Interview mit Rolf Deiters„Ich sehe den Staat in Gefahr“

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Schulzentrum_Odenthal

Das Schulzentrum in Odenthal-Buchmühle

Odenthal – Rolf Deiters (78), Jurist und lange Jahre Leiter eines Arbeitsamtes, trat 1971 in die SPD ein und ist seit mehr als 35 Jahren im Odenthaler Gemeinderat und seinen Ausschüssen aktiv. Nun zieht sich der langjährige Fraktionschef zurück. Über seine Erfahrungen sprach er mit Stephanie Peine.

Kommunalpolitik ist oft ein mühseliges Geschäft. Was hat Sie angetrieben? Dass wir noch nie in einem so demokratischen Staat mit einem solchen Grundgesetz gelebt haben, für den es lohnt, sich einzusetzen. Ich war immer etwas aufsässig, bin oft auf die Barrikaden gegangen. Auch bei den Protesten auf der Rheinbrücke in Duisburg-Rheinhausen (gegen die Schließung des dortigen Hüttenwerkes 1987, d. Red.) war ich dabei. Auch wenn ich kein blütenreiner Sozialist bin. Ich würde mich eher als sozialliberal bezeichnen.

Sehen Sie diesen Staat in Gefahr?

Rolf Deiters

Rolf Deiters (SPD) zieht sich aus der Ratsarbeit zurück.

Ja, durch das fehlende Interesse von vielen, die noch nie etwas anderes erlebt haben. Mein Vater ist als Soldat in Russland vermisst, ich bin in Berlin geboren, später sind wir in den Westen geflohen. Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass ein demokratischer Staat keine Selbstverständlichkeit ist.

Ihr Sohn folgt Ihnen als Fraktionsvorsitzender –ist die SPD Odenthal ein Familienunternehmen?

So würde ich das nicht ausdrücken. Aber mein Sohn begleitet mich schon seit vielen Jahren. Wir sind eben eine sehr politische Familie.

Was konnten Sie in Odenthal erreichen? Ohne die SPD würde es das Gymnasium Odenthal wohl nicht geben, auch der Kreisverkehr am Rathaus gehört dazu, an vielen Stellen haben wir um den Erhalt von grünem Land gekämpft….

Was war nicht umsetzbar?

Mit unseren Anträgen zu mehr Bürgerbeteiligung sind wir immer wieder aufgelaufen. Auch mit der Übertragung von Sitzungen, damit die Bürger und Bürgerinnen sich ein Bild von den Rats- und Ausschussmitgliedern und ihren Beiträgen machen können. Wir sind oft an den Mehrheitsverhältnissen gescheitert. Die SPD könnte jetzt davon profitieren, dass sie das Zünglein an der Waage sein könnte, etwa beim geplanten P&R-Parkplatz am Schulzentrum, den die Grünen nicht wollen.

Warum hat die SPD bei der Wahl vergleichsweise schlecht abgeschnitten?

Wir sind noch bei der Analyse. Aber wir haben wohl den Jugendlichen, die erfreulicherweise sehr zahlreich gewählt haben, nicht deutlich machen können, dass auch die SPD für den Schutz der Umwelt steht. Grüne Themen hat die SPD nicht für sich als Markenzeichen entwickeln können. Was müsste in Odenthal dringend passieren? Mehr und frühere Bürgerbeteiligung. Auch die Parkplatzsituation im Zentrum drängt. Die Schulen müssen auf hohem Niveau gehalten werden.

Sie wollen weiter als Sachkundiger Bürger mitarbeiten. Wo?

Im Planungsausschuss. Dort habe ich vor langer Zeit auch einmal angefangen.

Was ist Ihre Bilanz?

Vielleicht war nicht jede Stunde der politischen Arbeit nützlich. Manchmal hatte ich auch Zweifel, meine Freizeit zu opfern. Letztlich bin ich mir aber sicher: Wenn es um den Erhalt unserer Demokratie geht, sollte einem keine Stunde zu schade sein.

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