Dolmetscher für Geflüchtete„Die Wohnungssituation in Bergisch Gladbach ist sehr belastend“

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Paul Kruk steht an einem Flügel.

Paul Kruk engagiert sich unter anderm als Dolmetscher für Ukrainerinnen und Ukrainer in Bergisch Gladbach.

Ein Jahr nach Kriegsbeginn spricht ein Helfer aus Bergisch Gladbach über die Lage seiner Landsleute.

Der Bergisch Gladbacher Paul Kruk ist seit einem Jahr ehrenamtlich in der Betreuung der Ukrainerinnen und Ukrainer aktiv.

Wie hat sich nach einem Jahr in der Stimmung der Geflüchteten geändert?

Paul Kruk: Die Stimmung ist besser geworden, weil Eltern oder Kinder nachkommen konnten. Die Menschen sind auch nicht mehr so geschockt, wie vor einem Jahr.

Was ist mit Heimweh?

Das ist viel größer worden geworden als vor einem Jahr. Viele Ukrainer sind traurig, dass sie nicht nach Hause können.

Wie ist aus Ihrer Sicht die Betreuung der Ukrainer in Deutschland?

Hier wird sehr, sehr viel gemacht, auch finanziell. Die Menschen werden gut behandelt.

Die Leute wollen alle arbeiten.
Paul Kruk, Helfer aus Bergisch Gladbach

Wo gibt es Probleme?

Die Wohnungssituation in Bergisch Gladbach ist sehr belastend, es gibt keine Wohnungen. Aber die Stadt kann nicht über Nacht Häuser bauen.

Wie halten die ukrainischen Frauen Kontakt zu ihren Männern?

Einige haben kurze Reisen zurück machen können, nach Odessa oder Lemberg, drei, vier Tage an Silvester. Nach einem Jahr ohne Familie, ohne normales Leben, ist es schon schwierig. Ich glaube, dass viele auch psychologische Hilfe brauchen.

Wie ist mit der Arbeit?

Die Leute wollen alle arbeiten. Mit Handwerker- oder Fließbandarbeit, wo man nicht viel auf Deutsch sprechen muss, gelingt das gut. Bei der Firma Krüger sind etwa 50 Flüchtlingsfrauen beschäftigt. Arbeit ist das Allerwichtigste, die meisten sind im Alter von 30 bis 55, alle wollen arbeiten. Aber es gibt Hürden, ohne ein Auto. Morgens um viertel vor sechs zur Arbeit irgendwo hinzukommen, ist nicht möglich. So früh fährt kein Bus.

Wie helfen Sie heute?

Die Hilfe hat sich geändert, viele Ukrainer sind gut informiert, wenn sie hier ankommen. Ich habe Benefizkonzerte gegeben und bin mit medizinischen Geräten und Süßigkeiten in die Ukraine gefahren. Vielleicht fahre ich auch ein zweites Mal.

Was ist Ihr Traum, Herr Kruk?

Irgendwann werden wir gewinnen. Und dann fahre ich nach Kiew, in die Hauptstadt, und feiere den Sieg mit den Menschen. Daran denke ich jeden Tag, den Sieg in Kiew zu feiern.

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