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Interview„Wir wollen in Bergisch Gladbach das Bewusstsein für eine saubere Umwelt schärfen“

Lesezeit 4 Minuten
Elmar Zimmermann wiegt einen blauen Müllsack.

Elmar Zimmermann organisiert die Müllsammelaktion in Bergisch Gladbach-Refrath. Die Gruppe Cleanup Refrath ist diesmal Mitorganisator am World Cleanup Day am 16. September.

Die Gruppe Cleanup Refrath ist Co-Organisator am World Cleanup Day. Elmar Zimmermann erzählt von seiner Motivation, Müll aufzusammeln.

Am Samstag, 16. September, wird am World Cleanup Day im Bergisch Gladbacher Stadtteil Refrath wieder Müll aufgesammelt. Elmar Zimmermann (51) hat 2021 die Gruppe Cleanup Refrath gegründet. Nach der dritten Teilnahme an der weltweiten Aktion ist das Refrather Team diesmal Mitveranstalter. Zimmermann berichtet von seiner Motivation, Zigarettenkippen und Verpackungsmüll aufzusammeln.

Was soll der World Cleanup Day bewirken?

Elmar Zimmermann: Es geht darum, die Welt besser zu machen. Wir wollen das Bewusstsein für eine saubere Welt schärfen. Durch die Zeitverschiebung räumen wir global am 16. September den ganzen Tag gemeinsam auf. Das fängt morgens in Neuseeland an und endet abends in Hawaii. Letztes Jahr haben sich weltweit insgesamt fast 15 Millionen Menschen in über 190 Ländern beteiligt. Die weltweite Aktion findet nun schon zum sechsten Mal statt.

Refrath ist zum ersten Mal Co-Organisator beim World Cleanup Day. Was bedeutet das?

Als Co-Organisator haben wir eine offizielle gelbe Fahne mit dem Logo des World Cleanup Day erhalten für die Öffentlichkeitsarbeit. Wir werden sie am Treff- und Abschlusspunkt auf dem Marktplatz hissen. Da ist dann auch ein GPS-Sender dabei, so dass man auf der Karte später sehen kann, wo überall auf der Welt Müll gesammelt worden ist.

Elmar Zimmermann platziert mit einem Müllgreifer ein Fundstück im Müllsack.

Einmal im Monat ist Elmar Zimmermann mit seinem Team auf den Straßen in Refrath unterwegs, um Unrat aufzusammeln.

Wie viele Menschen machen diesmal in Refrath mit?

Im vergangenen Jahr haben sich in Refrath rund 30 Helferinnen und Helfer beteiligt. Das war die größte Beteiligung, die wir bisher hatten. Und das trotz des schlechten Wetters. Wie viele diesmal mitanpacken, wird sich zeigen. An unseren regulären monatlichen Sammlungen beteiligt sich ein fester Stamm von zehn bis 15 Leuten.

Wie viel Müll kommt erfahrungsgemäß zusammen?

Das Ziel ist jedes Jahr, möglichst viel Müll aus der Natur zu entfernen. Am World Cleanup Day vor einem Jahr haben wir in Refrath 178 Kilogramm Unrat gesammelt. Das ist unser bisheriger Rekord. Wenn wir unsere monatlichen Sammlungen starten, kommen manchmal auch nur 30 Kilo zusammen. Aber auch das ist ein schönes Ergebnis, wenn man bedenkt, dass das ganze Zeug sonst in der Umwelt herumliegen würde. Insgesamt haben wir 1441 Kilo Müll seit 2021 in unseren 26 Sammlungen gesammelt. Am 16. September werden wir also die 1500er-Marke knacken.

Was ist die häufigste Art Müll, die Sie auf Straßen und in der Natur finden?

Zu Corona-Zeiten waren es vor allem Masken, die herumlagen. Ansonsten sind es Zigaretten, die wir massenweise überall finden. Das ist echt eine Katastrophe. Und es ist sehr mühselig, die Stummel aufzuheben. Ansonsten landen vor allem Getränkedosen und Verpackungsmüll von Schnellimbissen in unseren Müllsäcken. Letzte Woche hatten wir eine Sammlung an der Autobahnabfahrt Refrath. Das ist so ein typischer Ort, da geht das Fenster runter, und der Müll wird einfach rausgekippt. Die Grünstreifen am Refrather Weg sind immer vermüllt. Wo auch viel herumliegt, sind Parkplätze. Die Parkzettel bleiben nicht in den Autos, sondern werden auf den Boden geworfen.

An der Autobahn lag mal eine Playboy-CD, die dem Besitzer wohl nicht gefallen hat.
Edgar Zimmermann, Cleanup Refrath

Was war Ihr spektakulärstes Fundstück?

Oh, man findet so einiges, was man nicht erwartet. Am Refrather Weg haben wir letztens einen Fünf-Liter-Ölkanister gefunden. Beim Rausschmeißen ist der kaputtgegangen, sodass Öl ausgelaufen ist. An der Autobahn lag mal eine Playboy-CD, die dem Besitzer wohl nicht gefallen hat. Wir haben auch schon benutzte Kondome am Refrather Weg gefunden, die aus dem Auto geflogen sind. Dort lag auch mal eine große Tüte mit bestimmt 15 Windeln.

Schließen sich schon mal Leute spontan Ihren Müllaktionen an?

Das ist eher selten der Fall. Aber wenn wir unterwegs sind, bleiben oft Leute stehen und bedanken sich dafür, dass wir das ehrenamtlich machen.

Werden Sie von der Stadt Bergisch Gladbach unterstützt?

Bei allen Sammlungen, auch beim World Cleanup Day, stellt der Abfallwirtschaftsbetrieb Müllsäcke und Handschuhe zur Verfügung. Die Müllgreifer habe ich aus eigener Tasche finanziert. Der Abfall wird am folgenden Werktag an einem vereinbarten Ort abgeholt. In Refrath gibt es noch eine zweite Gruppe, die Rakete-Refrath, die dem Bürger- und Heimatverein unterstellt ist. In Refrath werden also zweimal pro Monat Straßen und Wege gereinigt. Das ist wirklich ein Glück. Sonst würde es in Refrath nicht so sauber aussehen.


Touren in kleinen Gruppen

Jede und jeder kann beim World Cleanup Day am 16. September mitmachen. Treffpunkt in Refrath ist um 14 Uhr auf dem Marktplatz. In kleinen Gruppen werden verschiedene Touren, etwa 90 Minuten lang, gegangen: etwa ins Zentrum und um Kahnweiher und Zaubersee herum. Alle benötigten Materialien (Müllgreifer, Handschuhe und Müllsäcke) werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Die monatlichen Sammlungen werden auf Facebook und nebenan.de angekündigt. Die Gruppe ist per E-Mail, cleanuprefrath@yahoo.com, erreichbar. (ub)