Das Ende des Splash?Ohne Bezuschussungen steht es schlecht um die Zukunft des Bades

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Das Bad in Kürten hat eine bewegte Geschichte. Die jetzigen Eigentümer möchten mehr Geld von der Gemeinde.

Das Bad in Kürten hat eine bewegte Geschichte. Die jetzigen Eigentümer möchten mehr Geld von der Gemeinde.

Kürten – Auf der Liste der Sorgenkinder steht das Kürtener Splash-Bad seit seiner Eröffnung 1996. Im Augenblick ist es coronabedingt geschlossen. Aber anders als etwa beim Gladbacher Mediterana-Bad, wo die Eigentümer die Wiedereröffnung kaum erwarten können, sehen die Betreiber vom Splash für die Zukunft schwarz – wenn die Kommune nicht ihre Unterstützung massiv erhöht.

Bad ist an vielen Stellen sanierungsbedürftig

Dabei schwärmt der neue Badberater Jörg Suchanka für das Freizeitbad: „So einen Schatz wie das Splash-Bad bekommt Kürten nicht wieder.“ Mit ähnlichen Worten hat er im Hauptausschuss der Gemeinde die Visionen für das Splash-Bad der Zukunft dargestellt, gemeinsam mit Badeigentümer Ibrahim Kakakci. Fitnesscenter, Feriendorf und Jugendherberge könnten kommen, finanziell unterstützt von Investoren.

Wunderbare Zukunftsperspektiven. Außerdem „schenke“ das Bad der Gemeinde auch das Schulschwimmen, rund 45 000 Euro jährlich. Künftig könnten die Schulen auch montags schwimmen. Das war bislang nicht möglich.

Aber die schönen Perspektiven können nicht über hässliche Tatsache hinwegtäuschen: Das Bad ist an vielen Stellen sanierungsbedürftig. Auch wegen der teuren Sanierung soll die Gemeinde ihren jährlichen Zuschuss erhöhen. Gestiegene Kosten für Energie und Wasser schlagen zusätzlich ins Kontor. „Definitiv“ benötige das Bad einen höheren Zuschuss, sagt Suchanka.

Diskutiert wird laut Suchanka über 600 000 Euro jährlich, bei einer anvisierten Vertragsdauer von 15 Jahren sind das 9 Millionen Euro. Bislang gibt die Gemeinde jährlich 210 000 Euro im Jahr, also 400 000 Euro weniger als die anvisierte Unterstützung. Auch vor dem Hintergrund der Pandemie sei eine „operative Stabilisierung“ erforderlich, meint der Badberater. Schon vor der Pandemie habe es einen leichten Abwärtstrend gegeben. Gegensteuern will das Bad mit „Kompetenz und Qualität“ und einer „Personalpolitik der festangestellten Kräfte“.

Von einem enormen Sanierungsstau ist im Splash-Bad die Rede. Auch dies verursacht hohe Kosten.

Von einem enormen Sanierungsstau ist im Splash-Bad die Rede. Auch dies verursacht hohe Kosten.

Das Treffen im Ausschuss hatte auch das Ziel, die Stimmung für eine höhere Ausgabe auszuloten. Ergebnis: ungewiss. Bilanzen müssten nachgeliefert werden, heißt es da etwa. Teile der Politik scheinen derzeit nicht gewillt, diese Kostensteigerung zu akzeptieren. Zum Haushaltsentscheid 2021, Mitte Anfang März, erhofft sich das Bad eine Zusage. Die Politik dürfe nicht für eventuelle Schwierigkeiten beim Bad verantwortbar gemacht werden, heißt es zurückhaltend von den Parteien. Das Bad solle der Politik fachliche testierte Zahlen vorlegen, so die Forderung. Ob man sich finanziell irgendwo dazwischen einigt, auch das ist offen.

Besucherzahlen müssten sich verdoppeln

Ohne Bad in Kürten müssten die Kinder mit Bussen zu Nachbarbädern gefahren werden, die Kosten dafür würden nach Schätzungen bei 100 000 Euro liegen. Ob Kapazitäten frei sind in den Nachbarorten Bergisch Gladbach, Lindlar oder Wipperfürth, wäre die nächste Frage. Und am Bad hängen etwa 30 Arbeitsplätze. Die Entscheidung über die Finanzen ist der wichtigste Beschluss seit der vorübergehenden Schließung 2006. Allen Beteiligten ist klar: Es geht um die Zukunft des Bades.

Das Splash habe großes Potenzial, sagt Suchanka, „das haben wir mit einer Analyse ermittelt.“ Aber das Bad sei auch ist in die Jahre gekommen. „Alle Bilanzen und Zahlen, die gefordert wurden von Politik und Verwaltung, liegen seit langem vor“, betont Suchanka. Mehr Transparenz sei aus Bad-Sicht nicht möglich, der vorgelegte Businessplan reiche bis 2025. „Es ist ausgeschlossen, das Bad ohne Zuschuss zu betreiben.“ Dafür müssten sich die Besucherzahlen auf 250- bis 300 000 Euro im Jahr verdoppeln.

Die Konkurrenz zum Calevornia Leverkusen und zum Mediterana in Bensberg sei auch da, das merke er bei der Personalsuche. „Da stehen wir im dauernden Wettbewerb um die guten Leute.“ Nur mit Gratifikationen seien neue Mitarbeiter zu bekommen. Suchanka weist darauf hin, dass es andernorts gar keine freien Kapazitäten für das Kürtener Schulschwimmen gebe. Auch darüber müsse bei einer Entscheidung nachgedacht werden. Grundsätzlich geht es Suchanka um die Bedeutung des Bades für die Kommune und um den Wert, dem man dem Bad finanziell zumisst. Da hänge Kürten hinterher.

Noch im Frühjahr soll über eine Bezuschussung entschieden werden

Von einer überwiegend sachlichen Atmosphäre im Ausschuss berichtet Bürgermeister Willi Heider. Die Jahresabschlüsse 2018 und 2019 seien erneut aus der Politik gefordert worden, darüber werde man sich mit den Akteuren am Splash noch einmal austauschen. „Es hat auch kritische Nachfragen aus der Politik gegeben“, sagt Heider: „Das Bestreben ist es, das Bad zu erhalten. Aber nicht um jeden Preis.“ Über Sanierungsstau, Personalpolitik und Zukunftspläne sei in der Sitzung gesprochen worden.

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Rund zweieinhalb Stunden habe die Diskussion gedauert. Das Paket mit den finanziellen Vorstellungen der Bad-Eigentümer gehe jetzt in die Haushaltsberatungen, Mitte Februar werde im Hauptausschuss vorberaten, Anfang März im Rat entschieden. Auch das vorliegende Zahlenmaterial werde von der Verwaltung aufbereitet und an die Politik gegeben. „Dann müssen wir sehen.“

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