BürgerinformationKeine Auskunft über Leerstand von Wohnungen in Bergisch Gladbach

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In der Märchensiedlung bleibt sozialer Wohnungsbau  in moderner Bauform erhalten. Der Mangel ist trotzdem sehr groß.

Bergisch Gladbach – Die Stadt steht vor einem großen Problem: Es fehlen bezahlbare Wohnungen. Bei der Bürgerinformation zum Entwurf des Handlungskonzepts Wohnen im Bensberger Rathaus nutzen vor allem Investoren die Gelegenheit, ihre Bedenken vorzubringen.

Sie fürchten strikte Regelungen. Eine Teilnehmerin fordert die Stadtverwaltung auf, gegen den Leerstand von Wohnungen mit Sanktionen vorzugehen. „Ganze Häuser und Wohnungen stehen leer“, kritisiert die Bensbergerin. Sie möchte von der Stadt genaue Zahlen haben. Zudem verlangt sie, die Leerstände mit hohen Abgaben zu belegen: „Die Menschen brauchen dringend Wohnraum“, sagt sie.

Stadt Gladbach sieht kein Problem mit leerstehenden Häusern  

Marco Lassotta, Abteilung Stadtentwicklung, dagegen sagt, es gebe kein Problem mit leerstehenden Häusern. Dies würde eine Leerstandstatistik, die abgemeldete Zähler der Energieversorger erfasse, belegen. Doch auf Nachfrage dieser Zeitung können diese Daten nicht öffentlich gemacht werden.

Der Grund: „Die Statistik gibt nur einen ungefähren Einblick in die Situation, da die uns vorliegenden Daten nicht zwischen Wohnraum und Gewerbe oder Garagen unterscheiden“, sagt Stadtsprecher Martin Rölen. Grundsätzlich könne man aber festhalten: „Die dort ermittelte Leerstandsquote liegt aktuell bei 1,25 Prozent, also weit unter dem Maß, bei dem man von einer ausreichenden Fluktuationsreserve sprechen würde.“ In der Veranstaltung betont Lassotta, die Möglichkeiten gegen Eigentümer vorzugehen, seien sehr begrenzt. Die Fragestellerin will sich damit nicht zufrieden geben: „Dann muss man eben eine Satzung erlassen.“

Stadt  Gladbach setzt Hoffnungen auf eine 30 Prozent-Quote 

Bei Hinausgehen erzählt sie, dass sie sich in der Flüchtlingshilfe engagiert. „Ich kenne zwei Familien aus der Ukraine, die dringend ein Dach über dem Kopf brauchen.“ Sie selbst suche verzweifelt nach einer Wohnung für sich, ihren Sohn und ihre Mutter, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr alleine in ihrem Zuhause leben könne: „Aussichtslos. Ich finde nichts“, sagt sie resigniert.

Wohnkonzept

Frist läuft im September ab

Bis zum 9. September können die Gladbacher ihre Anregungen und Bedenken zum Entwurf des Handlungskonzepts Wohnen noch einbringen. Mit der Wohnraumanalyse beauftragte die Stadt ein Bonner Beratungsbüro. Der Entwurf sowie ergänzende Informationen können auf den städtischen Internetseiten eingesehen werden. (ub)

Hoffnung setzt die Stadtverwaltung in eine festgeschriebene Quote von 30 Prozent für öffentlich geförderten Wohnungsbau bei Neubauprojekten. Diese Zielvorgabe ist noch nicht festgeschrieben, sondern soll erst nach der Bürgerbeteiligung von der Politik festgelegt werden. „Wir hoffen, dass wir einen eindeutigen und klaren Beschluss an die Hand bekommen“, sagt Beigeordneter Ragnar Migenda, räumt aber ein, dass eine Versorgung aller Berechtigten mit geförderten Wohnungen unrealistisch sei.

1820 Sozialwohnungen in Bergisch Gladbach

Derzeit gibt es in der Stadt 1820 Sozialwohnungen. Das entspricht einem Anteil von nur drei Prozent am heutigen Wohnungsbestand. Mit einer 30 Prozent-Quote kann laut Gutachten das Angebot für Haushalte mit geringem Einkommen zumindest auf dem jetzigen Niveau gehalten werden.

Ein Projektentwickler im Publikum hält das zugrunde gelegte Datenmaterial von 2019 für zu alt. „Gerade steigen die Energiekosten extrem. Das macht die Mieten noch teurer.“ Der Bedarf an Sozialwohnungen würde weiter steigen. Er regt an, Investoren die Möglichkeit zu geben, die zu erfüllende Quote auch auf anderen Grundstücken einlösen zu können.

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Im Publikum sitzt auch Kirsten Jahn, ehemalige Grünen-Fraktionsvorsitzende im Kölner Stadtrat. Sie schlägt eine Bagatellgrenze nach unten vor. Bei Bauprojekten in der Größenordnung von nur 20 bis 30 Wohnungen, solle die 30 Prozent-Klausel nicht ziehen, um Investoren nicht zu verschrecken.

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