Schulzentrum Bergisch GladbachRealschule und Gymnasium verlassen ihr Containerdorf

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Die beiden Schulleiter Felix Bertenrath (l.) und Karl-Josef Sulski freuen sich, über die moderne technische Ausstattung.

Bergisch Gladbach – So ein Umzug hat es schon im Kleinen in sich. Erst recht ist es schwierig, das Mobiliar einer ganzen Schule umzuquartieren. Endlich, nach vier Jahren verlassen Otto-Hahn- Gymnasium und Otto-Hahn-Realschule das Containerdorf und ziehen in ihr modernes Schulzentrum ein. Aber bis Schüler und Lehrer das von Grund auf sanierte Gebäude in Besitz nehmen können, müssen sie sich gedulden, bis die Corona-Einschränkungen aufgehoben werden.

800 Kisten, noch funktionstüchtiges Inventar wie 100 Schränke, 500 Stühle und 200 Tische werden an ihren neuen Platz gebracht. Dazu kommen empfindliche Musikinstrumente, unter anderem Flügel. Diesmal wird der Transport komplett von einem Umzugsunternehmen erledigt.

Schulleiter: „Wir werden mit einem Knall starten“

Wegen der Pandemie können die Schüler nicht wie beim Auszug 2017 als Umzugshelfer mit anpacken. „Das ist wirklich sehr schade. Das hat unser Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt“, sagt Felix Bertenrath, Leiter der Realschule. „Dafür werden wir mit einem Knall starten, wenn der Live-Unterricht am 14. Februar wieder losgehen sollte“, freut sich Karl-Josef Sulski, Leiter des Gymnasiums.

„Knall“ deshalb, weil sich der marode Betonklotz in eine moderne Schule verwandelt hat, die modernste im ganzen Stadtgebiet. Die technische und digitale Ausstattung der 50 Klassenzimmer, insbesondere die der Naturwissenschaftler, ist auf dem allerneuesten Stand: große digitale Tafeln, W-Lan Anschlüsse, Anschlüsse für Strom und Wasser und Gas in Chemie- und Physikräumen.

Schulzentrum_Saaler_Muehle

Das Otto-Hahn-Schulzentrum ist nicht mehr wiederzuerkennen. Zurzeit sind Lehrer dabei, Umzugskisten mit Unterrichtsmaterial auszupacken.

Und es gibt ein ganz neues Raumkonzept mit „Unterrichtsclustern“, kleinen Räumen zur Differenzierung oder Aufenthalt. „Es war ein langer Weg . Wir sind überglücklich, dass die Stadt viele unserer Wünsche erfüllt hat“, sagt Bertenrath im Namen aller Kollegen.

Zur besseren Orientierung haben die Räume je nach Funktion eine bestimmte Farbe – Magenta, Mint, Lila, Gelb und Rot – so dass die Schule schön bunt ist. „Ganz neue Lernarrangements sind möglich“, sagt Sulski und nennt das Gebäude ein „neues Spielzeug“: Das Prinzip Schule könne nun völlig neu angedacht werden. Felix Bertenrath stellt klar: „Worüber wir uns hier jetzt so sehr freuen, müsste eigentlich Standard an allen Schulen sein.“

Aber es ist noch einiges zu tun: In vielen Klassenräumen türmen sich nicht ausgepackte Kartons. Lehrer sind dabei, die Unterrichtsmaterialien einzuräumen.

Abschlussarbeiten müssen im Gebäude noch gemacht werden

Auch das Bauunternehmen muss in den kommenden 14 Tagen noch diverse Abschlussarbeiten erledigen: „Lüftung, Beleuchtung, Elektrik“, zählt Stadtsprecher Martin Rölen auf. Außerdem gebe es noch einen Wasserschaden im naturwissenschaftlichen Trakt, der zurzeit behoben werde.

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Die Geländer am Haupteingang fehlen noch. Das Gebäudeteil, in dem während der Sanierung das Lehrerzimmer untergebracht war, muss jetzt noch renoviert werden.

Dass der Umzug bislang so reibungslos über die Bühne geht, liegt daran, dass die beiden Schulen akribische Vorarbeit geleistet haben. Dass am Ende alles dort landet, wo es hingehört, ist dabei vor allem Thomas Kerschner zu verdanken.

Sanierung kostete 33 Millionen Euro

Die Investitionskosten für die Sanierung des Otto-Hahn-Schulzentrums betragen 33 Millionen Euro. Das 48 Jahre alte Schulhaus wurde bis auf den Rohbau zurück gebaut, nur das Betongerippe blieb stehen. Fenster, Zwischenwände, Bodenbeläge sowie alle technischen Anlagen – Heizung, Sanitär, Elektrik, Lüftung – wurden erneuert.

Auch die Eingangsfassade wurde entgegen ersten Überlegungen ausgetauscht. Größte Herausforderung war es, 15 innenliegende Klassenräume so zu verlegen, dass sie Licht und Luft bekommen.

Die 280 Einzelcontainer direkt neben dem Schulgebäude werden künftig an dieser Stelle weiter genutzt. Die GGS Bensberg zieht dort ein für die Zeit des Neubaus ihres Schulgebäudes. Ein Teil der Container wird übergangsweise noch von den Otto-Hahn-Schulen genutzt. Ein weiterer Teil ist laut Auskunft der Stadtverwaltung angemietet und wird zurückgegeben soweit die Container nicht mehr gebraucht werden. (ub) 

Der Lehrer für Physik, Technik und Sport ist der wichtigste Ansprechpartner für die Möbelpacker. Denn er weiß ganz genau, wo was hinkommt. Eine ganze Woche lang hat er mit der Hilfe von zwei Kollegen eine endlos lange Liste mit den zu transportierenden Kisten und Möbeln angefertigt.

Physiklehrer fertigte endlos lange Umzugsliste an

Anschließend wurde jedes einzelne Teil sowie der zukünftige Standort im Gebäude ausgezeichnet. „Wir haben bestimmt 2000 Aufkleber gesetzt“, berichtet Kerschner. Dabei habe er sich an früher an seine Studentenzeit erinnert, als er für ein Umzugsunternehmen gejobbt hat.

„Eine logistische Meisterleistung“ , sagt Sulski anerkennend. „Mir macht das Spaß“, meint Kerschner und freut sich, über eine „Wahnsinnstrefferquote“. „Höchstens zwei Prozent sind falsch platziert“, hat er festgestellt. Jetzt müsse nur noch der Kleinkram erledigt werden: „Das Gebäude steht in Lauerstellung. Es muss nur noch mit Leben gefüllt werden.“

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