SilvesterBeim Böllern sind sich die Bergisch Gladbacher laut Umfrage uneinig

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Abgebrannte Reste von Feuerwerkskörpern und Raketen liegen auf der Straße.

Die traurigen Überreste der Feuerwerkskörper liegen in Bergisch Gladbach an Neujahr überall auf den Straßen herum.

In Bergisch Gladbach ist die Diskussion über ein zentrales Feuerwerk im Sande verlaufen. Bei einer Umfrage sind die Meinungen geteilt.

Es einmal im Jahr richtig lautstark knallen lassen, auch um den Frust loszuwerden, die Sorgen mit ganz viel Krach zu übertönen: Energiegebäudegesetz, ständige Bahnausfälle, Grippeviren. Und fast jeder genießt es, Mitternacht in den Himmel zu blicken, von dem blaue, rote und gelbe Funken sprühen.

An Neujahr findet man dann überall auf der Straße die traurigen Überreste zerfetzter Feuerwerkskörper, die Feiernde zur Begrüßung des neuen Jahres hochgehen ließen. Jeder, der in den Silvesternächten unterwegs ist, kennt den Schrecken, wenn Böller direkt vor den Füßen hochgehen oder unter Autos explodieren.

Feinstaubwerte klettern in Bergisch Gladbach in die Höhe

Auch die Tierwelt wird in Angst und Schrecken versetzt. Dazu kommt die Umweltbelastung durch Feinstaub. Mitglieder der Bergisch Gladbacher Grünen hatten zum Jahreswechsel 2018/2019 mit elektronischen Messgeräten in den Stadtteilen Nußbaum und Paffrath Feinstaubwerte gemessen, die um das 14-fache über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lagen.

Umwelt, Müll, Sicherheit, Tiere – alles gute Gründe, ein generelles Verbot auszusprechen. Aber dies durchzusetzen, ist schwer. Manche Städte wie Köln sprechen aufgrund einer Gefahrenlage punktuelle Böllerverbotszonen aus. Ein Grund, der für die viel kleinere Nachbarstadt Bergisch Gladbach nicht gilt.

Diskussion um zentrales Feuerwerk

Trotzdem setzten sich im Februar 2019 die Grünen und der damalige Bürgermeister Lutz Urbach (CDU) zusammen, um über die Idee eines zentralen Feuerwerks in der Stadtmitte auf dem Konrad-Adenauer-Platz zu diskutieren. Daraus geworden ist nichts, man hat nie wieder etwas davon gehört.

Aber möglich scheint es zu sein: In der Kleinstadt Wittstock mit 14 100 Einwohnern in Brandenburg gibt es seit 2005 ein großes öffentliches Feuerwerk mit mehreren tausend Zuschauern. Dies trägt dazu bei, dass Menschen privat weniger Böller und Raketen zünden.

Knapp zwei Drittel der Deutschen befürworten eine deutliche Einschränkung oder ein generelles Verbot von Silvesterfeuerwerk, dies geht aus einer repräsentativen Umfrage der Meinungsforschungsagentur pollytix hervor, auf die sich das Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND) beruft.

Weitere 30 Prozent sind demnach der Meinung, Silvesterfeuerwerk sollte nur noch erlaubt sein, wenn es von Fachpersonal abgebrannt wird, beispielsweise bei öffentlichen Veranstaltungen. 37 Prozent der Befragten wollten hingegen, dass es weiterhin allen Volljährigen erlaubt bleiben soll, Silvesterfeuerwerk abzubrennen.


Umfrage in der Fußgängerzone in Bergisch Gladbach

Portraitfoto

„Böllern ist sinnlos“, sagt Petra Conrad.

Petra Conrad, (58): „Ich habe noch nie geböllert, weil ich es nicht einsehe. Für mich ist das absolut sinnlos. Vermutlich liegt es daran, dass ich mich als Jugendliche bei der Johanniter-Unfallhilfe engagiert habe. Das hat mich geprägt. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie gefährlich das ist. Eine Alternative wäre ein organisiertes Feuerwerk.“

Portraitfoto

„Böllern gehört für mich dazu“, sagt Robert Twardzik.

Robert Twardzik, (59): „Für unsere Familie ist das Silvesterfeuerwerk immer ein besonderes Erlebnis. Ich bin so aufgewachsen, das gehört einfach mit dazu, auch für meine Kinder: In den Himmel zu blicken und die schönen Farben der Raketen zu sehen. Es ist natürlich ein No-Go, bewusst Schüsse auf Polizisten und Rettungskräfte abzugeben.“

Portraitfoto

Christa Cuya: „Das ist rausgeschmissenes Geld.“

Christa Cuya,(62): „Ich mache das gar nicht. Die Silvesterknallerei ist rausgeschmissenes Geld, das man viel besser für soziale Projekte ausgeben könnte. Ein zentrales Feuerwerk ist da auch nur mäßig sinnvoller. Am besten wäre, die Knallerei ganz abzuschaffen. Es gibt andere Möglichkeiten, gut ins neue Jahr zu kommen.“

Porträtfoto des Ehepaars

Gabriele und Ulrich Cuden: „Viel zu teuer, viel zu viel Feinstaub.“

Ulrich (62) und Gabriele Cuden (64): „Viel zu teuer, viel zu viel Feinstaub, viel zu gefährlich und viel zu viel Krach. Ganz abgesehen von den bedrohlichen Situationen, wenn sich Leute gegenseitig abschießen. Wir machen da schon sehr lange nicht mehr mit. Obwohl man es nicht abstreiten kann, dass die bunten Lichter schön aussehen.“

Porträtfoto

Elisabeth Riering: „Das Silvesterfeuerwerk ist völlig unnötig.“

Elisabeth Riering (22): „Das Silvesterfeuerwerk ist völlig unnötig. Es ist laut, stinkt, verursacht viel Müll und Kohlendioxid. Ich möchte dafür kein Geld ausgeben. In meiner Heimatstadt Solingen organisiert ein Privatmann für den ganzen Stadtteil ein Feuerwerk. Das sieht sehr schön aus. Da kann dann jeder, der möchte, hinkommen.“

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