer war; Hauptbrandmeister a.D. Josef Neu vom Löschzug Bensberg, der vom Löschboot der Berufsfeuerwehr Köln nach Bensberg gewechselt war. Verhindert war am Ehrungsabend Stadtbrandinspektor Hermann Vahland vom Löschzug Bensberg.

50 Jahre und mehr in der Feuerwehr sind: Brandinspektor a.D. Herbert Breuer aus Schildgen, der dort vier Jahre Einheitsführer war; Brandoberinspektor a.D. Klaus Peter Jung, der dem LZ Paffrath/Hand angehörte und sich im Team der Psycho-Sozialen Unterstützung (PSU) für Feuerwehrkameraden verdient gemacht hat; Brandoberinspektor Heinz Klein vom Löschzug Stadtmitte, der zugleich für 50 aktive Dienstjahre das Goldene Feuerwehrehrenabzeichen mit Goldkranz des Landes NRW erhielt.

Stadtbrandinspektor Thomas Mittermüller vom Löschzug Paffrath/Hand, der ebenfalls die 50-Jahr-Auszeichnung des Landes erhalten wird und der als stellvertretender Leiter der Feuerwehr Bergisch Gladbach (2002 – 2012) diese mehrfach auch kommissarisch leitete, wenn es Vakanzen in der Wehrleitung gab; Stadtbrandinspektor Winfrid Sieber vom Löschzug Bensberg, der ebenfalls ehemaliger Vize-Wehrleiter war, Löschzugführer und für 50 Jahre als Aktiver in der Feuerwehr das Feuerwehrehrenabzeichen in Gold mit Goldkranz erhielt; Kreisbrandmeister a.D. Wolfgang Weiden brachte es ebenfalls auf 50 Jahre im aktiven Dienst und erhielt das Feuerwehrehrenabzeichen in Gold mit Goldkranz.

35 Jahre in der Feuerwehr aktiv sind folgende am Samstag Geehrten: Hauptbrandmeister Peter Dehen (Löschzug Paffrath/Hand), Unterbrandmeister Uwe Eich (LZ Paffrath/Hand), Brandoberinspektor Hans Jörg Fernkorn (LZ Bensberg), Michael Heimann (Wache Paffrather Straße, am Samstag nicht anwesend), Brandinspektor Rainer Krauß (LZ Paffrath/Hand), Brandoberinspektor, Stadtausbildungsbeauftragter und Kreisausbilder Ralf Martini (LZ Paffrath/Hand), Brandoberinspektor und Löschzugführer Markus Nahr (LZ Bensberg), Hauptfeuerwehrmann Manfred Schmitz (LZ Schildgen), Hauptbrandmeister Manfred Zeug (LZ Bensberg).

25 Jahre in der Feuerwehr sind: Hauptbrandmeister Heiko Klein (LZ Paffrath/Hand), Stefan Krill (Rettungsdienst, am Samstag n.a.), Brandmeister Fabian Koch (Löschzug Stadtmitte), Lars Kotter (Feuerwache Bensberg, am Samstag n.a.), Stadtbrandinspektor und Leiter der Feuerwehr, Jörg Köhler (LZ Stadtmitte), Unterbrandmeister Pascal Bouville, geb. Lohmann (LZ Refrath), Unterbrandmeister Sascha Laudenberg (LZ Stadtmitte und Hauptamtler in Wache Bensberg), Hauptfeuerwehrmann Sascha Müller (LZ Bensberg, am Samstag n.a.), Oberbrandmeister Marcus Pilger (LZ Refrath), Brandoberinspektor, Kreisausbilder und Zugführer David Pleiß (LZ Paffrath/Hand), Hauptbrandmeister und Gruppenführer Rettungsdienst Volker Presting (Wache Nord), Brandoberinspektor und Pressesprecher Elmar Schneiders (LZ Stadtmitte und LZ Bensberg), Hauptbrandmeister Mike Scholl (LZ Refrath), Hauptbrandmeister Michael Tillmann (LZ Refrath), Unterbrandmeister Dennis Ulbricht (LZ Bensberg), Brandoberinspektor und Löschzugführer Felix Vorndran (LZ Refrath), Brandinspektor Ralf Wacker (LZ Stadtmitte, am Samstag n.a.).

„Mit Herzblut bei der Feuerwehr“

Als Löschzugführer hat er den Löschzug Paffrath/Hand in zwei Jahrzehnten (2002 – 2021) zu einer festen hochmotivierten und gut ausgebildeten Einheit zusammenwachsen lassen, engagiert sich zudem seit Jahren in der Feuerwehrausbildung auf Stadt- und Kreisebene und baut obendrein zurzeit in Bergisch Gladbach ein zentrales Element des Wasserförderzugs NRW auf. Am Samstag wurde Ralf Martini nach Beschluss des Stadtrates mit der Goldenen Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach ausgezeichnet.

Die „große Erfahrung“, ein „ungeheures Wissen“ und Martinis „große Hilfsbereitschaft“ lobte Vize-Bürgermeister Michael Zalfen bei der Übergabe der Auszeichnung. Mit Herzblut engagiere sich Martini in der Feuerwehr, stehe ihr auf Stadt- und Kreisebene sowie dem Kreisfeuerwehrverband mit großem Einsatz zur Verfügung und engagiere sich im Austausch von Wissen, Ideen und Lösungen auch mit anderen Hilfsorganisationen. „Weit überdurchschnittlich haben Sie sich für die Feuerwehr eingesetzt“, so Zalfen.

Brandoberinspektor Martini dankte bescheiden seinem Löschzug Paffrath/Hand, seiner Frau, seinen Söhnen und den 27 Einheitsführern sowie den Wehrleitungen, mit denen er zusammengearbeitet habe.

Ehrung für Lutz Urbach und Peter Widdenhöfer

Auch wenn er als Bürgermeister bereits im Corona-Jahr 2020 ausschied, der Abschied seiner Feuerwehr fehlte bislang noch. Am Samstag holten Feuerwehrchef Jörg Köhler und sein Vize Frank Haag das nach und überreichten Lutz Urbach eine Ehrenurkunde für besondere Verdienste um die Feuerwehr.

Ebenso wurde der langjährig für die Feuerwehr zuständige Fachbereichsleiter Peter Widdenhöfer gewürdigt, der 2019 in den Ruhestand gewechselt war. Er habe auch das Ehrenamt stets gefördert, würdigte Haag.

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